Hamas-Kämpfer haben im Gebiet Rafah im Gazastreifen mit Panzerabwehrwaffen und Scharfschützengewehren das Feuer auf israelische Streitkräfte eröffnet, wie israelische Medien berichten. Die israelischen Soldaten erwiderten demnach das Feuer und sollen Durchsuchungen durchgeführt haben. Die Hamas teilte mit, sie sei nicht für den Angriff verantwortlich. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Später wurden israelische Luftangriffe südwestlich von Gaza-Stadt gemeldet, wie es in sozialen Medien heisst. In palästinensischen Medien ist die Rede von einer Welle von israelischen Luftangriffen in Gaza-Stadt. Ein palästinensischer Reporter spricht auf X von einem möglichen Drohnenangriff auf das Al-Schifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens.
Unter Opfern sollen auch Kinder sein
Hamas-Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, dass mindestens 50 Menschen getötet worden seien, darunter 22 Kinder. Etwa 200 Menschen seien zudem verletzt worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Angaben aus Spitälern im Gazastreifen zufolge soll es bis zum Mittwochmorgen 91 Tote gegeben haben, darunter Dutzende Minderjährige, so die Nachrichtenagentur AFP. Es wären die meisten Todesopfer seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober.
Wie das Büro von Benjamin Netanyahu (76) auf X mitteilte, hatte der Premierminister der Armee nach einer Sicherheitsberatung befohlen, sofort «intensive Angriffe» im Gazastreifen durchzuführen. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (70) sprach von einer Reaktion auf vorausgegangene tödliche Attacken der Hamas auf israelische Soldaten im Gazastreifen.
Waffenstillstand auf der Kippe
Die Waffenruhe zwischen der islamistischen Hamas und Israel droht wegen wiederholten Angriffen beider Seiten zu kippen. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 90 Palästinenser getötet. Vor gut einer Woche wurden zwei israelische Soldaten bei einem Angriff mit einer Panzerfaust getötet.
Nach der Übergabe sterblicher Überreste einer bereits beigesetzten Geisel kündigte die Hamas am Dienstag die Übergabe einer weiteren Leiche an. Diese sollte um 20 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) übergeben werden. Die Leiche sei in einem Tunnel gefunden worden. Schliesslich wurde die Übergabe jedoch verschoben. Der militärische Hamas-Arm, die Kassam-Brigaden, teilte bei Telegram mit, es handele sich um eine Reaktion auf «Verstösse der Besatzung (Israel)». Neue Angriffe Israels würden die Bergungsarbeiten behindern und die Rückgabe verzögern.
Streit um sterbliche Überreste
Die Übergabe der sterblichen Überreste von Geiseln erfolgt bisher über Repräsentanten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). So wurden auch am Montagabend sterbliche Überreste an Israel übergeben. Forensische Untersuchungen in Israel brachten in der Folge ans Licht, dass diese zu einem Israeli gehörten, dessen Leiche die Armee bereits im Herbst 2023 nach Israel gebracht hatte.
Im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump (79) musste die Hamas bereits vor mehr als zwei Wochen insgesamt 28 Leichen von Geiseln übergeben. 13 Leichen übermittelte die Terrororganisation bis jetzt noch nicht. Sie erklärt dies mit den schwierigen Bedingungen vor Ort. Nach Medienberichten erwägt Israel Gegenmassnahmen, wie etwa die Ausweitung des Gebiets, das das Land in dem Küstenstreifen noch kontrolliert.