Drei Monate lang hat die halbe Welt auf das Strafmass in diesem Monsterprozess gewartet. Seit Freitag ist es bekannt: Vier Jahre und zwei Monate muss der Hip-Hop-Mogul Sean Combs alias P. Diddy ins Gefängnis. Wegen Nötigung von Frauen zur Prostitution. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm viel Schlimmeres vorgeworfen: Menschenhandel und Führung einer kriminellen Organisation. Ursprünglich hatte sie elf Jahre Gefängnis gefordert. Nun ist es anders gekommen.
Und doch war dieser Prozess ein Erfolg. Und enorm wichtig. Die Opfer wurden ernst genommen. Der Prozess hat ihnen eine Bühne gegeben. Die halbe Welt konsumierte die Medienberichte darüber, hörte den geschädigten Frauen zu.
Auch der Richter stellte sich Freitag mit deutlichen Worten hinter die beiden Exfreundinnen von Combs, Cassie Ventura und die anonymisierte «Jane». In seiner Rede betonte er deren Mut. Sie hätten Millionen von Frauen da draussen, die Opfer geworden sind, sich aber hilflos fühlten, eine Stimme gegeben. «Ich bin stolz auf Sie.»
All das hat offenbar erfreuliche Folgen, die über den Prozess hinausreichen. Zumindest haben das gestern Jay Clayton, der für den Fall zuständige Staatsanwalt, und Ricky J. Patel, der Leiter der New Yorker Aussenstelle der Homeland Security Investigations, angekündigt. Sie wollen bei der strafrechtlichen Verfolgung von Sexualverbrechen die Opfer noch stärker berücksichtigen. Sie würden künftig «einen opferzentrierten Ansatz priorisieren».
Das sind gute Nachrichten. Bleibt zu hoffen, dass die Regierung Trump die Absichten nicht vereitelt.