Darum gehts
Russland greift die Ukraine unvermindert an
Gleichzeit häufen sich Nato-Luftraumverletzungen
Experten sind sich sicher: Putin testet das Bündnis
Trump geht auf Distanz zu Putin
Knatsch in der Ukraine: Selenski bürgert Bürgermeister aus – droht ihm jetzt Abschiebung?
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist eine Nachricht, die uns auf der Redaktion kurz stutzen liess: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat laut Medienberichten den Bürgermeister der Hafenstadt Odessa, Hennadij Truchanow, ausgebürgert.
Doch was steckt dahinter ? Hintergrund sei der Verdacht auf eine russische Staatsbürgerschaft, die Truchanow jedoch vehement bestreitet.
Der Geheimdienst SBU bestätigte wenig später, dass der Entzug der Staatsbürgerschaft den Odessaer Bürgermeister betreffe. Dazu wurde die Kopie des angeblich ihm gehörenden russischen Reisepass veröffentlicht, der demnach bis Dezember gültig ist. Das Bild ist nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
Mit dem Verlust der Staatsangehörigkeit ist das gewählte Stadtoberhaupt auch praktisch seines Amtes enthoben. Selenski leitete gemäss einer Antwort auf eine Petition parallel dazu die Schaffung einer Militärverwaltung für die strategisch wichtige Hafenstadt ein.
Truchanow, der Russland immer wieder wegen der vielen Angriffe auf Odessa verurteilte, ist seit 2014 Bürgermeister der Millionenstadt. Bereits während des damaligen Wahlkampfes wurde der Verdacht einer russischen Staatsbürgerschaft laut.
Selenski werden bereits seit längerem unter anderem vom Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, autoritäre Tendenzen vorgeworfen. Zwischen Klitschko und dem von Selenski eingesetzten Militärverwalter Tymur Tkatschenko ist es in den vergangenen Tagen zu öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen gekommen.
Mein Kollege Samuel Schuhmacher hat in diesem Artikel die Position Selenskis etwas genauer beleuchtet. Erfahre, warum dadurch eine Phase der Ungewissenheit für das Land angebrochen ist.
USA und Ukraine kooperieren bei Angriffen auf russische Energieanlagen
Von Marian Nadler, Redaktor am Newsdesk
«Russland droht Finanzkollaps!» So lautete die Headline eines Artikels meines Kollegen Guido Felder. Darin schreibt er, dass die Ukrainer mit Drohnen seit Anfang August vermehrt russische Öldepots, Raffinerien, Pipelines und mit Treibstoff geladene Züge angreifen.
Daran hat sich auch in den vergangenen Wochen nichts geändert. Im Gegenteil: Die Treibstoffkrise in Russland wird immer schlimmer. Immer wieder treffen die Ukrainer zentrale Elemente der russischen Spritversorgung. Die Angriffe haben die Energiepreise in Russland in die Höhe getrieben und Moskau dazu veranlasst, Dieselexporte zu kürzen und Kraftstoff zu importieren.
Am Freitag schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) auf der Plattform X: «Nach unseren Daten beträgt der Benzinmangel des Feindes bis zu etwa 20 Prozent des Bedarfs.» Und weiter: «Unsere Waffen liefern greifbare Ergebnisse.»
Wie die «Financial Times» nun Sonntag berichtet, sollen die USA den Ukrainern bei den Angriffen auf die russischen Energieanlagen unterstützen. Die Kriegswirtschaft von Kremlchef Wladimir Putin (73) soll so geschwächt und der russische Machthaber an den Verhandlungstisch gezwungen werden.
Aus Geheimdienstkreisen verlautete gegenüber der Zeitung, dass die USA Kiew bei der Routenplanung, Flughöhe, Zeitplanung und bei der Entscheidung über Einsätze helfen würden. Ein US-Beamter erklärte, Kiew habe die Ziele für die Langstreckenangriffe ausgewählt und Washington habe anschliessend Informationen über die Schwachstellen der Ziele bereitgestellt. Die Folge: Immer wieder entgehen die ukrainischen Angriffsdrohnen der russischen Luftabwehr.
