Brucellose-Ausbruch in China
Tausende mit Bakterien nach Fabrikleck angesteckt

Tausende Menschen im Nordwesten Chinas haben sich mit Bakterien infiziert. Der Ausbruch sei durch ein Leck bei einer biopharmazeutischen Firma im letzten Jahr verursacht worden, sagten die Behörden am Dienstag.
Publiziert: 18.09.2020 um 14:57 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2020 um 06:24 Uhr

Nach einem Leck in der biologisch-pharmazeutischen Fabrik Zhongmu Lanzhou haben sich Tausende Bewohner der nordwestchinesischen Stadt Lanzhou mit Brucella-Bakterien angesteckt. Bei der Herstellung von Brucella-Impfstoffen verwendete die Fabrik abgelaufene Desinfektionsmittel, berichtetet CNN. Somit konnten nicht alle Bakterien vernichtet werden. Diese gelangten durch Fabrik-Abgase vergangenen Sommer in die Luft und wurden vom Wind verteilt.

Ende Dezember waren nach Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua bereits 181 Menschen mit dem Bakterium infiziert. Laut des Gesundheitsamts von Lanzhou sind 3245 Menschen an Brucellose erkrankt, berichtet CNN. Weitere 1401 Personen wurden vorläufig positiv getestet. Insgesamt haben die Behörden 21'847 Menschen von den 2,9 Millionen Einwohnern der Stadt getestet.

Normalerweise keine Übertragung von Mensch zu Mensch

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist normalerweise nicht möglich, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite. Zur Ansteckung kommt es in der Regel durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder durch den Genuss von verunreinigten Lebensmitteln. Letzteres scheint in Lanzhou der Fall zu sein.

Laut dem BAG verläuft die Infektion zu 90 Prozent ohne Symptome. «Ansonsten treten fünf bis 60 Tage nach der Ansteckung grippeähnliche Anzeichen auf. Nach einer kurzen beschwerdefreien Zeit folgt rasch ansteigendes Fieber bis 40 Grad Celsius, verbunden mit Schüttelfrost sowie Schwellungen von Leber, Milz und Lymphknoten.» Die Erkrankung kann spontan abheilen oder zu einem chronischen Verlauf führen.

In den Monaten nach dem Ausbruch leiteten Provinz- und Kommunalbeamte nach Angaben der Gesundheitskommission von Lanzhou eine Untersuchung des Lecks in der Fabrik ein. Bis Januar hatten die Behörden dem Werk die Lizenzen zur Impfstoffproduktion entzogen und die Produktzulassungsnummern für seine beiden Brucellose-Impfstoffe zurückgezogen. Im Februar entschuldigte sich die Fabrik öffentlich.

Brucellose ist in der Schweiz selten

Brucellose war in den 1980er Jahren in China viel häufiger aufgetreten. Seitdem konnte sie mit dem Aufkommen von Tier-Impfstoffen und besserer Vorbeugung im Zaum gehalten werden. Dennoch kommt es weltweit vereinzelt zu Ausbrüchen.

In der Schweiz kommt die Krankheit laut dem BAG selten vor. Seit Jahresbeginn sind sechs Personen an Brucellose erkrankt. Vergangenes Jahr kam es zu vier Erkrankungen. (szm)

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