«Es ist inakzeptabel»
Italien-Minister empört über Carbonara-Sauce im EU-Parlament

Der italienische Landwirtschaftsminister fordert eine Untersuchung wegen einer falschen Carbonara-Sauce im EU-Parlament. Die in Belgien hergestellte Sauce verstösst gegen traditionelle Rezeptur und löst Empörung aus.
Publiziert: vor 31 Minuten
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Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida ist über eine Sosse empört.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Italienischer Minister empört über Carbonara-Sosse im EU-Parlament-Supermarkt
  • Lollobrigida sieht Fertigsosse als Bedrohung für italienisches Kulturerbe
  • UNESCO-Entscheidung über italienische Küche als Kulturerbe im Dezember erwartet
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Johannes HilligRedaktor News

Ihm schmeckt das ganz und gar nicht: Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida (53) ist sauer – und wie. Der Grund: ein Glas Fertigsosse mit der Aufschrift Carbonara. Konkret geht es um die Zutaten. Guanciale, Ei, Pfeffer und Pecorino. Das sind die Grundpfeiler einer guten Carbonara. Mehr nicht.

«Das Schlechteste, was man unter italienisch klingenden Produkten versteht»

Das Produkt des belgischen Lebensmittelherstellers Delhaize hat keinen Guanciale, sondern geräucherten Pancetta in ihrer Carbonara. Und Lollobrigida fand die Sosse in einem Supermarkt im EU-Parlament in Brüssel. Ein Affront für den Italiener. Er schimpfte auf Facebook über die Sosse.

Lollobrigida wetterte am Dienstag in einem Facebook-Post über den Vorfall. «Abgesehen vom Pancetta in der Carbonara, all diese Produkte repräsentieren das Schlechteste, was man unter italienisch klingenden Produkten versteht.» Und weiter: «Es ist inakzeptabel, sie in den Regalen des Supermarkts des Europäischen Parlaments zu sehen. Ich habe eine sofortige Untersuchung gefordert.»

120 Milliarden Euro Schaden jedes Jahr

Es geht dabei nicht einfach nur um Geschmack, sondern auch um das kulturelle Erbe für den Landwirtschaftsminister. Italien bemüht sich um die Anerkennung seiner Küche durch die Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Laut Lollobrigida verwässern «italienisch klingende» Gerichte, die weltweit verbreitet sind, die Authentizität eines der wichtigsten Aspekte der italienischen Kultur. Eine Entscheidung wird Anfang Dezember erwartet.

Es geht nicht nur um Prestige, sondern auch um viel Geld. Laut dem italienischen Agrarverband Coldiretti sorgen «gefälschte italienische Produkte» einen Schaden für Italien von 120 Milliarden Euro pro Jahr, umgerechnet 111 Milliarden Franken. 

Kochen wir unsere Spaghetti Carbonara falsch?

Dabei gibt es immer wieder Diskussionen um die italienischen Klassiker. So auch um die Carbonara. Im April dieses Jahres stellte Luca Cesari, ein Lebensmittelhistoriker aus Bologna, das klassische Rezept der Carbonara in Frage. In einem Video, das er auf seinem Instagram-Kanal, hochgeladen hatte, stellte er die angebliche Originalversion der Carbonara vor. Demnach gehören in die Sauce Knoblauch, Speck, verquirlte Eier und Schweizer Käse – und zwar Gruyère. 

Cesari sagte, er sei auf das Originalrezept gestossen, das vor fast 70 Jahren in einer italienischen Kochzeitschrift veröffentlicht wurde, und wollte zeigen, wie sich das Rezept im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat.


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