Mehrere Gebäude von Schweizer Hilfswerk niedergebrannt
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Flüchtlingsinsel Lesbos:Mehrere Gebäude von Schweizer Hilfswerk niedergebrannt

Feuer-Drama bei Schweizer Hilfswerk auf Lesbos – BLICK in der Brandruine des Flüchtlingscamps
Hier gingen Hoffnungen in Flammen auf

In der Nacht auf Sonntag brannte die Schweizer Hilfsorganisation One Happy Family. Es wird spekuliert, dass Neonazis den Brand gelegt haben könnten. Das ist jedoch noch nicht geklärt. Vor Ort zeigt sich ein tristes Bild.
Publiziert: 08.03.2020 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2020 um 21:13 Uhr
Die Schäden durch Rauch und Wasser sind auch im Hauptgebäude des Gemeinschaftszentrums von One Happy Family überall sichtbar.
Foto: Fabienne Kinzelmann
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Fabienne Kinzelmann aus Lesbos (Griechenland)

Noch vor 24 Stunden war es hier bunt und kreativ. Jetzt ist alles schwarz: In der Nacht auf Sonntag ist auf Lesbos das Zentrum des Schweizer Hilfswerks One Happy Family abgebrannt. «Das ist bedrückend», sagt der Sprecher des Hilfswerks, Nicolas Perrenoud (35) aus Langenthal BE. Er steht in einer Brandruine, die noch vor kurzem der Eingangsbereich einer Schule war.

Sprachkurse in Englisch und Griechisch, eine Musikklasse, ein Filmprojekt, am Nachmittag Aktivitäten für Kinder. All das gab es vor dem Brand in der School of Peace im Gemeinschaftszentrum One Happy Family auf Lesbos.

«Wir haben gestern die Meldung bekommen, dass ein Feuer ausgebrochen ist. Ich bin dann sofort hingefahren und habe gesehen, dass die Schule und auch das Hauptgebäude betroffen sind», erzählt Perrenoud. Er lebt seit zwei Jahren hier.

«Dieses Projekt gibt vielen Flüchtlingen Hoffnung»

Nun, am Sonntagmorgen, steht er vor den Resten dessen, was Freiwillige innerhalb von drei Jahren aufgebaut haben. Neben ihm seine Kollegin Fiffi (36) aus Simbabwe. Sie ist geschockt: «Dieses Projekt gibt vielen Flüchtlingen Hoffnung.»

One Happy Family, das ist ein Gemeinschaftszentrum auf der Insel Lesbos, wo mehr als 20'000 Flüchtlinge leben. Sieben Organisationen haben sich hier zusammengeschlossen, 150 Freiwillige arbeiten mit – die meisten kommen aus Moria, dem überfüllten Lager, in dem es an allem mangelt. Bei One Happy Family finden sie unter anderem: eine Werkstatt, ein Frauenhaus, einen Shop für Hygieneprodukte, einen Spielplatz. Es gibt Computerkurse, ein Café, eine Bücherei.

«Eigentlich wollten wir morgen wieder mit der Schule starten», sagt Nicolas Perrenoud. «Wir hatten das Projekt wegen der schwierigen Sicherheitslage auf der Insel ausgesetzt.» Wie viele andere Hilfsorganisationen hat auch One Happy Family nach Attacken auf Journalisten und Freiwillige viele Mitarbeiter aufs Festland geschickt.

Keine Verletzten, Polizei ermittelt

Zum Wochenende, wenn viele frustrierte Inselbewohner frei haben, war eine neue Gewaltwelle befürchtet worden. Unterdessen mischen auch mindestens vier deutsche Neonazis auf Lesbos mit. Sie halten sich seit wenigen Tagen auf der Insel auf. Noch ist aber unklar, ob das Zentrum des Schweizer Hilfswerks von Neonazis angezündet wurde. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

«Das ist so traurig. Das war ein Ort, an dem sich die Leute sicher gefühlt haben», sagt Perrenoud, während er durch die Ruine geht. Die Schäden durch Rauch und Wasser sind auch im Hauptgebäude überall sichtbar. Die sieben Computer, an denen Flüchtlinge Lebensläufe schreiben können, sind verrusst. «Ich habe keine Antwort auf die Gewalt. Es ist klar, dass jetzt eine Lösung hermuss. Es kann nicht sein, dass 20'000 Flüchtlinge hier auf der Insel leben. Da muss die Politik jetzt eine Lösung bieten.»

Hilfsorganisation will Gebäude wieder aufbauen

«Wenigstens ist niemand verletzt», sagt Magd (22) aus Syrien. Er lebt seit zweieinhalb Jahren auf Lesbos, hätte längst gehen dürfen. Für One Happy Family ist er als Freiwilliger geblieben. «Davon lassen wir uns nicht unterkriegen, wir sind doch eine Familie. Wir haben das hier schon einmal aufgebaut, das schaffen wir auch wieder.»

Das Team sei niedergeschlagen, aber auch sehr kämpferisch, sagt Perrenoud. «Wir sind sehr motiviert, das Projekt irgendwie weiterzuführen. Wir treffen uns jetzt erst mal mit dem Team, werden die Lage genauer analysieren und dann mit den Aufräumarbeiten anfangen.»

Eine andere Freiwillige kommt dazu. «Erst mal aber müssen wir trauern», mahnt sie und legt eine Hand auf seine Schulter. Eine Familie eben.

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