Jeremy Hunt steigt ins Rennen um die May-Nachfolge
Saubermann will Johnson stoppen

Der Mann, der den Briten den Brexit eingebrockt hat, bekommt einen ernsthaften Konkurrenten: Aussenminister Jeremy Hunt. Die beiden Top-Kandidaten kämpfen nun um die Gunst von 160'000 Parteimitgliedern.
Publiziert: 20.06.2019 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2019 um 19:51 Uhr
Boris Johnson geht als Favorit in die Stichwahl.
Foto: AFP
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Fabienne Kinzelmann

Wer wird Grossbritanniens nächster Premierminister? Die beiden Top-Kandidaten stehen fest: Boris Johnson (55) und Aussenminister Jeremy Hunt (52). Im finalen Wahlgang der Tory-Abgeordneten erhielt Johnson 160 von 313 abgegebenen Stimmen, Hunt 77. Umweltminister Michael Gove (51) schied mit 75 Stimmen knapp aus. Das gab die Fraktion am Donnerstagabend bekannt.

Johnsons Sieg stand eigentlich nicht zur Debatte. Bereits bei den letzten Wahlgängen stand fast die Hälfte der Tory-Abgeordneten in der Nachfolgefrage hinter dem ehemaligen Londoner Bürgermeister – und damit ausgerechnet hinter dem Mann, der den Briten den Brexit eingebrockt hat. Bei der Basis ist Johnson extrem beliebt, doch nicht wenige Parteikollegen haben die Schnauze von ihm gehörig voll.

Nach dem Brexit-Referendum 2016, das er massgeblich beeinflusst hatte, scheute er die Verantwortung – Theresa May (62) übernahm. Johnson wurde Aussenminister, schmiss das Amt aber Anfang 2018 hin. Jeremy Hunt rückte auf den Posten – und die Briten atmeten auf.

Hunt stellte eigene Ehefrau falsch vor

Hunt gilt vergleichsweise als Saubermann. Hunts gröbster diplomatischer Patzer bisher: Versehentlich hatte er einmal seine japanische Ehefrau als Chinesin vorgestellt. Nach Pleiten, Pech und Pannen mit Johnson vertrat der Sohn eines Admirals der Royal Navy den Inselstaat souverän in der internationalen Politik. Als ehemaliger Gesundheitsminister war ihm bewusst, was der Brexit für die Briten bedeuten würde – unter anderem, weil ein Viertel der Ärzte in Grossbritannien aus dem Ausland stammt.

Hunt selbst war eigentlich auch für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU. Allerdings kritisierte er das Auftreten Brüssels in den Verhandlungen später als «arrogant». In den vergangenen Monaten hat Hunt seinen Ton geschärft. Auch sein Einfluss im Kabinett ist nach und nach gewachsen. Einen Ausstieg aus der EU ohne Abkommen, wie ihn Johnson für möglich hält, hat Hunt als «politischen Selbstmord» bezeichnet.

May nahm nicht persönlich an Abstimmung teil

In einer Stichwahl haben nun die etwa 160'000 Parteimitglieder das letzte Wort. Ein Dutzend Bewerber wollte die Nachfolge von Theresa May übernehmen, am Donnerstag wurde die Zahl auf zwei reduziert. Noch-Premierministerin Theresa May bewahrte Stillschweigen über ihren Favoriten. Laut «Politico» soll May, die seit 7. Juni nur noch kommissarisch im Amt ist, nicht mal ihrem Mann Philip erzählt haben, wie sie abstimmen will. Ihr Geheimnis wahrte Parteikollege Charles Walker (51), der für sie abstimmen durfte – May selbst reiste zum zweitägigen EU-Gipfel nach Brüssel.

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