Chiara C. (†21) hinterlässt ein Baby
Ist sie das jüngste Opfer der zweiten Corona-Welle?

Dort, wo das Virus wütet, werden seine Opfer immer jünger. Im Corona-Notstandsgebiet Turin (I) starb eine erst 21-Jährige an einer schweren Lungenentzündung.
Publiziert: 10.11.2020 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 10:28 Uhr
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Chiara C. (†21) starb in der von der Pandemie stark betroffenen piemontesischen Metropole Turin.
Foto: zVg
Myrte Müller

Corona trifft nur die Alten und Kranken. Das mag auch Chiara C.* (†21) gedacht haben. Eine Krankheit, die man aus dem Fernsehen kennt. Die junge Mutter eines Babys (13 Monate) lebt in Romano Canavese (I), 50 Kilometer von Turin (i) entfernt. In der piemontesischen Metropole herrscht Corona-Notstand. Doch dieser scheint weit entfernt von der Idylle des 2700-Seelen-Dorfes.

Chiara C. ist gesund und fit – bis vor 21 Tagen. Da habe sie sich müde gefühlt, erzählt ihre Mutter Barbara italienischen Medien. Normal für den anstrengenden Alltag einer jungen Mutter. Dann traten Grippe-Symptome auf. «Chiara hustete und hatte erhöhte Temperatur», erinnert sich die Mutter weiter. Das sei am 19. Oktober gewesen. «Als sie mich am Tag darauf anrief, konnte sie kaum noch atmen. Ich habe sie sofort in die Notaufnahme gebracht. Seitdem hat sie ihre Tochter nie wieder gesehen.

Die junge Mutter hatte keine Vorerkrankungen

Im Spital in Ivrea (I) wird ein Corona-Test gemacht. Chiara C. ist positiv. Beide Lungenflügel waren entzündet. Fortan sind Besuche untersagt. Chiara wird in das Covid-Spital Molinette nach Turin gebracht. Sie liegt nun auf der Intensivstation. «Jeden Nachmittag riefen uns die Ärzte oder Pfleger an. Sie waren sehr nett. Sie sagten, Chiara sei jung. Sie wird es schaffen», sagt der Vater Antonio gegenüber La Stampa. Und: Die Tochter sei kein Risikopatient, sie habe ja keine Vorerkrankungen.

Für kurze Zeit stemmt sich der Körper der jungen Italienerin gegen die Erkrankung. Chiara scheint es zunächst besser zu gehen. Doch dann, am Freitag, folgt der Zusammenbruch. «Am Sonntag, um 14.45 Uhr, riefen sie uns», sagt Mutter Barbara, «Chiara hätte es nicht geschafft.»

«Ich durfte meiner Tochter nicht die Hand halten»

«Wissen Sie, was das Schlimmste ist?», fragt Vater Antonio den italienischen Journalisten, «ich durfte meiner Tochter nicht ein letztes Mal die Hand halten, ihr sagen: Meine Kleine, habe keine Angst.» Dann bricht der Mann in Tränen aus.

Das Drama nimmt auch nach dem Tod der jungen Mutter kein Ende. Die gesamte Familie, die Eltern der Toten, ihre Schwestern, ihr Lebensgefährte sind mit Corona infiziert. Sie dürfen ihr Haus nicht verlassen. Chiara C. stirbt nicht nur isoliert, sie wird auch ohne jede Trauerfeier in Einsamkeit bestattet.

Einen Tag nach dem Tod der jungen Mutter, mahnt der Bürgermeister von Romano Cavalese, Oscarino Ferrero, auf Facebook: «Die schreckliche Nachricht macht uns sprachlos und wir erkennen, dass die Folgen dieser Pandemie uns sehr nahe treffen können und mit grossem Schmerz. Dieser Verlust zeigt uns, dass das Virus nicht nur Ältere tötet, sondern jeden von uns, jeden Alters, treffen kann.»

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