Es ist Dienstag, kurz vor 21 Uhr. Nur noch wenige Minuten, wenige Kilometer fehlen, dann hätte die Crew der FB Design erneut den Weltrekord gebrochen. Ihr Ziel: Von Monte-Carlo nach Venedig (I), über 2000 Kilometer, in weniger als 23 Stunden.
Im Endspurt taucht das 18 Meter lange Rennboot in die einbrechende Dunkelheit der Nacht – und rast so, fast blind, auf den Hafen von Venedig zu. Das Schiff, ausgestattet mit zwei Motoren von je 1600 PS, ist etwa 140 km/h schnell, als es mit Wucht gegen einen künstlich errichteten Schutzwall aus Felsbrocken kracht. Der Traum vom Weltrekord endet sekundenschnell in einer Tragödie. Das Rennboot zerschellt und sinkt kurz vor dem Ziel.
Der Aufprall ist so enorm, dass drei der Menschen an Bord noch vor Ort sterben. Die ersten beiden Leichen können von der italienischen Feuerwehr aus der Kabine des Schnellboots geborgen werden. Nach der dritten Leiche müssen die Rettungsmannschaften erst suchen. Offenbar wurde sie beim Aufprall über Bord geschleudert. Der Leichnam wird wenig später aus dem Meer gezogen. Ein vierter Mann überlebt den Horror-Crash unverletzt.
Unter den Toten ist ein mehrfacher Weltmeister
Unter den Verstorbenen ist Fabio Buzzi (†76), Gründer der Rennboot-Werft FB Design und Chef der sportlichen Mission. Die anderen beiden Todesopfer sind zwei englische Piloten. Der Schwerverletzte ist Bauunternehmer und ein Renngefährte des berühmten Schiffsbauers aus Lecco (I).
Fabio Buzzi liebte das Rasen übers Wasser. Der Norditaliener gewann insgesamt 52 Weltmeistertitel, holte sich sieben Mal die Harmsworth Trophy und stellte 40 Geschwindigkeitsweltrekorde auf. Jetzt wurde Buzzi Opfer seines eigenen Geschwindigkeitsrausches.
Das vierte schwere Unglück in Venedig in diesem Jahr
Das Rennen in den Tod beginnt am Montag um 23 Uhr. Die vierköpfige Crew startet von Monte-Carlo aus. Sie will den 2016 von Fabio Buzzi selbst aufgestellten Rekord von 22 Stunden, fünf Minuten und 42 Sekunden brechen. Fast wäre es ihnen gelungen.
Für Venedig reiht sich der Horror-Crash in eine Serie von Bootsunglücken in diesem Jahr. Anfang Mai wurde bei Jesolo eine Schweizerin zwischen einem Hausboot und einer Brücke zerquetscht. Exakt einen Monat später rammt das Kreuzfahrtschiff MSC Opera an der Anlegestelle San Basilio eine Touristenfähre. Vier Menschen wurden verletzt. Am 7. Juli rast ein Dampfer ungebremst auf den Kai im Becken von San Marco zu und verfehlt um eine Haar eine Jacht. Das unkontrollierte Manöver löste Panik unter den Passanten an der Anlegestelle aus. Verletzt wurde dabei niemand.