Nächtlicher Drohnen-Grossangriff kostet Siebenjährigen das Leben
Von Natalie Zumkeller, Redaktorin am Newsdesk
Auch in der Nacht auf Freitag erfüllen surrende Drohnen und Explosionen die Stille über der Ukraine. Mehrere Städte stehen unter Beschuss – die ukrainische Luftwaffe sprach unter anderem über einen «massiven» Angriff auf die Hauptstadt Kiew.
Auch Saporischschja, eine Region im Südosten des Landes, wurde zum Ziel russischer Drohnen. Mehrere Menschen wurden dort verletzt – darunter ein kleiner Junge (†7). Er wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo er schliesslich verstarb. Das bestätigte der örtliche Gouverneur Iwan Fedorow.
Gezielte Schläge auf die Energieversorgung
Svitlana Hrynchuk, die ukrainische Energieministerin, sprach auf Telegram von einem «massiven Angriff auf die ukrainische Energieinfrastruktur». Verschiedene Versorger würden alles in ihrer Macht stehende tun, um den Schaden zu vermindern. Eine Einschätzung soll folgen, sobald «die Sicherheitslage es zulässt».
Dass Russland die ukrainische Energieinfrastruktur zum Ziel seiner Angriffe macht, ist keine neue Taktik. Speziell nun, da der Winter Einzug hält, tun Schläge auf die Energieversorgung dem Land besonders weh – und das weiss Putin.
Erst kürzlich führte russischer Beschuss zu einem Stromausfall in etwa 50'000 Haushalten in der nördlichen Region Tschernihiw. Derzeit wird das AKW Saporischschja in der Ukraine nur mithilfe von Dieselgeneratoren gekühlt – doch der Treibstoff wird knapp. Und auch beim Kernkraftwerk Tschernobyl gibt es Probleme.
Ex-Kremlchef Medwedew besucht Kim in Nordkorea
Von Gabriel Knupfer, Redaktor Nachtdienst
Angesichts der hohen Verluste im Ukraine-Krieg braucht Russland dringend neue Soldaten. Reist der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew (60) deshalb zu den Feierlichkeiten rund um den 80. Geburtstag der Partei der Arbeit Koreas?
«Die Freunde sind zusammen. Die Feinde werden nervös», schrieb Medwedew nach seiner Ankunft in Pjöngjang auf der neuen russischen Plattform Max. Medwedew ist als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats in Moskau weiterhin eine einflussreiche Figur im Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin (73).
Klar ist: Machthaber Kim Jong Un (41) entsandte bereits in der Vergangenheit Soldaten in den Krieg. Schätzungsweise 14'000 Nordkoreaner beteiligten sich an der Rückeroberung von Landstrichen in der westrussischen Region Kursk. Mindestens 2000 von ihnen sollen gefallen sein.
Doch Kim ist offenbar mit der ungleichen Partnerschaft zunehmend unzufrieden, wie Kollege Daniel Macher im September schrieb. Neben Soldaten schickte er den Russen Millionen Artilleriegranaten, Raketen und Abschussvorrichtungen im Wert von mindestens 5,6 Milliarden Dollar.
Im Gegenzug erhielt Nordkorea Waren für höchstens 1,2 Milliarden Dollar – ein schlechtes Geschäft für das verarmte Land. Dennoch gab es im Sommer Spekulationen, dass Kim weitere 30'000 Soldaten in den Krieg schicken könnte. Russland und Nordkorea haben im November 2024 einen Beistandspakt geschlossen.
Geleaktes Dokument soll russische Verluste beziffern
Von Alexander Terwey, Stv. Teamlead Newsdesk
Dass im Ukrainekrieg auf beiden Seiten täglich Menschen sterben, ist kein Geheimnis. Die genauen Zahlen hingegen werden vor allem von russischer Seite aber entweder geschönt, oder noch lieber einfach unter Verschluss gehalten.
