Brisanter Verdacht bei Pariser Onanier-Affäre
Künstler soll Politiker in die Sex-Falle gelockt haben

Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski soll seine Freundin gezielt auf den Bürgermeister-Kandidaten Benjamin Griveaux angesetzt haben. Dieser schickte ihr offenbar delikate Videos.
Publiziert: 17.02.2020 um 14:41 Uhr
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Benjamin Griveaux hat sich aus dem Wahlkampf um den Pariser Bürgermeister-Posten zurückgezogen.
Foto: AFP

Bei der Pariser Onanier-Affäre kommen immer mehr Hintergründe ans Licht. Französische Medien berichten, dass der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski (35) seine Freundin als Lockvogel eingesetzt habe, um den Pariser Bürgermeister-Kandidaten Benjamin Griveaux (42) blosszustellen.

Eine Webseite hatte am Mittwochabend Screenshots von anzüglich erscheinenden Chatnachrichten veröffentlicht, die angeblich von Griveaux stammen. Ausserdem zeigt sie kurze Videos, auf denen zu sehen ist, wie ein Mann masturbiert – es ist aber nicht zu erkennen, um wen es sich dabei handelt. Griveaux sagte am Freitag lediglich, eine Webseite und soziale Netzwerke hätten «abscheuliche Angriffe auf meine Privatsphäre verbreitet».

Pärchen wird befragt

Die Polizei hat das Paar nun festgenommen. Wie die Medien schreiben, war vermutlich die 29-jährige Frau aus Metz (F) die Empfängerin der Masturbations-Videos. Vieles spreche dafür, dass sie von Pawlenski gezielt auf Griveaux angesetzt worden war. Der Russe und die Französin sind seit über einem Jahr ein Paar.

Beide würden wegen des Verdachts der Verletzung der Privatsphäre und der unerlaubten Veröffentlichung sexueller Bilder befragt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Politskandal sorgt für Wirbel

Frankreich wird derzeit von einem riesigen Polit-Skandal durchgeschüttelt. Benjamin Griveaux, ein Parteifreund von Staatspräsident Emmanuel Macron (42), hatte sich am Freitag aus dem Rennen um das Pariser Rathaus zurückgezogen.

Pjotr Pawlenski behauptet, dass er die Videos verbreitet habe. Unklar ist, ob nur das Paar in die Geschichte involviert ist, oder ob weitere Kreise dahinter stecken.

Nun kandidiert die Gesundheitsministerin

Griveaux war im vergangenen Jahr als Macrons Regierungssprecher zurückgetreten, um Pariser Bürgermeister zu werden. In Umfragen hatte er von der Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) zuletzt eher schwach abgeschnitten.

Für Macrons Partei will nun die bisherige Gesundheitsministerin Agnès Buzyn als Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt kandidieren. Die 57-Jährige gab dies am Sonntag bekannt und trat deshalb von ihrem Regierungsamt zurück.

Hoden angenagelt

Pjotr Pawlenski lebt seit 2017 als politischer Flüchtling in Frankreich, nachdem er sich aus Protest gegen das russische Regime den Mund zugenäht und seine Hoden ans Kopfsteinpflaster des Roten Platzes in Moskau genagelt hatte.

Aber auch in seinem Fluchtstaat ist er schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Am 31. Dezember 2019 wurde er für mehrere Wochen in Haft genommen. Grund: Bei einem Streit in einer Pariser Wohnung soll er zwei Personen mit einem Messer verletzt haben.

Politiker aller Couleurs stellen sich hinter Griveaux und gegen Pawlenski. Einen französischen Politiker dermassen blosszustellen, gleiche amerikanischen Verhältnissen, die man in Frankreich definitiv nicht will. Der Macron-Abgeordnete Bruno Questel (53) verlangte: «Werft diesen Kerl raus!»

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