Rettet Kurz Weihnachten dank Massentests?
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Corona-Kraftakt in Österreich
Rettet Kurz Weihnachten dank Massentests?

Anfang Dezember startet Österreich grossflächige Corona-Tests. Ziel ist es, rechtzeitig vor den Feiertagen möglichst viele unentdeckte Infizierte zu finden. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Mega-Vorhaben.
Publiziert: 27.11.2020 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2020 um 21:37 Uhr
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Ergreift radikale Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus: Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Foto: imago images/photonews.at
Georg Nopper

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (34) will Corona-Tests für das ganze Land. Die Hauptstadt Wien mit 1,9 Millionen Einwohnern führt zwischen dem 2. und 13. Dezember einen Massentest durch. Tirol und Vorarlberg mit zusammen rund 1,1 Millionen Einwohnern vollziehen vom 4. bis 6. Dezember die grossflächige Testaktion. Mit Ausnahme der Steiermark haben auch die restlichen der neun Bundesländer ihren Zeitplan festgelegt.

Mit den Massentests will Kurz die vorsichtige Lockdown-Öffnung ab dem 7. Dezember abfedern. Zudem soll das Weihnachtsfest so weit wie möglich gerettet werden. Vorbild für die Aktion sind etwa das italienische Südtirol oder die Slowakei, wo unlängst ebenfalls Massentests durchgeführt wurden. Es sei wichtig festzuhalten, dass Massentests kein Allheilmittel seien, sondern eine Momentaufnahme lieferten, sagt Kurz. «Sie sind nicht die einzige Lösung, die gibt es nicht, aber eine gute Chance, Infektionen in der Bevölkerung zu lokalisieren und weitere Ansteckungen zu verhindern.» Ziel sei es, rechtzeitig vor Familientreffen am Weihnachtsfest möglichst viele unentdeckte Infizierte unter den 8,9 Millionen Einwohnern Österreichs zu finden.

Wer soll getestet werden?

Möglichst viele Einwohner. Im Gegensatz zur Slowakei, wo die Menschen unter Androhung von Sanktionen zum Testen angehalten wurden, sind die Tests in Österreich jedoch freiwillig. Laut einer Pressemitteilung des Kanzleramts hat die Regierung für die Massentests sieben Millionen Corona-Tests bestellt. Allein in Wien wird mit einer Teilnehmerzahl von bis 1,2 Millionen gerechnet.

Wo wird getestet? Wer führt die Aktion durch?

Die Corona-Massentests werden in eigens dafür eingerichteten Testzentren in allen Bezirkshauptstädten durchgeführt. Für die Abwicklung zuständig ist das Bundesheer, in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium. Sanität und Feuerwehr sicherten Unterstützung zur. In Wien zum Beispiel wurden drei grosse Standorte ausgewählt. Dort sollen 300 Testlinien bereitstehen. Damit sollen laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker pro Tag bis zu 150'000 Tests bewältigt werden. Die Probenentnahmen werden von geschultem Gesundheitspersonal und eventuell Medizinstudenten durchgeführt.

Welche Art von Tests werden gemacht?

Die Menschen werden per Schnelltests auf eine Virusinfektion überprüft. Das Resultat eines solchen Antigentests liegt nach rund 15 Minuten vor. Weil die Antigentests manchmal fälschlicherweise ein positives Ergebnis anzeigen, sollen positive Resultate anschliessend mit einem zuverlässigeren PCR-Test bestätigt werden.

Wer bezahlt das?

Für die Bevölkerung sind die Corona-Tests gratis. Die Regierung gab allein für die Beschaffung der sieben Millionen Antigen-Schnelltests von Roche und Siemens umgerechnet 54 Millionen Franken an Steuergeldern aus.

Was sind die Probleme bei den Massentests?

Kritiker befürchten, dass sich beim Anstehen bei den Testzentren oder bei der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln viele Menschen infizieren könnten. Um ein Gedränge zu umgehen, könnten die Massentests teilweise nach Berufsgruppen gestaffelt durchgeführt werden. In Wien wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass sich jeweils nur wenige Menschen gleichzeitig im Innern der Zentren aufhalten, wo die Abstriche durchgeführt werden. Ein von der Regierung angekündigtes Online-Terminsystem soll zudem auch im Freien lange Warteschlangen verhindern. Dies wiederum weckt jedoch die Besorgnis, dass insbesondere ältere Menschen ohne Smartphone und Internet vom Massentest ausgeschlossen werden könnten.

Kommen die Massentests auch in der Schweiz?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat seine Corona-Kampagne unlängst angepasst. Aktuell liegt der Fokus beim Testen. Die neusten BAG-Plakate rufen dazu auf, sich bei Symptomen sofort testen zu lassen. Doch Massentests wie in Österreich sind in der Schweiz bisher kein Thema. Der Basler Epidemiologe Marcel Tanner, Mitglied der Corona-Taskforce des Bundes, sagte kürzlich zu «TeleBasel», ein Massentest sei nur dann sinnvoll, wenn er wiederholt werde. Grund dafür sei, dass frisch Infizierte und Personen in der Inkubationszeit bei einem Massentest negativ seien. Somit könne das Infektionsgeschehen ungehindert weiterlaufen. Ein Massentest müsste laut Tanner sehr konsequent umgesetzt werden. Das mache im dicht besiedelten Europa keinen Sinn. «Ein Massentest in einem Inselstaat wie Neuseeland ist etwas ganz anderes als bei uns, sei es nun Österreich oder die Schweiz. Wir sitzen mitten in Europa und haben den ganzen Austausch.»

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