Jetzt ist laut verschiedenen Berichten allerdings ein Dokument aufgetaucht, das die russischen Verlustzahlen im Ukrainekrieg zeigen soll. Gemäss dem Online-Portal «United24 Media» sollen in den ersten acht Monaten des Jahres 86'744 Soldaten im Ukraine-Krieg getötet worden sein. 158'529 Soldaten sollen verwundet worden sein. Ausserdem gelten laut Bericht 33'966 Soldaten als vermisst. Insgesamt liegen die Verluste, diesen Zahlen zufolge, bei 279'239.
An einigen Frontabschnitten ist die Zahl der Verluste deutlich höher als an anderen, wie eine Grafik zeigt. Demnach soll allein die Streitkräftegruppierung Zentrum mehr als 96'000 Soldaten verloren haben. Von diesen sollen fast 28'000 getötet worden sein. In der Gruppierung Nord werden die Verluste auf über 53'000 beziffert, in der Gruppierung West auf über 46'000.
Trotz der hohen Verluste gehen die russischen Angriffe in der Ukraine unvermindert weiter. Einerseits setzt Wladimir Putin dabei auf günstige Drohnen. Andererseits schickt der russische Präsident immer wieder auch ausländische Soldaten an die Front.
Wie mein Kollege Mattia Jutzeler schreibt, schickt Putin mittlerweiile sogar Araber in den Krieg. Die Rekrutierungsmethode ist perfide. In vielen Fällen werden die Soldaten mit falschen Versprechungen nach Russland gelockt – und dann in den Krieg geschickt.
Putin will ukrainische Raketen- und Drohnenfabriken zerstören
Von Guido Felder, Auslandredaktor
Wladimir Putin zeigt sich an seinem 73. Geburtstag siegessicher. Bei einem Treffen mit der Militärführung bekräftigte er, dass Russland an seinen Kriegszielen in der Ukraine festhält. «Alle Ziele müssen erreicht werden», sagte er beim Festessen mit Generälen. Experten warnen schon vor einem Angriff auf die Nato, schreibt meine Kollegin Janine Enderli.
Die ukrainischen Angriffe tief ins russische Hinterland – etwa auf Treibstofflager und Raffinerien – nennt Putin wirkungslos. Sie dienten nur dazu, den Westen zu beeindrucken, behauptet er. Die strategische Initiative liege weiter bei Russland, das laut Putin in diesem Jahr 4900 Quadratkilometer und über 200 Orte eingenommen habe – Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen.
Generalstabschef Waleri Gerassimow erklärte, Priorität hätten nun Angriffe auf ukrainische Raketen- und Drohnenfabriken. Putin forderte zugleich mehr Schutz für russische Energieanlagen und die Bevölkerung nach den jüngsten Drohnenattacken.
Während Russland an der Front weiter vorrückt, versucht die Ukraine mit westlicher Unterstützung, dem Dauerbeschuss standzuhalten – in einem Krieg, der seit über dreieinhalb Jahren anhält.
«Das wäre eine ernste Eskalation»
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Wie wir bereits im vorherigen Eintrag beschrieben haben, hält die mögliche Tomahawk-Lieferung von US-Präsident Donald Trump an die Ukraine, die diplomatischen Drähte heiss. Russland warnt vehement vor diesem Schritt.
Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete die mögliche Lieferung am Dienstag als «ernste Eskalation». Besonders brisant sei, dass es sich bei den Tomahawk-Raketen, die Kiew erhalten könnte, um nuklearfähige Systeme handeln könne, warnte Peskow. Moskau würde darauf deutlich reagieren.
Die strategische Dimension möglicher Langstreckenraketen ist nicht zu vernachlässigen. Die Ukraine könnte damit Ziele treffen, die tief in Russland liegen. Hier erklären wir dir, was die Raketen so tödlich macht.
Haben die Ukrainer erstmals den Ural überquert?
