Darum gehts
Im Mai 2026 ist Lichterlöschen im Ed-Sullivan-Theater mitten in Manhattan. Die «Late Show» mit Stephen Colbert (61) wird eingestellt. Damit verstummt einer der prominentesten Kritiker von US-Präsident Donald Trump (79). «Ich teile eure Gefühle», sagte der Comedian in seiner Show am Donnerstagabend als Reaktion auf die «Buuuh»-Rufe, mit denen das Publikum auf die Ankündigung reagierte.
Seit 2015 hatte der aktuell meistgeschaute amerikanische TV-Comedian die «Late Show» viermal wöchentlich gehostet. Mehr als 2,4 Millionen Zuschauer hatte die Show zuletzt im Schnitt. Erst diese Woche wurde Colbert zum sechsten Mal für den begehrten Emmy-Award nominiert. Und jetzt soll einfach Schluss sein? Der Betreiber-Sender CBS erklärt das Colbert-Aus mit «rein finanziellen Gründen». Doch: US-Präsident Trump trägt allem Anschein nach eine Mitschuld am vorzeitigen Aus der beliebten Late-Night-Show.
Trump, vor neun Jahren einst selbst zu Gast bei Colbert, hat seinen Hass auf den Comedian in den vergangenen Jahren immer wieder offen zum Ausdruck gebracht. «Ich liebe es so sehr, dass Colbert rausgeschmissen wurde», schrieb er am Freitag auf seiner Plattform Truth Social. «Sein Talent war noch schlechter als seine Zuschauerzahlen.»
Colbert gab Trump allabendlich gute Gründe, hässig zu sein. Der Showmaster griff Trump immer wieder persönlich an. Schon in seiner allerersten Show 2015 sagte er zu seinem Gast Jeb Bush (72), damals ein Trump-Konkurrent im Rennen um das Weisse Haus: «Sie waren acht Jahre Regierungschef von Florida. All die Orangen und all die Wahnsinnigen da unten haben Sie sicher perfekt auf die Konfrontation mit Donald Trump vorbereitet.»
Was Kamala Harris mit dem Entscheid zu tun hat
Colberts Show (fast zehn Millionen Abonnenten auf Youtube) werde «keinesfalls wegen inhaltlicher Gründe oder wegen ihrer Performance» eingestellt, teilte CBS am Donnerstagabend mit. Die Show rentiert schlicht nicht mehr, unter anderem, weil das junge Publikum nur noch Highlights auf den sozialen Medien anklicke.
Gemäss CBS geht es nur ums Geld. Auffällig aber ist die zeitliche Überschneidung des Entscheids mit einer anderen Entwicklung. Achtung, jetzt wirds etwas kompliziert:
Paramount Global, der Mutterkonzern, zu dem CBS gehört, soll von der Konkurrenzfirma Skydance Media für rund acht Milliarden Dollar gekauft werden. Ein Monster-Deal, der die Zustimmung der von der Trump-Regierung kontrollierten Bundeskommunikationsbehörde FCC benötigt.
Die beiden Firmen sind also erpicht darauf, Trump milde zu stimmen. Mutmasslich deshalb hat Paramount Global in einem Gerichtsfall kürzlich klein beigegeben und Trump 16 Millionen Dollar bezahlt. Der Grund: Trump hatte CBS wegen eines angeblich beschönigend zusammengeschnittenen Interviews mit Trumps damaliger Konkurrentin Kamala Harris (60) verklagt.
Stephen Colbert hat das Einknicken seines Arbeitgebers in diesem Fall mehrfach komödiantisch kritisiert. «In Fachkreisen nennt man das eine grosse, fette Bestechungszahlung», sagte Colbert am Montag. Er sei nicht sicher, ob es etwas gebe, das sein angeschlagenes Vertrauen in seinen Arbeitgeber wiederherstellen könne: «Ausser natürlich eine Zahlung über 16 Millionen Dollar.»
Hoffnungsschimmer für Colbert-Fans
Colbert-Fans und Branchenplattformen wie der «Hollywood Reporter» vermuten, dass die Absetzung der Show mindestens indirekt mit dem geplanten Monster-Deal zwischen Paramount und Skydance zusammenhängt. Stephen Colbert wird mutmasslich auf die mediale Schlachtbank geführt, um das Ein-Mann-Publikum im Weissen Haus bezüglich der Acht-Milliarden-Fusion milde zu stimmen.
Natürlich könnte Colbert auch nach Mai 2026 weiterwirken. Andere US-TV-Grössen wie die beiden Ex-Fox-Moderatoren Tucker Carlson (56) oder Megyn Kelly (54) etablierten sich nach ihrem Aus erfolgreich mit eigenen Shows auf Youtube und anderen unabhängigen Plattformen.
Während der Pandemie hat Stephen Colbert die Show zeitweise aus seiner Badewanne heraus bestritten. Witzig und relevant sein kann er auch ausserhalb des mondänen Ed-Sullivan-Theaters. Eine Millionen-Fanbase hat er – und Material für neue Jokes liefert ihm die aktuelle US-Regierung täglich frei Haus. Dafür garantiert Trump aller Voraussicht nach über den Mai 2026 hinaus.