Drohnen, Sabotage und versteckte Waffenlager
Wie Geheimoperationen den Kaschmir-Konflikt anheizen

Der seit 78 Jahren anhaltende Konflikt um Kaschmir ist erneut eskaliert. Indien griff am Dienstag mehrere Ziele in Pakistan an. Was steckt hinter dem ewigen Brandherd um die Himalaya-Region? Und welche Rolle spielen sogenannte Schattenkommandos an der Konfliktgrenze?
Publiziert: 07.05.2025 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2025 um 17:01 Uhr
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Nach den Angriffen Indiens auf das benachbarte Pakistan vom Dienstag sind beide Länder wieder in Alarmbereitschaft.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Darum gehts

  • Kaschmir-Konflikt schwelt seit 78 Jahren zwischen Indien, Pakistan und China
  • Schattenkommandos führen geheime Operationen an der Line of Control durch
  • Über 150 grenznahe Drohnensichtungen von Indien in letzten sechs Monaten gemeldet
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Daniel MacherRedaktor News

Seit 78 Jahren schwelt der Konflikt um das geteilte Kaschmir. Seit der Unabhängigkeit von Grossbritannien 1947 ist die Region immer wieder Schauplatz von Kriegen zwischen Indien, Pakistan und China. Vier indo-pakistanische Kriege und ein indo-chinesischer Grenzkrieg 1962 prägen die Geschichte. Zuletzt kam es 2016 und 2019 zu tödlichen Zusammenstössen.

Am Dienstag eskalierte die Lage erneut. Indien griff neun Ziele in Pakistan und Kaschmir an. Es gab Tote und Verletzte auf beiden Seiten.

Worum geht es im Kaschmir-Konflikt? Was treibt den Streit zwischen den Atommächten an? Und welche Rolle spielen Schattenkommandos in der Himalaya-Region?

Die Region Kaschmir

Seit 1947 ist Kaschmir in mehrere Verwaltungseinheiten zersplittert. Indien kontrolliert Jammu und Kashmir sowie Ladakh. Pakistan hält Gilgit-Baltistan und das teilautonome Asad Kaschmir. China beansprucht Gebiete wie Aksai Chin. Der Siachen-Gletscher bleibt umkämpft und unter keiner vollständigen Kontrolle.

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2019 hob Indiens Premierminister Narendra Modi (74) den teilweisen Autonomiestatus Kaschmirs auf. Der Schritt verschärfte die Spannungen. Die mehrheitlich muslimische Bevölkerung Kaschmirs strebt entweder eine pakistanische Herrschaft oder Unabhängigkeit an. Immer wieder rebellieren militante Gruppen gegen die Regierung in Neu-Delhi. Spezialeinheiten operieren regelmässig entlang der Grenze zwischen den indischen und pakistanischen Gebieten.

Die Line of Control (LoC)

Die sogenannte Line of Control (LoC) ist eine 740 Kilometer lange militärische Demarkationslinie in Kaschmir. «Das LoC-Gebiet gehört zu den am stärksten militarisierten und zugleich intransparentesten Zonen der Welt», sagt der südasiatische Sicherheitsexperte Ajai Shukla. «Bestätigte Informationen sind selten, Signale dagegen zahlreich.»

Internationale Beobachter berichten immer wieder von nächtlichen Grenzübertritten durch sogenannte Schattenkommandos. Diese kleinen Trupps sammeln Aufklärungsdaten, sabotieren oder markieren gegnerische Stellungen. Weder Neu-Delhi noch Islamabad bestätigen solche Einsätze offiziell, doch sie folgen einem bekannten Muster.

Versteckte Waffenlager

Satellitenbilder zeigen seit 2020 eine Zunahme von Munitionsdepots, Abschussbasen und Bunkern auf beiden Seiten. Besonders nach Zusammenstössen indischer und chinesischer Truppen in Ladakh rüsteten beide Länder massiv auf, auch Pakistan. Offiziell sprechen beide Regierungen von «Verteidigungskapazitäten».

Zudem setzen beide Seiten zunehmend Drohnen ein – zur Überwachung und Einschüchterung. Indien meldete allein in den letzten sechs Monaten über 150 Drohnensichtungen nahe der Grenze, einige davon in der Nähe ziviler Dörfer. Pakistan wirft Indien vor, mit Drohnen Waffenlieferungen an Separatisten zu dokumentieren und gezielt die Eskalation zu suchen.

Terrorgruppen im Konflikt

Mehrere Terrororganisationen mischen im Kaschmir-Konflikt mit. Viele stammen aus Pakistan oder finden dort Unterstützung. Zu den bekanntesten Gruppen gehören Lashkar-e-Taiba (LeT), Jaish-e-Mohammed (JeM) und Hizbul Mujahideen. Sie verfolgen islamistisch-extremistische Ziele, kämpfen gegen die indische Präsenz in Jammu und Kaschmir und streben eine Abspaltung der Region an.

Indien beschuldigt Pakistan, diese Gruppen zu unterstützen oder zumindest zu dulden. Islamabad weist die Vorwürfe zurück, steht jedoch international unter Druck.

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