Fast 400 Millionen sind zu dick
Weltweit gibt es mehr fettleibige als untergewichtige Kinder

An der nächsten Ecke, über einen Mausklick bestellt oder in der Werbeanzeige auf Instagram – Fast Food ist omnipräsent und leicht zugänglich. Fehlernährung spiegelt sich in den neuen Unicef-Zahlen zu übergewichtigen und untergewichtigen Kindern und Jugendlichen wider.
Publiziert: 11:16 Uhr
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391 Millionen Kinder und Jugendliche sind laut Unicef weltweit übergewichtig. Erstmals gibt es damit mehr über- als untergewichtige Kinder.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Weltweit gibt es mehr übergewichtige als unterernährte Kinder und Jugendliche
  • Fettleibigkeit ist seit 2000 besonders in pazifischen Inselstaaten stark angestiegen
  • 391 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit sind von Übergewicht betroffen
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Zum ersten Mal sind weltweit mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig als unterernährt. Das zeigt ein am Dienstag vom Uno-Kinderhilfswerk veröffentlichter Bericht. Der Bericht basiert auf Daten aus über 190 Ländern.

Demnach verdreifachte sich die Zahl der fettleibigen Menschen im Alter zwischen 5 und 19 Jahren von 2000 bis 2022 auf einen Anteil von 9,4 Prozent. Der Anteil der untergewichtigen Kinder und Jugendlichen sank im selben Zeitraum von knapp 13 Prozent auf 9,2 Prozent.

391 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit übergewichtig

Insgesamt waren im Jahr 2022 insgesamt 391 Millionen Kinder und Jugendliche von Übergewicht betroffen, heisst es im Bericht. 188 Millionen seien sogar fettleibig, also adipös. In fast allen Weltregionen kommt laut Unicef Fettleibigkeit inzwischen häufiger vor als Untergewicht. Ausgenommen davon seien die Länder, die südlich der Sahara liegen, und südasiatische Staaten.

Am stärksten betroffen von Fettleibigkeit: die pazifischen Inselstaaten. Hier haben sich die Werte laut Unicef seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Im Inselstaat Niue seien 38 Prozent der Kinder und Jugendlichen fettleibig, auf den Cookinseln liege ihr Anteil bei 37 und in Nauru bei 33 Prozent. Grund für diese Entwicklung: der Wechsel von traditioneller Ernährung hin zu billigen, energiereichen importierten Lebensmitteln.

Aber auch in Chile seien 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen fettleibig. In den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten seien es jeweils 21 Prozent. 

Lage in der Schweiz

In der Schweiz hat sich in den letzten Jahren der Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis zwölf Jahren relativ stabil gehalten. Das zeigen Daten des Monitoringsystems Sucht und NCD (MonAM). Im Jahr 2023 waren 11,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz übergewichtig, 2,7 Prozent adipös. 8,9 Prozent waren untergewichtig. 

BMI-Erhebungen von Schulkindern in den Städten Bern, Basel und Zürich durch die Gesundheitsförderung Schweiz zeigen: Im Schuljahr 2023/2024 waren 15,8 Prozent der Schüler aller Stufen übergewichtig oder fettleibig. Seit der ersten Studie aus dem Jahr 2005/2006 sei dies der tiefste Wert, heisst es auf der Website. Auch der Anteil der adipösen Kinder und Jugendlichen sei mit 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. 

Ernährung ist in dieser Lebensphase entscheidend

«Wenn wir über Mangelernährung sprechen, geht es nicht mehr nur um untergewichtige Kinder», erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. «Fettleibigkeit ist ein wachsendes Problem, das sich auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern auswirken kann», betont Russell. 

Grund dafür: «stark verarbeitete Lebensmittel und Fast Food mit einem hohen Gehalt an Zucker, raffinierter Stärke, Salz, ungesunden Fetten und Zusatzstoffen», die statt Obst, Gemüse und Proteinen konsumiert werden. Problematisch sei dies besonders in «einer Lebensphase, in der Ernährung eine entscheidende Rolle für das Wachstum, die kognitive Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern spielt», so Russell.

Fehlernährung mit weitreichenden Folgen

Diese Art von Lebensmitteln seien preiswert und würden an Orten, an denen sich Kinder aufhielten, «aggressiv vermarktet». Über digitale Kanäle spreche die Werbung Kinder und Jugendliche zusätzlich an. 

Das Kinderhilfswerk warnt vor weitgehenden Folgen der Fehlernährung. Übergewichtige Kinder fehlten häufiger in der Schule, hätten Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl und seien häufiger Mobbing ausgesetzt. Übergewicht und Fettleibigkeit könnten sich zudem ein Leben lang schädlich auf die Gesundheit auswirken und führten zu hohen Kosten für die Gesundheitssysteme sowie sinkender wirtschaftlicher Produktivität.

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