Darum gehts
- Schlangenplage auf Mallorca sorgt für Sorge bei Touristen und Einheimischen
- Invasive Hufeisen- und Treppennattern bedrohen heimische Tierarten auf den Balearen
- Tausende Schlangen wurden gefangen, vollständige Ausrottung scheint unwahrscheinlich
Sie sind lang, agil und unberechenbar. Schlangen lassen es bei vielen Menschen kalt den Rücken herunterlaufen. Und aktuell schlängeln sich viele Reptilien auf Mallorca. Die beliebte spanische Ferieninsel wird von einer Plage heimgesucht und verängstigt Touristen und teils auch Einheimische.
«Wir prangern die besorgniserregende Situation an», schreibt der Verband für ökologische Landwirtschaft Mallorcas (APAEMA) in einer Mitteilung. Diese liest sich wie ein Hilferuf. «Das sichtbarste Problem sind derzeit die invasiven Schlangen, die bereits grosse Teile der Insel besiedelt haben.» Nicht nur für Menschen bestehe Gefahr, sondern auch für andere Tierarten.
«Die Schlangen sind sehr schnell und sehr rabiat»
Auf Mallorca besonders verbreitet ist eine invasive Schlange, die Hufeisennatter. Weniger verbreitet ist dagegen die Treppennatter. Es handelt sich ebenfalls um eine invasive Schlange. Und: Es gibt die Tiere nicht nur auf Mallorca, sondern auch auf den Nachbarinseln.
Hans Achilles (51) kennt das Problem. Der Landschaftsarchitekt von Son Muda Gardens lebt auf Mallorca. «Für viele ist das ein Schock», sagt der Deutsche im Gespräch mit Blick. «Die Schlangen sind sehr schnell und sehr rabiat.» Immerhin seien sie nicht giftig. Auch er hat die Tiere bereits auf seinem Grundstück gesichtet. Zugleich warnt er vor Verwechslungen. Es gebe durchaus auch heimische Schlangenarten, die unter Artenschutz stünden.
Schlangen werden eingeschleppt
Achilles weiss auch, wie die invasiven Schlangen auf die Insel gekommen sind. «Sie wurden vom Festland aus über Olivenbäume eingeschleppt.» Bei Fincabesitzern sind diese Bäume besonders beliebt. Die Bäume verfügen über grosse Hohlräume. Werden die Bäume etwa im Winter auf die Insel transportiert, können die Schlangen ideal in den Hohlräumen überwintern.
Doch wie wird man der Lage Herr? Die Behörden versuchen, die Plage einzudämmen, jedenfalls auf staatlichen Grundstücken. «In den Naturschutzgebieten werden die Tiere aktiv gefangen», sagt Achilles. Auf den Privatgrundstücken sehe es anders aus. Dort müssten die Besitzer selbst Fallen aufstellen.
Hans Achilles stellt mit seinem Unternehmen selbst auf Wunsch Schlangenfallen in den Fincas auf. «Es gibt aber viele, die es nicht machen.» Es seien bereits Tausende Schlangen gefangen worden. Und was, wenn man die Tiere selbst nicht einfangen kann? «Es ist mittlerweile die Norm, dass man so eine Schlange tötet, wenn man sie sieht.» Die grosse Herausforderung: Die invasiven Schlangenarten werden knapp doppelt so gross wie die einheimischen.
«Ich denke, der Zug ist abgefahren»
Wie blickt der Deutsche in die Zukunft? «Ich glaube, die Schlange wird man auf Mallorca kaum ausrotten können», sagt er. «Ich denke, der Zug ist abgefahren.» Stattdessen werde man mit den Schlangen auf der Insel leben müssen. Auf Mallorca kommen die Behörden kaum noch hinterher mit dem Einfangen der Tiere.
Die Hufeisennatter und die Treppennatter sind ungiftig – und daher für den Menschen ungefährlich. Sie können aber aggressiv reagieren, etwa, wenn sie sich bedroht fühlen. Für bestimmte Tiere ist ihre Ausbreitung hingegen durchaus problematisch. So ernähren sich die Schlangen auf den Balearen etwa von heimischen Eidechsen – und gefährden so die Eidechsenfauna. Zudem sind die Schlangen insbesondere auch eine Gefahr für Vögel und kleine Säugetiere.