Darum gehts
Israel greift iranische Nuklearanlagen an, Teheran droht mit Vergeltung, und die USA befinden sich einmal mehr im Zentrum der Eskalation. Präsident Donald Trump (79) steht dabei vor einer schwierigen Entscheidung: Wie weit will – und kann – Washington in den Konflikt eingreifen?
Haben die USA Israel unterstützt?
Zwar betont Trump öffentlich, dass die USA mit den israelischen Angriffen «nichts zu tun» gehabt hätten. Doch seine Regierung war frühzeitig informiert: Noch vor den ersten Schlägen telefonierte Trump mit Israels Premier Benjamin Netanyahu (75). Kurz darauf begann Washington, nicht-essenzielles diplomatisches Personal aus dem Irak abzuziehen, um möglichen iranischen Vergeltungsschlägen auf US-Stützpunkte vorzubeugen.
Aktuell ist das US-Engagement vor allem defensiv. Amerikanische Luftabwehrsysteme unterstützen Israel bei der Abwehr iranischer Raketenangriffe. Mehrere US-Zerstörer, darunter auch Flugabwehreinheiten, wurden in die Region verlegt. Satelliten liefern Echtzeitdaten über iranische Raketenstarts, und die US-Navy hat Teile ihrer Flotte neu positioniert, etwa durch die kurzfristige Kursänderung der USS Nimitz.
Doch damit könnten die USA schnell stärker eingebunden werden. Denn Israels Kapazitäten stossen an technische Grenzen: Während die israelische Luftwaffe einzelne Nuklearanlagen angreifen kann, fehlen ihr die nötigen Mittel, um tief vergrabene Anlagen wie Fordow dauerhaft auszuschalten. Hier kämen amerikanische Fähigkeiten ins Spiel.
Trump vor diplomatischem Dilemma
Zugleich steht Trump auch vor einem diplomatischen Dilemma. Nach dem israelischen Angriff hatte er auf seiner Plattform Truth Social erneut betont, Iran müsse «jetzt einen Deal machen, bevor nichts mehr übrig bleibt». Ein Teil der Strategie scheint darauf zu setzen, den militärischen Druck so zu erhöhen, dass Teheran zu Verhandlungen gezwungen wird.
Doch die Chancen auf eine diplomatische Einigung schwinden. Für Sonntag im Oman geplante Gespräche wurden abgesagt. Nach Einschätzung von Experten hat der israelische Angriff die Gespräche zwischen Washington und Teheran praktisch zum Erliegen gebracht. Die Gefahr besteht, dass weitere israelische Operationen, unterstützt von amerikanischer Technologie, die Eskalationsspirale noch weiter antreiben – bis zu einem Punkt, an dem die USA selbst nicht mehr nur Unterstützer, sondern aktive Kriegspartei wären.
Moskau zwischen allen Fronten
Relativ komplex ist die Interessenslage auch für den Kremlherrscher Wladimir Putin (72). Einerseits könnte Russland kurzfristig von einem anhaltend hohen Ölpreis infolge des Konflikts profitieren. Andererseits ist Putin auf den Iran als Waffenlieferanten für seinen Krieg in der Ukraine angewiesen.
Gleichzeitig versucht sich Moskau als Vermittler zu positionieren und bietet sich bei beiden Seiten als Gesprächspartner an – auch, um international Einfluss zurückzugewinnen und den Westen von der Ukraine abzulenken. Doch je stärker sich der Konflikt zuspitzt, desto grösser wird für Putin das Risiko, dass sich Teheran stärker an China bindet und Russlands Position im Nahen Osten langfristig geschwächt wird.
Maga-Basis warnt vor Krieg
Trumps Handlungsspielraum wiederum ist begrenzt. Während Teile seiner republikanischen Partei, etwa Senator Lindsey Graham (69), eine härtere Gangart fordern und offen zur Unterstützung Israels aufrufen, warnt seine Maga-Basis vor einem neuen Krieg im Nahen Osten.
Der Präsident steht nun vor der Frage, ob er Israels Forderungen nach verstärkter US-Unterstützung nachgeben will – oder ob er das Risiko einer direkten Konfrontation mit Iran durch weitere militärische Schritte vermeiden kann. Am Sonntagmittag postete er auf Truth Social: «Iran und Israel sollten einen Deal machen.»
Ob es dazu kommen wird, ist noch unklar. Fest steht: Die nächsten amerikanischen Entscheidungen könnten wegweisend sein, ob sich der Konflikt regional begrenzen lässt – oder ob daraus ein Flächenbrand wird, bei dem die USA endgültig ins Zentrum des Krieges rücken.