Darum gehts
- Hamas droht Israel bei Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen mit Konsequenzen
- Netanyahu will volle Kontrolle über Gazastreifen, aber keine dauerhafte Besetzung
- Laut Israel befinden sich noch 50 Geiseln in Gaza, 20 vermutlich am Leben
Die islamistische Hamas hat Israel im Falle einer Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen und einer vorübergehenden Kontrolle des Gebiets mit Konsequenzen gedroht. Die israelische Armee werde dafür einen «hohen Preis» zahlen, hiess es in einer Stellungnahme der Terrororganisation. Details nannte die Hamas nicht. Sie erklärte, der Gazastreifen sei «immun gegen Besatzung und Vormundschaft von aussen».
Die Hamas warf der israelischen Führung vor, die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu opfern. Nach israelischer Einschätzung befinden sich derzeit noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Extremistengruppen, von denen etwa 20 noch am Leben sein sollen.
Opposition warnt vor Netanyahus Gaza-Plan
Zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) in einem Interview des US-Senders Fox News erklärt, die volle Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen zu wollen. Israel wolle das Gebiet allerdings nicht dauerhaft besetzen, sondern es von der Hamas befreien, um es schliesslich an andere Kräfte zu übergeben. Dies müssten nach Netanyahus Angaben Kräfte sein, die nicht wie die islamistische Terrororganisation Hamas zur Vernichtung Israels aufrufen.
Das israelische Sicherheitskabinett tagt Medienberichten zufolge derweil seit dem späten Nachmittag, um über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens zu entscheiden.
Die Armeeführung und die Opposition warnen allerdings vor einem solchen Schritt. Die Eroberung von Gebieten, die Israel bisher nicht eingenommen hat, könnte für die Armee verlustreich sein und das Leben der Geiseln gefährden, zitierten israelische Medien Beamte.
Proteste in Israel
Am Donnerstagabend haben zahlreiche Menschen in Jerusalem und Tel Aviv sowie weiteren israelischen Städten gegen die von der Regierung geplante Ausweitung der Kämpfe im Gazastreifen demonstriert. In Jerusalem versammelten sich Demonstranten vor dem Amtssitz von Benjamin Netanyahu. Sie forderten ein Abkommen, in dessen Zuge die noch immer festgehaltenen Geiseln freigelassen werden sollen.
Die Mutter einer Geisel sagte einem Bericht des Portals «ynet» zufolge: «Die Regierung muss ein umfassendes Abkommen auf den Tisch legen, das alle 50 Geiseln nach Hause bringt, um den Krieg im Austausch für die letzte Geisel zu beenden.» Eine andere Demonstrantin sagte: «Eine Ausweitung der Kämpfe ist eine tödliche Gefahr – schaut uns in die Augen, wenn ihr die Geiseln opfert.»
Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv versammelten sich zahlreiche Menschen. Vor dem Sitz der Netanyahu-Partei Likud entzündeten Demonstranten ein grosses Lagerfeuer. Sie forderten ebenfalls ein Abkommen zur Beendigung des seit fast zwei Jahren andauernden Gaza-Kriegs. Sie skandierten einem Bericht der «Times of Israel» zufolge «Alle – jetzt!». Die Demonstranten spielten damit auf die Forderung nach einer sofortigen Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen an.