Darum gehts
- Schweizer Paar von Hai angegriffen, Frau getötet, Mann schwer verletzt
- Bullenhai als möglicher Angreifer identifiziert, Drohnen zur Untersuchung eingesetzt
- Hai-Experte Andy Dellios empfiehlt Ruhe bewahren und Augenkontakt bei Hai-Begegnungen
Als die beiden Schweizer, um die Mitte 20, am Donnerstagmorgen ins Wasser gehen, ahnen sie noch nicht, dass genau das passieren wird. Offenbar wollten sie in Crowdy Bay im gleichnamigen Nationalpark im Osten Australiens Delfine beobachten und sogar mit ihnen schwimmen. Doch dann taucht ein drei Meter langer Hai auf. Die Schweizerin wird bei dem Hai-Angriff getötet. Ihr Freund wird schwer verletzt ins Spital gebracht. Die Umstände werden noch untersucht. Wieso greift ein Hai überhaupt uns Menschen an?
«Für fast alle Haie sind wir Menschen unbekannt. Es kann mehrere Bissmotivationen geben», sagt Andy Dellios von der SharkSchool in Andwil SG zu Blick. Hinter der Attacke könnte Besitzanspruch stecken. Flaches Wasser bedeutet zudem für die Tiere Stress, da ihnen die Fluchtwege eingeschränkt werden. Möglicherweise fühlte sich der Hai auch durch die Schweizer bedroht. «Dass wir als Beute angesehen werden, würde ich aufgrund der 35-jährigen Forschungsarbeiten von Erich Ritter ausschliessen», so Dellios weiter.
Ruhe zu bewahren, in vertikale Position gehen, Augenkontakt
Die Attacke überrascht den Hai-Experten. Dass zwei Menschen gleichzeitig angegriffen werden, «kommt äusserst selten vor». In so einem Fall rät Dellios: «Per se gilt, sich zwischen der gebissenen Person und dem Hai stellen. Der Hai wird so auf Distanz gehalten.»
Sollte man einen Hai im Wasser entdecken, gilt es Ruhe zu bewahren, in eine vertikale Position gehen und den Hai immer anschauen. Der Hai-Experte zu Blick: «Bewegt sich der Hai, dann langsam und immer mit Blick zum Hai kontrolliert das Wasser verlassen bzw. zu Boot schwimmen. Kommt der Hai wieder zurück, dem Hai wieder folgen. Das Ganze so lange wiederholen, bis man draussen ist.»
«Haie lassen sich oft wegschubsen»
Kann man denn einen Haiangriff verhindern? Oder ist es dann schon zu spät? «Es ist in der Regel nie zu spät. Ein Hai, der uns angeht, war schon längere Zeit in der Nähe.» Dellios empfiehlt, niemals ohne Flossen Schnorcheln zu gehen. Mit Schnorcheln kann man sich leiser vorwärtsbewegen.
«Und immer wieder nach hinten schauen. Haie spüren unser Sehfeld und halten sich eher zurück. In 9 von 10 Fällen nähern sich die Haie von hinten. Daher ist es wichtig, immer wieder, um sich zu schauen.»
Alexander J. Godknecht, Präsident der Hai Stiftung in St. Gallen, empfiehlt ebenfalls nicht in Panik zu verfallen. «Mässig interessierte Haie lassen sich oft wegschubsen», sagt er zu Blick. «Sollte ein grosser Hai übermässiges Interesse zeigen oder gar zum (Test)Biss ansetzen, sind die Chancen gering, dass man unverletzt davonkommt.» Solche Angriffe passieren weltweit pro Jahr zirka 60 Mal. «Dem gegenüber stehen ca. 100 Millionen getötete Haie pro Jahr.»