Darum gehts
Nach einer mysteriösen Aussage von US-Präsident Donald Trump (79) schöpfen die Ukrainer neue Hoffnung. Trump schreibt in einem Post auf Truth Social davon, dass die Ukraine die ursprünglichen Grenzen zurückgewinnen könnte. Und das auch mit indirekter Hilfe der USA.
Dass Trump diese Kehrtwende macht, hat nicht nur damit zu tun, dass ihm Wladimir Putin (72) auf der Nase herumtanzt und Europa mit Luftraumverletzungen provoziert. Trump hat Schwächen erkannt, bei denen die Ukrainer die Russen packen und die Wende herbeiführen sollen.
Trump machte diese Ankündigung gleich im Anschluss an seine Rede vor der Uno-Vollversammlung am Dienstag. Er schrieb: «Mit der Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der Nato ist die Rückgewinnung der ursprünglichen Grenzen, an denen der Krieg begann, eine sehr realistische Option.»
Er verspottet Russland als «Papiertiger». Denn: Eine echte Militärmacht hätte diesen Krieg in weniger als einer Woche gewinnen können. Trump: «Putin und Russland befinden sich in grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und jetzt ist es Zeit für die Ukraine, zu handeln.»
Russland vor dem Kollaps
Russland kämpft wegen des Krieges tatsächlich mit dem Finanzkollaps. Anders Åslund, schwedischer Wirtschaftswissenschaftler und Autor des Buchs «Russia’s Crony Capitalism» («Russlands Klüngelkapitalismus»), schreibt in einem Kommentar in der «Finanz und Wirtschaft»: «Die finanziellen Reserven des Landes gehen zur Neige, die Energieeinnahmen sinken, und es herrscht ein zunehmend gravierender Mangel an Arbeitskräften und importierter Technologie.»
Schmerzhaft sind für die Russen besonders die ukrainischen Angriffe auf Energiezentralen, die westlichen Sanktionen sowie Trumps Zollhammer von 50 Prozent gegen Russlands Handelspartner Indien. Ulrich Schmid, Russland-Experte an der Universität St. Gallen, sagt gegenüber Blick: «Der Kreml kann sein Kriegsabenteuer in der Ukraine nicht auf unbeschränkte Zeit weiterführen.»
Ärger über Putin
Nach der anfänglichen Konfrontation mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) stellt sich Trump nun hinter ihn. Laut US-Aussenminister Marco Rubio (54) hat Putins Verschleppung des Friedensprozesses zur Kehrtwende beigetragen.
Trump hat bekräftigt, dass er der Nato Waffen verkaufen wolle, die dann der Ukraine übergeben werden können. Sein Signal: Wenn ihr durchhaltet, geht den Russen bald der Schnauf aus!
Nebst dem äusseren Druck möchte Trump auch Druck von innen aufbauen. Die Produktion von Fernsehern, Waschmaschinen und Schuhen ist in Russland um fast 30 Prozent gesunken. Vor Tankstellen kommt es wegen Benzinmangels zu langen Kolonnen, Auslandsreisen und Hypotheken sind unerschwinglich geworden. Immer mehr bekommt die russische Zivilbevölkerung zu spüren, dass Putin in der Ukraine nicht einfach eine militärische Spezialoperation, sondern einen kräfte- und geldraubenden Zermürbungskrieg führt.
Propagandaoffensive in Russland
Und genau da haut Trump in die Kerbe. In seinem Post schreibt er, dass die «Menschen in Moskau und in allen grossen Städten, Gemeinden und Bezirken in ganz Russland» herausfinden müssten, was in diesem Krieg wirklich vor sich geht und wohin das meiste Geld fliesst.
Nebst der Lieferung von Waffen und möglichen weiteren Sanktionen gegen Handelspartner von Russland dürfte daher eine Propagandaaktion im Raume stehen. So wie der Kreml westliche Medien infiltriert und manipuliert, könnte Trump zu einem Eins-zu-eins-Gegenschlag ausholen. Telegram und Youtube sowie über VPN zugängliche Exilmedien sind ideale Kanäle, auf denen die russische Bevölkerung mit emotionalen Geschichten über die Gräueltaten in der Ukraine informiert werden kann.
Ob Trump auch ausführen wird, was er diese Woche gesagt hat, steht allerdings in den Sternen. Schmid dämpft die Hoffnungen: «Trump hat bisher im Ukraine-Krieg erratisch agiert. Er befindet sich jeweils stark unter dem Eindruck der Aussagen seines letzten Gesprächspartners.»