Weil ihre Aktien fallen und fallen
Top-Manager kaufen Papiere ihrer eigenen Firma – für Millionen

Einige Top-Führungskräfte von Schweizer Firmen haben im September teils tief gefallene Aktien ihrer Unternehmen erworben. Sie setzen meist auf eine sich erst später einstellende Erholung. Ein Überblick.
Publiziert: 16.09.2024 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2024 um 10:17 Uhr
Quelle: Six Exchange Regulation / Stand: 10. September 2024.
Foto: Grafik cash.ch
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Reto Zanettin

Führungskräfte mehrere Unternehmen des Swiss Performance Index haben im September Aktien ihrer Firmen gekauft. Beispielsweise hat ein Geschäftsleitungsmitglied bei Accelleron 200 Aktien im Gesamtwert von 8272 Franken erworben, wie aus Angaben von Six Exchange Regulation (SER) hervorgeht. Das ist eine relativ kleine Zahl. Pakete zu 100 Aktien respektive 42'764 Franken und 674 Aktien respektive 289'149 Franken gingen an Mitglieder der Geschäftsleitung des Industrieunternehmens Phoenix Mecano. Insgesamt haben bei zehn Unternehmen im September Transaktionen stattgefunden.

Solche Management-Transaktionen liefern Hinweise, wie Mitglieder des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung den Geschäftsgang und die Aussichten des Unternehmens beurteilen. In den jeweiligen Unternehmen gab es im September teilweise erhebliche Käufe, aber keine Verkäufe - grundsätzlich ein positives Zeichen. Im Einzelfall sind die Vorgänge aber mehrschichtig.

Ein Beispiel ist der Zweiradhersteller Pierer Mobility. Die beiden Transaktionen umfassen 49'000 Aktien im Gesamtwert von nahezu 1,3 Millionen Franken. Aus Händlerkreisen vernimmt man, der grössere der beiden Titelkäufe trage die Handschrift des Firmenpatrons, also des CEO Stefan Pierer, der zugleich Mehrheitsaktionär der Beteiligungsgruppe ist. Bestätigt wird diese Information durch Angaben des Unternehmens selbst: Demnach hat Stefan Pierer das Aktienpaket im Wert von rund 840'000 Franken via die Pierer Bajaj AG erworben.

Schwache Entwicklung durchgemacht

Derweil hat Pierer Mobility an der Börse eine äusserst schwache Entwicklung durchgemacht. Die Aktie fiel vom Zwischenhoch bei 86 Franken im März 2023 auf gegenwärtig unter 27 Franken, womit sich ihr Wert in mehr als gedrittelt hat. Und im ersten Halbjahr verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang sowie einen Reinverlust, nachdem es im Juni bereits eine Gewinnwarnung publiziert hatte. Auch für das Gesamtjahr zeigt sich das Management im Grossen und Ganzen pessimistisch, was Umsatz- und Gewinnentwicklung betrifft. Warum also erwirbt eine zentrale Führungsperson nun Aktien?

Artikel von «Cash.ch»

Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.

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Die nahe liegende Erklärung lautet: Weil die Aktien bereits rekordtief stehen. Der aktuelle Kurs von 25,65 Franken liegt klar unter dem durchschnittlichen Kursziel der von Bloomberg erfassten Analysten von knapp 33 Franken. Die Chance, dass es aufwärts geht, ist also gegeben.

Gerade CEO Stefan Pierer hat zuletzt nicht nur schwarzgemalt: Er sei optimistisch, dass sich das Motorradgeschäft in den USA im zweiten Halbjahr verbessern werden. Geringere Lagerbestände und niedrigere Zinsen würden den Absatz begünstigen. Angekündigt ist auch, die Nettoverschuldung werde sich bis Ende 2025 wieder auf ein deutlich reduzierteres Niveau bewegen. Die dafür notwendigen Finanzierungserfordernisse seien sichergestellt, heisst es. Anscheinend also setzt der CEO auf eine sich erst später einstellende Erholung.

Zurückhaltung bei Pierer-Aktien

«Stefan Pierer sieht den Aktienkauf als mittelfristiges Investment, da er wohl davon ausgeht, dass sich das Motorradgeschäft bis in drei Jahren wieder aufgerappelt und sich auch die Schuldensituation entspannt hat», sagt Mark Diethelm, Analyst der Bank Vontobel im Gespräch mit cash.ch. Bis dahin werde das Unternehmen allerdings eine weiterhin schwierige Zeit durchlaufen - «weshalb sich kurzfristiger orientierte Anleger eher zurückhalten werden», so Diethelm.

Eine ähnliche Kursentwicklung wie die Pierer-Aktien haben die Valoren von Orior durchgemacht. Sie fielen vom Zwischenhoch bei 84,80 im April 2023 auf aktuell 53 Franken, woraus sich ein Minus von rund 37 Prozent ergibt. Der Blick nach vorne mutet jedoch zuversichtlich an: Für das zweite Halbjahr erwartet das Management «eine wesentliche Verbesserung der Rentabilität gegenüber dem ersten Halbjahr und ein weiteres leichtes organisches Wachstum», wie es Ende August mitteilte. Es arbeitet zudem an einem Strategieupdate. Die sogenannte «Strategie 2030» soll im Dezember präsentiert werden. Dass Geschäftsleitungsmitglieder sich nun mit Aktien versorgt haben, kann ein positives Signal sein.

Ein Zeichen der Zuversicht

Generell sind Käufe oft ein Zeichen der Zuversicht. Denn das Top-Management, das in der Regel tiefere Einblicke hat als die Aktionäre, geht von einer positiven Kursentwicklung aus. Diese Haltung kann sich auf andere Marktteilnehmer übertragen.

Beispiele dazu gibt: Ende Februar lösten sich die Aktien des Verpackungsherstellers SIG Group vom Tief bei 17,15 Franken. Anfang März erwarb ein Verwaltungsratsmitglied ein Aktienpaket von 41 Millionen Franken. In den folgenden Wochen kletterte der Kurs auf über 20 Franken. Nachhaltig war dieser Anstieg allerdings nicht. Die SIG-Aktien schwanken zurzeit um 17,30 Franken.

Den Kursrückgang zu Aktienkäufen haben zuletzt, wie eingangs erwähnt, auch ein oder mehrere Top-Manager von Phoenix Mecano genutzt. Der Titel ist vom Hoch von Mitte Mai deutlich zurückgekommen und befindet sich wieder auf dem Stand von Ende November 2023. Der Komponenten- und Gehäusehersteller hat in der ersten Jahreshälfte 2024 unter der konjunkturellen Eintrübung in Europa gelitten und weniger verdient. CEO Rochus Kobler blieb Mitte August zuversichtlich: Er sieht Gruppe gut aufgestellt, um von einem Marktaufschwung zu profitieren.

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