Huthi-Rebellen überfallen Hilfsorganisationen im Jemen – sogar das IKRK
«Wir verlangen den Schutz unserer Räumlichkeiten und unseres Personals»

Im Jemen regiert das Chaos. Auch Hilfsorganisationen geraten ins Visier der Huthi-Rebellen – sogar das IKRK. Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger will solche Massnahmen nicht akzeptieren.
Publiziert: 18:41 Uhr
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Aktualisiert: vor 7 Minuten
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Huthi-Rebellen – hier ein Archivbild – haben die IKRK-Büros im Jemen gestürmt.
Foto: AFP via Getty Images

Darum gehts

  • Huthi-Rebellen durchsuchen IKRK-Büros in Sanaa. IKRK-Präsidentin berichtet über Vorfall
  • Auch andere Hilfsorganisationen wie UNHCR und Ärzte ohne Grenzen betroffen
  • 53 UN-Mitarbeiter werden laut Angaben noch von Huthi-Miliz festgehalten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Bewaffnete Angehörige der Huthi-Bewegung haben am Mittwoch mehrere Stunden lang IKRK-Büros in Sanaa (Jemen) durchsucht. Niemand wurde verletzt – und trotzdem war es für die Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ein Schock. Denn laut Genfer Konvention muss das IKRK respektiert werden – doch das interessierte die Huthi-Rebellen nicht.

Telefone und Laptops beschlagnahmt

Laut lokalen Medien durchkämmten bewaffnete Huthi-Rebellen die Büros des IKRK in der Hauptstadt Sanaa, beschlagnahmten Telefone und Laptops.

Mehrere Stunden lang konnte das IKRK-Team, das von der Schweizerin Christine Cipolla geleitet wird, nicht mit der Zentrale in Genf sprechen. «Nach mehreren Stunden war alles vorbei», sagt IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger (53) im Gespräch mit Blick. Und: «Es wurden weder internationale noch lokale Mitarbeitende festgehalten.» Sie widerspricht damit Berichten, wonach einige Mitarbeitende zeitweise inhaftiert worden seien.

Das IKRK ist nicht die einzige internationale Organisation, die von den Huthi-Rebellen überfallen wurde: Bewaffnete Mitglieder der Huthi-Miliz stürmten ebenfalls am Mittwoch das Hauptquartier des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Laut Medienberichten wurden mehrere lokale Mitarbeiter stundenlang festgehalten und elektronische Geräte beschlagnahmt.

Die Uno sieht sich seit Monaten Übergriffen der Huthi ausgesetzt. Dabei wurden auch Mitarbeiter verschleppt. Nach Uno-Angaben hat die Miliz noch 53 Mitarbeiter in ihrer Gewalt. Der Jemen gilt wegen eines Bürgerkriegs als eines der gefährlichsten Länder weltweit.

Organisationen unter Verdacht

Auch die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» (Médecins Sans Frontieres, MSF) ist betroffen: «Am 4. und 5. November drangen Mitglieder der Ansar Allah’s National Security Services in die Büros und Unterkünfte von Ärzte ohne Grenzen in Sanaa ein. Sie durchsuchten unsere Gebäude während mehrerer Stunden – in Anwesenheit unserer Mitarbeitenden. Ärzte ohne Grenzen klärt zurzeit ab, wieso diese Durchsuchungen stattfanden. Bislang wurden keine konkreten Ergebnisse oder Erklärungen vorgelegt», teilt MSF Blick mit.

Immer wieder verdächtigen die Huthi-Rebellen Hilfsorganisationen, für feindliche Mächte zu spionieren.

«Humanitäre Bedürfnisse gross»

«Alle internationalen Organisationen sehen sich solchen Massnahmen ausgesetzt. Wir bedauern den Vorfall zutiefst», sagt IKRK-Präsidentin Spoljaric Egger. «Wir akzeptieren das nicht und führen vertrauliche Gespräche, damit wir unsere Arbeit fortführen können.»

Zur Situation vor Ort sagt sie: «Die humanitären Bedürfnisse im Jemen sind sehr gross. Wir sind eine der wenigen Organisationen, die das Vertrauen der Machthaber haben und vor Ort helfen können.»

Das lokale IKRK-Team sei dran, den Vorfall aufzuklären. «So etwas darf sich nicht wiederholen. Wir verlangen von allen Parteien und Behörden, dass sie unsere Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit respektieren und uns nicht bei der Durchführung unserer Programme hindern, die rein humanitär sind», betont Spoljaric Egger. «Wir verlangen den Schutz unserer Räumlichkeiten und unseres Personals.»

Dem IKRK-Team vor Ort gehe es den Umständen entsprechend gut. «Unsere Arbeit im Jemen geht weiter. Wir bleiben vor Ort präsent.»

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