Sprachpuff im Südtirol
Italiener genervt von deutschen Schildern

Sprachstreit in Südtirols Bergen: Der Präsident des italienischen Alpenvereins kritisiert einsprachige deutsche Beschilderung. Er warnt vor Gefahren für italienische Touristen und fordert zweisprachige Wegweiser in beliebten Wandergebieten.
Publiziert: 14:29 Uhr
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Aktualisiert: vor 36 Minuten
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Carlo Zanella, Präsident des Alpenvereins Südtirol, ist genervt, dass immer häufiger Schilder in den Bergen nur noch auf Deutsch beschriftet seien.
Foto: Facebook

Darum gehts

  • Konflikt um deutsche Beschilderung in Südtiroler Bergen entfacht erneut
  • Italienische Touristen verlaufen sich wegen fehlender zweisprachiger Wegweiser
  • Südtirol hat drei Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Gefühlt gehört Südtirol noch zu Österreich, auch wenn es natürlich schon über 100 Jahre italienisch ist. Kein Wunder: Gipfelnamen klingen vertraut, man kann etwa an der «Regensburger Hütte» eine Pause einlegen, auch Wegweiser sind in der Muttersprache. Und genau das sorgt jetzt für rote Köpfe.

Immer häufiger seien Schilder in den Bergen nur noch auf Deutsch beschriftet, kritisiert der Präsident des italienischen Alpenvereins CAI Alto Adige, Carlo Zanella, in der Lokalzeitung «Corriere dell'Alto Adige».

Er habe italienische Touristen getroffen, die sich verlaufen hätten, weil sie zum Monte Luco wollten; auf den Wegweisern habe jedoch nur der deutsche Name «Laugenspitze» gestanden. Das könne in den Bergen gefährlich sein, sagte Zanella. Weitere Problemzonen seien etwa das Pustertal oder Ritten, wo es trotz vieler italienischer Besucher laut Zanella keine zweisprachige Beschilderung gebe.

Ende Juli sorgte Carlo Zanella für Schlagzeilen, weil er über die Massen an Touristen schimpfte, die bloss wegen eines coolen Fotos der berühmten Dolomiten-Gipfeln des Seceda (2519 Meter über Meer) kommen. Sie seien schlecht ausgerüstet, laut und würden ihren Abfall zurücklassen – und führten sich auf, als würden sie einen Freizeitpark besuchen.

Keine Schilder nur für Deutsche

Südtirol gehört seit 1919 zu Italien, war zuvor Teil der Habsburgermonarchie. Die Region hat drei Amtssprachen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Laut Autonomiestatut sind zweisprachige Ortsbezeichnungen Pflicht, in ladinischen Gebieten dreisprachige. In 80 Prozent der Fälle werde dies eingehalten, so Zanella – doch in manchen Gebieten nicht. «Wir sollten keine Schilder aufstellen, wenn wir meinen, sie seien nur für Deutsche», so Zanella.

Zanella betonte, er kämpfe seit Jahren für eine «faire, aber vernünftige Ortsnamensgebung». Er sei nicht für vollständige Übersetzung jedes abgelegenen Ortes, aber vor allem in den Bergen müssten Schilder zu touristischen Zwecken angebracht werden.

Debatte um Schutzhütten

Bereits im Juni hatte der Alpenverein Südtirol (AVS) für Diskussionen gesorgt. Im Vereinsmagazin «Berge erleben» regte die AVS-Vizepräsidentin Ingrid Beikircher an, Schutzhütten künftig nach Standort oder Hausberg zu benennen. Namen wie «Kasseler Hütte», «Regensburger Hütte» oder auch «Rifugio Papa Pio XI» hätten keinen Bezug zur Region. Ziel sei nicht die Verdrängung deutscher Namen, sondern eine nachvollziehbare, zweisprachige Benennung.

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