«Am Wochenende feiere ich mit 500 Personen»
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Corona-Vorbild Taiwan:«Am Wochenende feiere ich mit 500 Personen»

Der Zürcher Jean-Michel Blanc (55) lebt seit 31 Jahren auf Taiwan
«Am Wochenende feiere ich mit 500 Personen»

Der Zürcher Jean-Michel Blanc lebt seit 31 Jahren in Taiwan. Und kann auch dieses Jahr eine grosse Weihnachtsfeier für die Auslandschweizer dort organisieren. Ohne Maske, ohne Abstand.
Publiziert: 28.11.2020 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2020 um 12:03 Uhr
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Freut sich schon aufs Anstossen mit anderen Auslandschweizern: Jean-Michel Blanc in Taiwan.
Foto: zVg
Protokoll: Fabienne Kinzelmann

«Wie unser Leben hier unter Corona-Bedingungen aussieht? Genauso wie vorher. Für meine Frau Nancy und mich hat sich wirklich gar nichts verändert. Kontaktbeschränkungen gibts nicht.

Seit April hatten wir keinen Fall mehr, der im Inland übertragen wurde. Wenn Fälle auftreten, sind das etwa Gastarbeiter. Das ist so die Situation, die wir haben.

Trotzdem verschärft die Regierung die Massnahmen zum 1. Dezember. Dann müssen auch zum Beispiel im Supermarkt Masken getragen werden. Das versteht natürlich keiner, weil alle lieber weniger Massnahmen hätten als mehr.

Der Grund ist einfach: Hongkong und Singapur haben versucht, so eine ‹Reiseblase› aufzumachen und Taiwan hätte sich da gerne angeschlossen. Das hat sich aber schon wieder erledigt, weil Hongkong wieder viele Fälle hatte.

Jetzt am Wochenende gehe ich an einen Ball von den Engländern hier, und das Einzige, was die 500 Teilnehmer machen müssen, ist, ihre Kontaktdaten anzugeben. Für den Schweizer-Verein hier organisiere ich auch bald eine grosse Weihnachtsfeier. Weder müssen wir Maske tragen noch Abstand halten.

Das Virus und die Krankheit existieren hier einfach nicht mehr. Die Regierung hat das durchgezogen. Natürlich gab das viel Kritik, als etwa die Schulen zugingen – und zwar wirklich alle. Aber am Ende hat es uns geholfen, dass wir jetzt dieses Problem nicht mehr haben.

Verzichten muss ich höchsten auf Käse und Schoggi, die ich mir sonst von Reisen in die Schweiz mitbringe. Wobei ich natürlich auch reisen könnte. Dann müsste ich bei der Rückkehr aber 14 Tage in Quarantäne.»

Das ist die Ministerin hinter dem Corona-Wunder von Taiwan

Taiwans Corona-Bilanz ist beeindruckend. Und Audrey Tang (39) hat daran gewaltigen Anteil. Audrey – wer?

Audrey Tang ist die Digitalministerin des Landes. Mithilfe von Datenlösungen hat Tang die Pandemie quasi «gehackt». Die rund 23,6 Millionen Taiwanesen können so fast in Echtzeit auf ihrem Smartphone sehen, wie viele Masken noch wo verfügbar sind. Auch bei der Durchsetzung von Quarantäne helfen Daten – als «digitales Gitter» etwa.

Tangs Weg in die Politik ist ungewöhnlich: Mit 14 brach sie die Schule ab, brachte sich selbst Programmieren bei. Fünf Jahre später arbeitete sie im Silicon Valley. Als Tang 2016 zur Digitalministerin berufen wurde, war sie nicht nur die jüngste Ministerin Taiwans, sondern auch der erste Transmensch in einem Ministeramt – weltweit. Heute identifiziert sich Tang «zwischen den Geschlechtern».

Im morgigen SonntagsBlick spricht Audrey Tang das erste Mal in einer europäischen Zeitung ausführlich über Taiwans Corona-Erfolgsweg.

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