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es wäre ein ungewöhnlich tiefer Schlag ins russische Hinterland, der dem Ukraine-Krieg eine neue Dynamik verleihen würde: In der ölreichen Region Tjumen in Westsibirien sollen am Montagabend mehrere Drohnen eingeschlagen sein – mehr als 2000 Kilometer von der Front entfernt. Nach Angaben der Regionalverwaltung wurden drei Drohnen auf dem Gelände eines Unternehmens in der Gebietshauptstadt entdeckt und unschädlich gemacht. «Das operative Eingreifen der Notdienste hat die Detonation der Drohnen verhindert», hiess es auf Telegram. Schäden oder Verletzte habe es keine gegeben. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Die Darstellung ukrainischer Quellen klingt anders. Der Telegram-Kanal Exilenova berichtet, eine Raffinerie sei getroffen worden. Ein beigefügtes Foto zeigt leichte Beschädigungen an einer Schutzwand vor Öltanks. Auch diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Sollten die Flugobjekte tatsächlich aus der Ukraine gestartet sein, wäre das ein Novum: Erstmals hätten ukrainische Langstreckendrohnen das Uralgebirge überquert – eine deutliche Ausweitung der Reichweite. Bereits im Sommer hatte Kiew mit Drohnen strategische Bomber in Irkutsk in Ostsibirien attackiert, damals jedoch von innerhalb Russlands aus.
Das Thema Reichweite ist derzeit heiss diskutiert. US-Präsident Donald Trump (79) hat angekündigt, der Ukraine möglicherweise Tomahawk-Marschflugkörper zu liefern. Welche Bedingung er dafür stellt, kannst du im Artikel meines Kollegen Daniel Kestenholz nachlesen.
Volltreffer auf Sprengstofffabrik
Von Guido Felder, Auslandredaktor
Die Ukraine hats auf Putins Achillesferse abgesehen. Immer wieder greifen die Ukraine Energie- und Nachschubeinrichtungen auf russischem Boden an. Und das mit Erfolg. Diesmal flog eine Sprengstofffabrik in der Stadt Dserschinsk im russischen Gebiet Nischni Nowgorod in die Luft. Wie der Generalstab in Kiew mitteilt, habe es zahlreiche Explosionen und Brände in der Umgebung des Ziels gegeben.
Der lokale Gouverneur Gleb Nikitin bestätigte die Brände. Diese habe es aber in privaten Einrichtungen gegeben. Der Abwehr sei es gelungen, 20 Drohnen abzuschiessen.
Auch auf der Halbinsel Krim haben die Ukrainer nach eigenen Angaben einen Volltreffer gelandet. Bei einem Ölumschlagkomplex, der die russische Armee versorgt, habe es nach dem Angriff einen Grossbrand gegeben.
Die Ukrainer haben neue Hoffnung geschöpft. Dies, nachdem US-Präsident Donald Trump (79) geschrieben hatte, dass die Ukraine die ursprünglichen Grenzen zurückgewinnen könnte.
Ukraine findet Schweizer Bauteile in Drohnen
Von Johannes Hillig, Redaktor am Newsdesk
Der Ukraine-Krieg ist weit weg, oder? Tatsächlich führen aber Spuren in die Schweiz. In von der Ukraine abgeschossenen russischen Drohnen sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski Teile westlicher Hersteller gefunden worden. Laut Selenski geht es unter anderem um Komponenten aus Schweizer Herstellung.
Damit bestätigt Selenski die Recherchen meines Kollegen Samuel Schumachers. Er hatte vor ein paar Tagen über die «Geran-3», die gefährlichste Drohne in Putins Arsenal, berichtet. Hier erfährst du mehr darüber.
Als weitere Länder nannte der ukrainische Staatschef China, Taiwan, Grossbritannien, Japan, Südkorea und die Niederlande. Zu den Komponenten, die in den abgeschossenen Drohnen und Raketen gefunden wurden, gehörten laut Selenskyj Konverter, Sensoren und Mikrocomputer.