Foto: IMAGO/NurPhoto

Weiterer Rückschlag nach Gewinnwarnung
Mercedes ruft mehr als 500'000 Autos in China zurück

Mercedes-Benz ruft über eine halbe Million Autos aus China zurück. Zuvor gab der deutsche Autobauer eine Gewinnwarnung heraus. Sehr zum Unmut der Aktionärinnen und Aktionäre. Schuld sei das China-Geschäft.
Publiziert: 20.09.2024 um 14:32 Uhr
|
Aktualisiert: 20.09.2024 um 14:33 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Mercedes-Benz senkt Prognose fürs laufende Jahr – Aktie bricht ein
  • Gleichzeitig ruft Mercedes 500'000 Autos in China zurück
  • China bleibt grösste Herausforderung für deutsche Autobauer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Über eine halbe Million Autos ruft Mercedes-Benz aus China zurück.
Foto: AFP
1/4

Nach BMW trifft es jetzt auch Mercedes-Benz: Mehr als 500'000 Autos muss der deutsche Autobauer aus China zurückrufen. Der Grund: Bei der halben Million Fahrzeuge gibt es ein Problem mit der Beständigkeit gegen Feuchtigkeit. Es könne sein, dass bei längerer Nutzung in heisser oder feuchter Umgebung die Fahrdynamikregelung ESP und das Antiblockiersystem (ABS) nicht mehr richtig funktionieren. Mercedes habe China einen Plan zur Rückführung vorgelegt, teilte die chinesische Behörde für Marktregulierung in Peking mit. Mercedes bestätigte den Rückruf.

Bereits am Vorabend verkündete Mercedes-Benz schlechte Nachrichten: Der Autobauer aus Stuttgart hat am Donnerstagabend eine Gewinnwarnung herausgegeben. Neu wird erwartet, dass der operative Gewinn (EBIT) deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. 2023 betrug dieser 19,7 Milliarden Euro. Bisher rechnete der deutsche Autoriese noch mit einem Ebit «leicht unter dem Niveau des Vorjahres». Gleichzeitig senkte der Autobauer auch den Ausblick für die bereinigte Umsatzrendite auf 7,5 bis 8,5 Prozent (zuvor: 10 bis 11 Prozent). Diese Kennzahl wurde bereits vor wenigen Wochen zum ersten Mal nach unten geschraubt.

Die Aktionärinnen und Aktionäre scheint die Gewinnwarnung in Alarmbereitschaft gesetzt zu haben. Am Freitag brach der Kurs um rund 7 Prozent ein. Eine Mercedes-Aktie ist an der deutschen Börse noch rund 55 Euro wert. In den letzten drei Monaten ist die Aktie um rund 15 Prozent eingebrochen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Als Hauptgrund für die Gewinnwarnung nennt Mercedes «eine weitere Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds – vor allem in China». Das BIP-Wachstum im Reich der Mitte ging weiter zurück, da die Chinesen weniger konsumieren. «Ich weiss nicht, wie lang die Situation in China so bleibt», räumte Vorstandschef Ola Källenius bei einer Videokonferenz mit Analysten ein.

Zudem rechnet Mercedes für das zweite Halbjahr mit einem anhaltend dynamischen Preisumfeld. Dies dürfte die wirtschaftliche Planbarkeit beeinträchtigen.

China als grösste Bewährungsprobe

Nach BMW ist Mercedes bereits der zweite Autoriese, der seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr nach unten schrauben muss. BMW musste zwar 1,5 Millionen Fahrzeuge wegen defekter Bremsen zurückrufen – aber auch das China-Geschäft lässt zu wünschen übrig. Bei VW stehen indessen grössere Restrukturierungspläne inklusive grossem Sparprogramm an.

«Bei allen deutschen Autobauern wird China immer stärker zur grössten Bewährungsprobe der letzten 50 Jahre», meint Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer. Er ist Direktor des Center Automotive Research in Bochum (D). 

Das Problem: China ist vor allem auf Autos mit alternativer Antriebstechnik aus – wie beispielsweise Elektroautos. Über die Hälfte der gekauften Autos in China sind keine klassischen Verbrenner mehr. «Deutschland und Europa haben das verpasst», so Dudenhöffer weiter.

Denn die in Europa entwickelten E-Autos können in China kaum punkten. Denn die Innovationen bei Batterien oder Software stammen aus China. «Während in der EU dieses Jahr weniger als 1,3 Millionen vollelektrische Neuwagen verkauft werden, sind es in China nach unserer Einschätzung dieses Jahr rund 7 Millionen», schätzt Dudenhöffer. Gemäss dem Experten ist eine engere Zusammenarbeit mit China für die deutschen Autobauer die einzige Möglichkeit, den verlorenen Boden wiedergutzumachen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.