Darum gehts
- Touristin am Ballermann möglicherweise von Hai gebissen, Strand gesperrt
- Experten zweifeln an Hai-Angriff, andere Meerestiere könnten Verursacher sein
- Über 40 Badegäste in Südfrankreich 2022 von Drückerfischen gebissen
Ältere erinnern sich vielleicht noch an den deutschen Film «Hai-Alarm auf Mallorca» aus dem Jahr 2004 mit Ralf Moeller (66). Ein völlig übertriebener Actionfilm.
Doch jetzt könnte die Fiktion die Realität eingeholt haben. Eine Touristin (85) aus Italien wurde am Dienstag in die Wade gebissen, als sie ins Meer am «Balneario 6» von Playa de Palma ging, auch als «Ballermann 6» bekannt. Die Rede ist von einer schweren Bisswunde und starken Blutungen. Danach wurde der Stand gesperrt. Hai-Alarm!
Im Verdacht: ein Blauhai. Ob es aber wirklich ein Blauhai war, ist unklar. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, Experten zweifeln. Die Wunde zeige keine dafür typischen Bissspuren.
Tatsächlich gibt es auch zahlreiche andere Tiere, die im Mittelmeer unterwegs sind und auch zubeissen können. Blick zeigt den Kreis der Verdächtigen.
Drückerfisch
Der Drückerfisch (Balistes capriscus) ist eigentlich menschenscheu, doch in der Paarungszeit und auf Futtersuche kann der kleine Kerl schnell aggressiv werden. Und auch, sobald man seinem Nestkegel, der sich auf dem Meeresgrund befindet, zu nahe kommt. Kommen ihm Schnorchler und Taucher zu nahe, fühlt sich der Drückerfisch bedroht.
Und dann beisst er auch mal zu. Die Fische verfügen über ein robustes Gebiss mit 14 Zähnen. Im Sommer 2022 sorgten mehrere Attacken von Drückerfischen in Südfrankreich für Schlagzeilen. Damals wurden über 40 Badegäste in die Beine und Waden gebissen.
Stachelrochen
Stachelrochen (Dasyatis) halten sich im Mittelmeer, auch vor Mallorca, auf. Sie leben am Boden und schwimmen dementsprechend oft gut getarnt am Grund. Beissen können sie nicht, aber sie haben einen Stachel, der giftig ist und mit dem sie zustechen können. In der Regel meiden sie aber die Konfrontation und sind nicht aggressiv. Nur wenn sie sich bedroht fühlen, stechen sie zu.
Petermännchen
Der Name klingt zwar süss, aber Petermännchen (Trachinidae) sind nicht ohne. Der Stich des Fisches ruft schwere Schmerzen und Schwellungen hervor. In seltenen Fällen kann er zu Kreislaufkollaps und Herzrhythmusstörungen führen. Das Petermännchen gehört zu den gefährlichsten Gifttieren in Europa.
Die kleinen Fische verstecken sich am Tag im Sand sowie im Schlamm und können daher auch für Badegäste eine Gefahr sein, die gerade auf dem Weg ins tiefe Wasser sind.
Hasenkopf-Kugelfisch
Klingt auch herzig, kann aber extrem gefährlich sein: der bis zu sieben Kilo schwere Hasenkopf-Kugelfisch. Einst lebte der Lagocephalus sceleratus im Roten Meer, kam dann über den Suez-Kanal ins Mittelmeer und hat sich bis an die Adria ausgebreitet. 2003 wurde er in der Ägäis zum ersten Mal gesichtet.
Der Kugelfisch hat einen kräftigen Biss, durchschlägt sogar Metall. Es wurden bereits Fälle gemeldet, bei denen Finger amputiert werden mussten. Also besser Abstand halten! Damit nicht genug: Sein Nervengift Tetrodotoxin kann töten. Deshalb ist vom Verzehr abzuraten. Forscher der Universität Pula in Kroatien sehen in der invasiven Art eine direkte Gefahr für den Tourismus.
Portugiesische Galeere
Sie sieht faszinierend aus, doch der Portugiesischen Galeere (Physalia physalis) sollte man nicht zu nahe kommen. Die hochgiftigen Quallen werden immer wieder an der Küste Mallorcas gesichtet. In der Vergangenheit musste Strandabschnitte schon ihretwegen gesperrt und Badegäste aus dem Meer gerettet werden.
Im strengen Sinne ist die Galeere übrigens keine Qualle, sondern eine riesige Polypenkolonie, in der jedes Individuum eine bestimmte Aufgabe übernimmt. Mit blau schimmerndem Körper und bis zu 50 Meter langen Tentakeln ist sie in den Weltmeeren unterwegs – und wer mit ihr in Berührung kommt, erleidet starke Schmerzen. Für den Menschen verläuft eine Begegnung mit dem Nesseltier aber nur selten tödlich.