Darum gehts
- Gewalt zwischen Drusen und Beduinen in Syrien eskaliert, Regierung greift ein
- Israel interveniert zum Schutz der drusischen Minderheit in Syrien
- Über 200 Tote in drei Tagen
In Syrien ist die Lage erneut eskaliert. In den vergangenen Tagen starben Dutzende Menschen. Die Übergangsregierung, die seit dem Sturz von Bashar al-Assad (59) die Macht übernommen hat, marschierte am Dienstag in die Stadt Suwaida im Süden des Landes ein. Der Grund: Die Stadt wurde seit Sonntag von Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen-Clans erschüttert. In drei Tagen kamen über 200 Menschen ums Leben.
Was ist der Hintergrund der Eskalation: Begonnen hatte die Gewalt nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Teenager auf der Schnellstrasse zwischen Damaskus und Suwaida. Zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen kam es daraufhin zu weiteren Entführungen und zusätzlicher Gewalt.
Wer sind die Drusen?
Bei den Drusen handelt es sich um eine religiöse Minderheit mit Wurzeln im Ismailitischen Islam. Heutzutage verfolgen sie aber eine eigenständige Glaubensrichtung. Die Drusen leben hauptsächlich in Südsyrien, aber auch im Libanon und Israel. Zwischen den Drusen und den Beduinen existieren schon seit Jahren Spannungen. Es gab immer wieder Reibungen um Land.
Regierungstruppen rückten nach dem Gewaltausbruch in Suwaida ein. Anwohner berichteten daraufhin von Explosionen und Schüssen. Laut Beobachtungsstelle griffen die Truppen das Gebiet mit Mörsern und Raketen an, von denen einige in Wohngegenden niedergegangen seien. Gleichzeitig wurde eine Ausgangssperre verhängt. Bald darauf kündigte das Verteidigungsministerium die Waffenruhe an und die Lage stabilisierte sich. Die Kämpfer zogen sich laut Anwohnern mit Fahrzeugen aus der Stadt zurück.
Darum greift Israel ein
Vorerst hat sich die Lage beruhigt. Die Truppen würden «nur auf Beschuss antworten» und sich «um Angriffe verbotener Gruppen kümmern», teilte Verteidigungsminister Murhaf Abu Kasra (41) mit.
Zum Schutz der Drusen griff auch Israel in den neu aufgeflammten Konflikt ein. Man wollte verhindern, dass Syriens Regierung während des Vorrückens der drusischen Minderheit schadet, teilte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) mit. Zudem stellten die Truppen eine Gefahr für Israel in dem gemeinsamen Grenzgebiet dar.
Drusen lehnen Schutz ab
Israel sieht die Drusen als Verbündete und fühlt sich ihrem Schutz verpflichtet. Viele syrische Drusen lehnen solch einen Schutz allerdings ab. Am Dienstag forderten die USA Israel laut israelischen Medien dazu auf, die Angriffe auf syrisches Gebiet einzustellen. Israel gab daraufhin an, mit den Luftangriffen aufzuhören.
In Syrien wurde vor einem halben Jahr der langjährige Machthaber Bashar al-Assad (59) gestürzt, der das Land 2011 in einen mehr als zehn Jahre langen Bürgerkrieg geführt hatte. Die neue Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa (42) hat die Kontrolle in Damaskus übernommen und ist bemüht, im Land Stabilität herzustellen.