Zürcher Gemeinde kämpft gegen Fachkräftemangel
Affoltern am Albis lockt Beamte mit 38-Stunden-Woche

Im Kampf um die besten Angestellten will auch die Gemeinde Affoltern am Albis ZH die Arbeitszeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduzieren. Die Idee finden nicht alle gut.
Publiziert: 05.08.2023 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2023 um 09:58 Uhr

Affoltern am Albis ZH sucht zurzeit zwei Sozialarbeiter. Offenbar sind solche offenen Stellen nur sehr schwierig zu besetzen.

Deshalb hat sich der Stadtrat von Affoltern am Albis vor den Sommerferien für einen neuen Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel ausgesprochen. Bei vollem Pensum sollen rund 350 von 500 Angestellten künftig nur 38 statt 42 Stunden pro Woche arbeiten. Die rund 150 Lehrpersonen der Primarschule unterstehen dem kantonalen Lehrpersonalrecht.

Diese Personaloffensive in Form einer Arbeitszeitreduktion von 10 Prozent kostet den Säuliämtler Bezirkshauptort voraussichtlich 2,3 Millionen Franken, berichtet der «Tages-Anzeiger».

In Affoltern am Albis ZH sucht die Gemeinde neue Wege, um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen.
Foto: Thomas Meier
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Weniger Arbeiten für gleichen Lohn eckt an

Es sei immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen, begründet Stadtpräsidentin Eveline Fenner (EVP) den Entscheid in einem Interview mit dem «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern». Ob die Arbeitszeit tatsächlich reduziert wird, entscheidet voraussichtlich das Volk an der Gemeindeversammlung im Herbst.

Doch es gibt schon kritische Töne. So sagt alt SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi (76), dass er von den Plänen des Stadtrats nicht viel halte. Für ihn zeugen sie von einer «grossen Fehlbeurteilung»: «Stabilität in einem Betrieb hängt nicht nur von Arbeitszeit und Lohn ab, sondern von mehr, etwa auch von der gelebten Kultur», sagt er gegenüber dem «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern». Auch in Gewerbekreisen fürchtet sich man davor, nachziehen zu müssen.

Basel und Bern gehen vor

Affoltern am Albis ist bei weitem nicht die einzige Gemeinde, welche die Arbeitszeit der Beamten reduzieren will, um attraktiver zu werden als Arbeitgeber. In Basel-Stadt fand ein vergleichbarer Vorstoss für eine 38-Stunden-Woche bereits eine Mehrheit. Dort prüft der Regierungsrat, welche Kostenfolgen eine solche Arbeitszeitreduktion hätte.

Und auch im Kanton Bern forderten SP-Mitglieder, dass die Arbeitszeit für die Kantonsangestellten von 42 auf 38 Stunden pro Woche zu reduzieren sei. Noch wurde der Vorstoss noch nicht beantwortet.

Das Thema hat aber auch längst die Privatwirtschaft entdeckt. Konzerne wie der japanische Elektronikriese Panasonic und der Lebensmittelmulti Unilever setzen auf die Viertageswoche. Auch verschiedene Schweizer Unternehmen senkten ihre Arbeitszeiten ebenfalls. So haben die Siloah-Privatkliniken im Juli letzten Jahres die Wochenarbeitszeit des Pflegedienstes auf 40 Stunden reduziert. (sie)

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