Der US-Präsident sieht «Bedrohung der nationalen Sicherheit»
Trump lässt in Hollywood eine Bombe platzen

Der US-Präsident will im Ausland produzierte Filme mit hohen Zöllen belegen. Trump hat mit seinen Sorgen um Hollywood nicht ganz unrecht – mit den Zöllen könnte er der heimischen Filmindustrie aber grossen Schaden zufügen. Wir erklären, warum.
Publiziert: 07.05.2025 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2025 um 14:16 Uhr
Donald Trump will im Ausland produzierte Filme mit hohen Zöllen belegen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Daniel JungRedaktor News

Die Filmindustrie in Amerika sterbe einen sehr schnellen Tod, erklärt Donald Trump (78). Der Grund sei, dass andere Länder die Filmemacher und Studios mit Anreizen aus den USA weglockten. Seine Lösung: ein Zoll von 100 Prozent auf Filme, «die in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden».

Hollywood und viele andere Gebiete in den USA würden vernichtet, schreibt Trump im Beitrag auf Truth Social. «Dies ist eine konzertierte Aktion anderer Nationen und daher eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.» Es gehe dabei auch um inhaltliche Botschaften und Propaganda. «Wir wollen, dass Filme wieder in Amerika gemacht werden», fordert der US-Präsident. Völlig falsch liegt Trump mit seiner Analyse nicht!

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Der Hollywood-Schriftzug während der Waldbrände am 8. Januar 2025: Viele US-Studios drehen im Ausland, um von niedrigeren Löhnen und staatlichen Subventionen zu profitieren.
Foto: GC Images

Abwanderung hat stattgefunden

Lange Zeit wurden amerikanische Filme vor allem in Los Angeles (USA) mit dem Stadtteil Hollywood, gedreht. Weiterhin sind dort die grössten Studios und Streamingunternehmen ansässig. In den vergangenen Jahrzehnten haben jedoch grosse Steuererleichterungen die Firmen dazu veranlasst, dort zu drehen, wo die Kosten am niedrigsten sind. Und das ist oft im Ausland. 

Hoch im Kurs stehen etwa Kanada oder England. Dort sind die Personalkosten geringer als in den USA. Zudem werden in diesen Ländern Filmprojekte staatlich gefördert. 

So wurde etwa der bisher erfolgreichste Film des Jahres, «Ein Minecraft Film», in Kanada produziert. «Mission: Impossible – The Final Reckoning» mit Tom Cruise (62), der in zwei Wochen in den Kinos startet, wurde in England und an verschiedenen Original-Locations gedreht.

Zum Modell von Netflix etwa gehört grundsätzlich, überall auf der Welt zu produzieren. Hierzulande müssen Streamingdienste seit 2024 in das Schweizer Filmschaffen investieren – und zwar mindestens 4 Prozent ihres hier erzielten Umsatzes. In Frankreich etwa sind die Anforderungen noch höher. 

Wie soll es funktionieren?

Wie ein Zoll für im Ausland produzierte Filme funktionieren soll, ist derzeit noch unklar. Filme werden nicht wie Pfannen zu einem festen Preis fertig importiert. Oft sind Produktionen komplex und grenzüberschreitend. Es ist unklar, wie Zölle berechnet würden und wann ein Film als «ausländisch» gilt, was zu bürokratischen Hürden und Rechtsstreitigkeiten führen könnte. Handelsminister Howard Lutnick (63) verkündete bereits, dass er am Thema dran sei.

«Wenn dies in grossem Umfang eingesetzt wird, könnte es am Ende genau der Branche schaden, der es eigentlich helfen soll», erklärte der Analyst Kannan Venkateshwar von Barclays gegenüber «The Wrap». Denn die Zölle könnten Vergeltungsmassnahmen anderer Länder auslösen. Doch die Auslandsmärkte sind in den vergangenen Jahren für Hollywood immer wichtiger geworden.

Auch könnten Länder wie Australien, Neuseeland oder Kanada ihre heimischen Filmindustrien weiter ausbauen. Dies würde die globale Dominanz Hollywoods gar schwächen.

Trumps Hollywood-Botschafter

Wie kam es also zum neusten Zollvorstoss? Im Januar hat Trump die ihm zugeneigten Schauspieler Jon Voight (86), Mel Gibson (69) und Sylvester Stallone (78) zu seinen «Botschaftern» in Hollywood ernannt. Voight, Vater von Angelina Jolie (49), hat Trump erst letztes Wochenende in Florida besucht. Gemäss seinem Manager schlug er dem Präsidenten vor, Dreharbeiten in den USA mit Steuervergünstigungen zu fördern. Trump hat sich dennoch für Zölle entschieden.

In der Schweizer Filmproduktionsbranche gab es 2019 rund 3700 Vollzeitstellen – weniger als 1 Promille aller Stellen. In den USA ist die Filmbranche ein grösserer Wirtschaftsfaktor. Sie bietet mehr als 2,3 Millionen Arbeitsplätze – rund 1,6 Prozent aller Stellen. Mit mehr als dreimal so vielen Exporten wie Importen ist die US-Filmindustrie auch eine sehr erfolgreiche Exporteurin. 

Donald Trump hat selber viel TV-Erfahrung: Während 14 Staffeln war er der Star der Reality-Show «The Apprentice». Ob er mit seinem Zollvorschlag die US-Unterhaltungsindustrie wirklich stärken kann, ist derzeit noch völlig unklar.

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