Darum gehts
- Frau klagt gegen Arbeitgeber wegen 20 Jahren ohne Arbeit
- Laurence van Wassenhove fühlte sich wie eine ausgestossene Sekretärin
- Sie erhielt weiterhin Lohn, konnte aber damit kaum über die Runden kommen
Im Jahr 1999 begann Laurence van Wassenhove (59), beim Telekommunikationsunternehmen France Télécom (heute Orange) zu arbeiten. Sie war voller Ambitionen, als sie plötzlich an Epilepsie erkrankte und eine ihrer Körperhälften gelähmt wurde.
Aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme wurde die ausgebildete Personalassistentin neu als Sekretärin eingesetzt. Immer wieder bat sie um Schulungen oder Versetzungen, weil sie in der neuen Rolle keine Aufgaben erhielt, wie sie gegenüber «Daily Mail» erklärt. Doch ihren Bitten wurden nie Aufmerksamkeit geschenkt, und so verblieb die Französin 20 Jahre ohne Arbeit, erhielt aber weiterhin einen Lohn.
«Zu Hause bezahlt zu werden, ohne zu arbeiten, ist kein Privileg. Das ist sehr schwer zu ertragen», sagt van Wassenhove. «Ich wurde bezahlt, ja, aber ich wurde behandelt, als würde ich nicht existieren.» Sie habe sich wie eine «ausgestossene Sekretärin» gefühlt und sei schliesslich depressiv geworden. Dazu kommt, dass die zweifache Mutter eigenen Aussagen zufolge Schwierigkeiten hatte, mit dem Lohn über die Runden zu kommen.
Arbeitgeber wehrt sich
Die Klage der Französin baut auf dem französischen Arbeitsrecht auf. Dieses besagt, dass Firmen dazu verpflichtet sind, sich ernsthaft um eine andere Stelle für Arbeitnehmer zu bemühen, falls diese wegen gesundheitlichen Gründen ihren ursprünglichen Job nicht mehr ausüben können.
Gegenüber der Zeitung «La Dépêche» wehrt sich Orange. Der Arbeitnehmer lässt verlauten, man habe die «persönliche soziale Situation» von Laurence berücksichtigt und bestmögliche Bedingungen für die 59-Jährige geschaffen.
Klagen wegen zu wenig Arbeit sind mittlerweile keine Seltenheit mehr und haben sich auch bereits in Grossbritannien und Deutschland ereignet:
Deutscher Journalist verklagt TV-Sender
Rund 100'000 Euro (rund 94'000 Franken) verdiente Jürgen Döschner (65) pro Jahr beim deutschen TV-Sender WDR. Er arbeitete jedoch nie mehr als fünf Stunden pro Monat – für die meisten ein Traum, für Döschner ein Albtraum. Der Journalist reichte immer wieder Ideen für Beiträge ein, auf die seit 2019 jedoch fast nie mehr eingegangen wurde. Ein Grund dafür dürfte sein, dass seine Beiträge immer wieder in der Kritik standen. Schliesslich verklagte Döschner 2022 den Sender.
Brite verklagt IBM
Jahrelang arbeitete der Brite Ian Clifford (52) bei IBM, als er 2008 erkrankte und arbeitsunfähig wurde. Er einigte sich dann mit dem Tech-Unternehmen darauf, weiterhin 75 Prozent seines Lohnes zu erhalten, ohne dafür arbeiten zu müssen – und zwar bis zur Pensionierung. Trotzdem verklagte Clifford 2022 IBM. Der Grund: Während seine Kollegen Lohnerhöhungen erhielten, blieb sein Lohn gleich.
US-Firma kündigt faulen Angestellten
Natürlich kriegen nicht nur Firmen Probleme, wenn ihre Mitarbeiter nicht arbeiten. Das mussten Mitarbeiter der US-Grossbank Wells Fargo vergangenes Jahr am eigenen Leib erfahren. Faule Angestellte hatten im Homeoffice Mausbewegungen und Tastaturanschläge simuliert, obwohl sie eigentlich nichts machten. Mehreren Dutzend Mitarbeitern wurde deshalb gekündigt.