Darum gehts
- Intervallfasten erfreut sich als einfache Ernährungsmethode wachsender Beliebtheit
- Forschende aus Deutschland untersuchten während zwei Wochen 31 übergewichtige Frauen
- Die Studienresultate unterstreichen die Wichtigkeit von Kalorienreduktion und Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme
Es bleibt dabei: Du bist, was du isst. Allein die Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf einen bestimmten Zeitraum des Tages hilft nicht bei der Gewichtskontrolle und der Stoffwechselgesundheit. Was am Ende zählt, ist die Anzahl der aufgenommenen Kalorien.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und der Berliner Charité ist der Frage nachgegangen, ob beim Intervallfasten die Stoffwechselverbesserungen durch die Beschränkung der täglichen Essenszeit selbst oder durch eine damit einhergehende Kalorienrestriktion hervorgerufen werden. Was die Forschenden herausgefunden haben, zeigt: Wer beim Intervallfasten nur die Uhr im Blick hat und Kalorien ignoriert, macht einen klassischen Fehler.
Essensfenster von maximal zehn Stunden
In der Regel wird der Tag beim Intervallfasten in ein Essensfenster von maximal 10 Stunden und eine Fastenperiode von mindestens 14 Stunden aufgeteilt. Die Methode erfreut sich als eine einfache Ernährungsmethode zur Kontrolle des Körpergewichts und zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit wachsender Beliebtheit.
Nagetiere schützt diese Ernährungsweise vor Fettleibigkeit und damit verbundenen Stoffwechselstörungen. In ähnlicher Weise haben Studien am Menschen zahlreiche positive Effekte gezeigt. Die Methode gilt auch als vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Insulinresistenz und Diabetes.
Energiezufuhr nicht sorgfältig überwacht
Olga Ramich, Leiterin der Abteilung Molekularer Stoffwechsel und Präzisionsernährung am DIfE und Professorin an der Charité, untersuchte für ihre Studie 31 übergewichtige Frauen. Über jeweils zwei Wochen nahmen die Teilnehmerinnen ihre Mahlzeiten entweder zwischen 8 und 16 Uhr oder zwischen 13 und 21 Uhr ein. Kalorien- und Nährstoffzusammensetzung blieben dabei wie gewohnt, wurden jedoch – wie auch die körperliche Aktivität – engmaschig kontrolliert.
Tatsächlich wurden in den meisten bisherigen Studien die Energiezufuhr oder andere potenzielle Störfaktoren nicht sorgfältig überwacht, wie die Studienautoren im Fachjournal «Science Translational Medicine» schreiben.
«Unbeabsichtigte Kalorienreduktion»
Ramich und ihr Team beobachteten neben Energiezufuhr und körperlicher Aktivität unter anderem auch den Blutzuckerspiegel und das Körpergewicht und nahmen den Probandinnen mehrere Blutproben ab. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen zeigen die Resultate keine klinisch relevanten Veränderungen – zumindest nicht nach der kurzen zweiwöchigen Intervention. «Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gesundheitlichen Vorteile früherer Studien vor allem durch eine unbeabsichtigte Kalorienreduktion entstanden sind, aber nicht durch die verkürzte Essenszeit selbst», sagt Ramich.
Die Studie zeigt, dass die Kalorienreduktion für die gesundheitlichen Vorteile von Intervallfasten eine zentrale Rolle spielt. Ramich: «Wer abnehmen oder seinen Stoffwechsel verbessern möchte, sollte nicht nur auf die Uhr, sondern auch auf die Energiebilanz achten.»
Taktgeber für biologische Rhythmen
Eine weitere Erkenntnis aus der Studie ist, dass die Essenszeiten die innere Uhr beim Menschen beeinflussen: Das Timing der Nahrungsaufnahme wirkt als Taktgeber für die biologischen Rhythmen – ähnlich wie das Tageslicht.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benutzten zur Bestimmung der inneren Uhrzeit einen von der Charité Berlin entwickelten Bluttest, den sogenannten Bodytime-Test. Wie sich zeigte, waren die inneren Uhren der Studienteilnehmerinnen unterschiedlich eingestellt, je nachdem, ob sie ein frühes oder ein spätes Essensfenster hatten. Zeitdifferenz: durchschnittlich 40 Minuten.