Darum gehts
- Israel bombardiert Damaskus inmitten eskalierender Gewalt in Syrien
- Türkei kritisiert Israels Angriffe als Friedenssabotage in Syrien
- Über 300 Tote seit Sonntag laut Menschenrechtsaktivisten
Inmitten der sich verschärfenden Gewalt in Syrien hat das Nachbarland Israel das Zentrum von Damaskus bombardiert. Die israelische Armee griff dort nach eigenen Angaben das militärische Hauptquartier an. Sie stellte das in Zusammenhang mit dem Gewaltausbruch im Süden des Landes: Man beobachte das Vorgehen der syrischen Regierung gegen die Drusen dort genau. Kurz nach dem Angriff auf das Hauptquartier kam es laut Augenzeugen zu weiteren schweren Explosionen auf dem Gelände, auf dem auch das Verteidigungsministerium liegt.
Fast zeitgleich griff Israels Armee nach eigener Darstellung in der Nähe des Präsidentenpalastes in Damaskus an und erklärte, dort habe es ein «militärisches Ziel» gegeben. Der Palast ist der Amtssitz von Präsident Ahmed al-Scharaa. Wo al-Scharaa, die syrischen Minister und weitere ranghohe Regierungsmitglieder sich zum Zeitpunkt der Angriffe aufhielten, war unklar. Nach offiziellen syrischen Angaben wurden in Damaskus 13 Menschen verletzt.
Israel greift in schwelenden Konflikt ein
Mit den Luftangriffen griff Israels Militär noch deutlich stärker als bisher in die seit Tagen anhaltende Gewalt im Nachbarland ein. Israelischen Medien zufolge bereitet sich das Militär auf mehrtägige Einsätze in Syrien vor. Im Süden Syriens waren Kämpfe zwischen drusischen Milizen und sunnitischen Beduinen ausgebrochen, woraufhin die syrische Regierung Truppen und andere Sicherheitskräfte schickte.
Seit Sonntag wurden laut Menschenrechtsaktivisten mehr als 300 Menschen getötet, darunter mehr als 20, die «hingerichtet» worden seien. Darunter seien etwa 180 Truppen und Sicherheitskräfte der Regierung, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Armeekreise bestätigten Todeszahlen in ihren Reihen in ähnlicher Höhe. Drusische Quellen bestätigten, dass mehr als 250 Menschen in Suwaida getötet worden seien.
Religiöse Minderheit soll geschützt werden
Nach eigenen Angaben will Israel mit den Angriffen auf Truppen der syrischen Regierung die Drusen schützen. Israel fühlt sich ihrem Schutz verpflichtet, auch weil viele Drusen im israelischen Militär dienen. Sie sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam hervorging. Sie leben mehrheitlich in Syrien, aber auch in Israel, dem Libanon und Jordanien. Die syrische Provinz Suwaida im Süden ist ihre Hochburg.
Kritik aus der Türkei
Aus Sicht der Türkei untergraben Israels Angriffe auf Damaskus die Friedensbemühungen in dem ehemaligen Bürgerkriegsland Syrien. Sie stellten einen «Sabotageakt gegen die Bemühungen Syriens um Frieden, Stabilität und Sicherheit dar», teilte das Aussenministerium in Ankara mit.
Das syrische Volk habe eine historische Chance auf Frieden, alle Beteiligten müssten die Bemühungen der syrischen Regierung dahingehend unterstützen.
Gespräche mit den USA
US-Aussenminister Marco Rubio hat sich nach den israelischen Angriffen auf die syrische Hauptstadt Damaskus besorgt gezeigt. «Wir wollen, dass die Kämpfe aufhören», sagte Rubio in Washington. Die USA sprächen mit allen relevanten Parteien und hofften, dass man zu einem Ergebnis kommen könne, erklärte der Republikaner. Er betonte, dass die USA «sehr besorgt» seien.
Später sagte Rubio, dass die USA mit beiden Seiten im Austausch gewesen seien. «Und wir glauben, dass wir auf dem Weg zu einer echten Deeskalation sind», betonte er. Dann werde man hoffentlich wieder auf den richtigen Weg kommen, um Syrien beim Aufbau des Landes zu helfen und im Nahen Osten zu einer stabileren Situation zu gelangen. Die USA hofften in den nächsten Stunden echten Fortschritt zu sehen, «um das zu beenden, was Sie in den vergangenen paar Stunden gesehen haben».