Darum gehts
- Saudi-Arabien baut Megastadt «The Line»: 170 Kilometer lang, 500 Meter hoch, 200 Meter breit
- Experten warnen wegen der Dimensionen vor unvorhersehbaren Wetterereignissen und verstärkten Extremwettersituationen
- Projekt soll 500 Milliarden Dollar kosten und Platz für neun Millionen Einwohner bieten
Saudi-Arabien will mit der geplanten Megastadt «The Line» alle Dimensionen sprengen. Im Nordwesten des Wüstenstaats soll eine unvergleichliche Stadt entstehen – 170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und 200 Meter breit. Doch Experten warnen nun, dass das Megaprojekt extreme Auswirkungen auf das lokale Wetter haben könnte, wie der «Focus» berichtet.
2021 startete man mit dem Bau der linienförmigen Stadt, die bis 2045 fertiggestellt sein und Platz für neun Millionen Einwohner bieten soll. Bereits ab 2030 hätten rund 1,5 Millionen Menschen in die Megastadt einziehen sollen. Doch seit April 2024 hat man diese Pläne zurückgeschraubt.
Bis 2030 werden demnach nur die ersten 2,5 Kilometer fertig sein und 300’000 Einwohner einziehen können. Das Bauprojekt soll rund 500 Milliarden Dollar kosten; es bildet das Herzstück des saudi-arabischen Gigaprojekts Neom. Fraglich bleibt, wie umsetzbar die Pläne schlussendlich sein werden.
Megastadt begünstigt Extremwetter
Experten haben nun in den enormen Dimensionen ein Risiko für unvorhersehbare Wetterereignisse erkannt. Donald Wuebbles, Professor für Meteorologie an der US-Universität in Illinois und wissenschaftlicher Berater des Projekts Neom erklärte gegenüber der «Financial Times», dass «The Line» Niederschlagsmengen verändern könnte.
Eine Studie der Universität Lausanne bekräftigt diese These. Über sieben Jahre untersuchten die Forscher, wie sich die Niederschlagsintensität, die räumliche Struktur und die Sturmentwicklung in acht städtischen Gebieten in Europa und in den Vereinigten Staaten veränderte. Das Ergebnis: Regenfälle intensivieren sich über städtischen Gebieten – je grösser die Stadt, desto grösser das Ausmass. Weiter zeigte sich: Der Niederschlag fällt über Städten räumlich konzentriert aus. Die Folge: verstärkte Extremwetterereignisse und Hochwasserrisiko.
Gigantische Oberfläche verstärkt enorme Niederschläge
Die saudi-arabische Mega-Stadt mit den verspiegelten Glasfassaden soll klimaneutral versorgt werden – dafür werden auch gigantische Solarfelder gebaut. An der Universität Hohenheim in Stuttgart haben Forschende in einer Studie gezeigt: Gigantische Oberflächen, wie etwa weite Solarfelder in den Vereinigten Arabischen Emiraten, können Regenfälle regional verstärken.
Denn sehr grosse «künstliche schwarze Oberflächen» erwärmen sich. «Unter dem Einfluss der täglichen VAE-Meeresbrise kann dies unter den richtigen Bedingungen zur Auslösung von Konvektion führen», folgern die Studienautoren. Darunter versteht man Schauer und Gewitter, die kurz und lokal konzentriert, jedoch von hoher Intensität sind. In der gigantischen Fassade der Megastadt sieht der Meteorologe Donald Wuebbles ein weiteres Risiko: Wind und Sandstürme könnten sich verstärken.