«Ich habe gar nichts zurückzunehmen», sagte der Chef der christdemokratischen Partei CDU nach einer Klausurtagung des Parteipräsidiums in Berlin auf eine Journalistenfrage. Merz fügte hinzu: «Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern, und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern, und wir werden diese Politik fortsetzen.»
Der konservative Regierungschef war am Dienstag bei einem Termin in Potsdam von einem Reporter auf das Erstarken der rechtspopulistischen AfD angesprochen worden. Er sagte daraufhin unter anderem, dass man frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere und Fortschritte mache. «Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr grossem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.»
Merz unterstrich nun zunächst, wer Töchter habe, werde auf die Frage, was er mit seinen Äusserungen gemeint habe, vermutlich «eine ziemlich klare und deutliche Antwort» bekommen.
Auf die anschliessende Frage einer Journalistin angesichts einer Demonstration in Berlin, bei der gestern Abend Hunderte Menschen unter dem Motto «Brandmauer hoch! Wir sind das Stadtbild» für Vielfalt und gegen Rassismus demonstriert hatten, sagte Merz, er habe wegen der Beratungen in der CDU von der Demonstration nichts mitbekommen.
Er betonte: «Wer es aus dem Lebensalltag sieht, weiss, dass ich mit dieser Bemerkung, die ich da letzte Woche gemacht habe, recht habe. Ich habe sie übrigens nicht das erste Mal gemacht, und ich habe sie auch nicht als einziger gemacht. Es gibt viele, die das so sagen, die das so bewerten und so beurteilen.»
«Alle bestätigen, dass das ein Problem ist, spätestens mit Einbruch der Dunkelheit», sagte Merz. Deswegen werde man sich um die Lösung dieses Problems zu kümmern haben. «Und wer dann meint, dagegen demonstrieren zu müssen, der soll es tun», ergänzte der CDU-Vorsitzende und fügte hinzu: «Der setzt sich dann allerdings auch der Frage aus, ob er ein Interesse daran hat, ein Problem zu lösen, oder ob er eher ein Interesse daran hat, möglicherweise den Keil in unsere Gesellschaft zu treiben.»
Unter anderem die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik von der sozialdemokratischen Koalitionspartnerin SPD, hatte sich irritiert über die Stadtbild-Äusserung geäussert und gesagt: «Migration darf nicht durch verkürzte oder populistische Schnellschüsse stigmatisiert werden – das spaltet die Gesellschaft noch mehr und hilft am Ende den Falschen, statt Lösungen zu fördern.»
Linke und Grüne hatten Merz scharf kritisiert und eine Entschuldigung gefordert. Rückendeckung bekam der Kanzler aus seiner CDU und der bayerischen Schwesterpartei CSU.