«Wenn ich das gewusst hätte!»
Kunde warnt eindringlich vor Booking.com-Autoversicherung

Die Hotelbuchungsplattform Booking.com bietet auch Mietautos inklusive Versicherungen an. Doch der «Komplettschutz» hat einen Haken, wie ein Leser erfahren musste.
Publiziert: 19.07.2025 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2025 um 14:51 Uhr
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Probleme mit dem «Komplettschutz»: Kunde musste drei Monate auf sein Geld warten.
Foto: PD

Darum gehts

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Yves Demuth
Beobachter

Der Schaden am Mietauto in Südafrika war klein. «Jeder andere hätte die rund 50 Franken wohl gar nie zurückgefordert», sagt Tom Berner zum Beobachter. Doch genau das nervte ihn so sehr, dass er nicht aufgab.

Tom Berner heisst in Wirklichkeit anders. Er hat über die Plattform Booking.com eine Vollkasko-Versicherung für das Auto gebucht, das er in seinen Ferien in Südafrika mietete. 

Geld muss vorgeschossen werden

Was er nicht wusste: Die Vollkasko-Versicherung von Booking.com war keine herkömmliche Versicherung. Sondern bloss eine Zweitversicherung für den Selbstbehalt, die sogenannte Kaution. Der Kautionsbetrag wird oft bei der Übernahme des Mietautos auf der Kreditkarte blockiert.

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Diese Zweitversicherung von Booking.com ist aber eine Rückerstattungsversicherung. Der Kunde muss im Schadenfall zuerst alles selbst bezahlen und dann das Geld mit grossem Aufwand von der Versicherung zurückholen. So erlebte es Tom Berner.

Keine Telefonnummer im Schadenfall

Das Problem: Wer auf Booking.com das Angebot bucht, muss genau lesen, um das zu verstehen. Der Mechanismus wird zwar erklärt, aber der Titel «Komplettschutz» verspricht etwas anderes. 

Das Angebot von Booking stammt von der australischen Versicherungsfirma Rentalcover.com. Im Schadenfall müssen diverse Unterlagen hochgeladen und Formulare ausgefüllt werden. Zudem gibt es keine Telefonnummer, die den Betroffenen helfen würde. Alles ist online. «Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nie über Booking.com eine solche Versicherung gebucht», sagt Berner.

Booking.com bei Autos nicht günstiger

Eine Stichprobe des Beobachters zeigt: Die Automiete für eine Woche in der Bretagne in Frankreich kostet bei Booking.com gleich viel wie beim Autovermieter Hertz. Es gibt also keinen Preisvorteil bei einer Buchung über Booking.com. 

Sowohl bei Booking wie auch bei Hertz sind im Basis-Versicherungsangebot 2100 Euro als Selbstbehalt fällig. Dieser Betrag muss bei einem Unfall oder Diebstahl aus dem eigenen Sack bezahlt werden. Wem das zu viel ist, der kann bei beiden Anbietern eine Zusatzversicherung abschliessen. Das bietet fast jede Autovermietungsfirma an.

Teurere Angebote beinhalten mehr

Bei Hertz heisst der Zusatz «Super Cover», bei Booking «Komplettschutz». Dadurch sinkt der Selbstbehalt auf null. Oder je nach Fahrzeugkategorie auf wenige hundert Franken.

Das Zusatzversicherungsangebot von Booking kostet in diesem Fall bloss Fr. 60.20. Das Angebot von Hertz kostet mit Fr. 165.70 mehr als zweieinhalb Mal so viel. 

Drei Monate Warten aufs Geld

Doch das günstige Angebot hat einen Haken: Der Kunde muss bei Rentalcover.com in Vorleistung gehen und danach unzählige Belege einreichen. Etwa den Mietvertrag, den Führerschein, den gesamten Schriftverkehr zum Schadenfall, den Polizeibericht, die Endabrechnung mit dem Autovermieter sowie einen eigenen Kontoauszug, der belegt, dass man den Schaden wirklich bezahlt hat. Erst dann zahlt Rentalcover das vorgeschossene Geld zurück.

Dabei gibt es keine Hotline, die man anrufen kann. Die Kundinnen und Kunden können nur über E-Mail oder Chats kommunizieren. Bei Tom Berner dauerte es drei Monate, bis er die 50 Franken zurückhatte. 

Booking.com sieht kein Problem

Zum Vergleich: Beim Angebot von Hertz zahlt die Versicherung den Schaden selbst. Und sie wickelt ihn auch selbst ab. Die Automieterinnen und Automieter müssen keine Onlinetools abfüllen. 

Booking.com sagt, auf der Buchungsplattform werde klar und transparent darauf hingewiesen, dass die Kundinnen und Kunden mit dem Angebot «Komplettschutz» zuerst die «komplette Kaution verlieren» können, diese aber danach von Rentalcover erstattet werde.

Versicherung schweigt zum Fall

Die Muttergesellschaft von Rentalcover heisst Cover Genius. Eine Sprecherin schreibt, man strebe eine Schadensabwicklung innerhalb von drei Tagen an. Warum es bei Tom Berner drei Monate gedauert hat und so kompliziert war, möchte das Unternehmen «aus Datenschutzgründen» nicht sagen.

Tom Berner würde die Versicherung jedenfalls nicht mehr kaufen, wie er zum Beobachter sagt. «Wenn ein Komplettschutz, dann direkt von einem Autovermieter. Dann entfällt der zeitraubende Formularkram, um das Geld zurückzuerhalten.»

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