Unerlaubter Stoff im Trinkwasser
Ungemach für Evodrop – die Schlinge zieht sich zu

Ein Strafbefehl, drei Anzeigen wegen Betrugs und ein unerlaubter Stoff im Trinkwasser: Für die Brüttiseller Firma Evodrop wirds immer ungemütlicher.
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Apfelsäure in Trinkwasser kann die Verkeimung fördern. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Andrea M. Haefely
Beobachter

Evodrop, ein Hersteller von Wasseraufbereitungsanlagen, steht schon länger wegen Ungereimtheiten in der Kritik. Die Rede ist von gefälschten Zertifikaten, manipulierten Prüfberichten und unlauteren Heilsversprechen. Der Beobachter berichtete mehrfach.

Mehrere juristische Vorstösse gegen den Beobachter verliefen im Sand, die Beweise der Redaktion waren unangreifbar. Dass Zertifikate optisch verändert und Prüfberichte verfälscht wurden, hat der Frontmann und Kommunikationschef von Evodrop mittlerweile in einem Verfahren zugegeben – das Evodrop sogar selbst angezettelt hatte. Der Beobachter berichtete im Juni 2025 auch darüber.

Ein Strafbefehl für den VR-Präsidenten

Jetzt wird es immer ungemütlicher für die Brüttiseller Firma. Bereits Ende Januar erhielt der Verwaltungsratspräsident von Evodrop vom Statthalteramt Uster ZH einen Strafbefehl. Er sollte über 3000 Franken Busse und 900 Franken Gebühren bezahlen oder eine nicht aufschiebbare Ersatzfreiheitsstrafe von 30 Tagen antreten. Der Strafbefehl ist rechtskräftig.

Artikel aus dem «Beobachter»

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Ausgestellt wurde der Strafbefehl, weil Evodrop gegen eine Verfügung des Kantonalen Labors Zürich verstossen hat. Die Firma schreibt Wasser, das durch ihre Filteranlagen geflossen ist, verschiedene, wissenschaftlich unhaltbare gesundheitliche Nutzen zu, etwa Entgiftung oder eine entzündungshemmende Wirkung. Zudem soll es die Entwicklung von Tumorzellen hemmen. Diese und andere unerlaubte Heilsversprechen löschte Evodrop aber nicht, obwohl es das Amt auferlegt hatte.

Weiter entfernte sie diesen unwahren Werbespruch nicht von ihrer Website: «Alle Aussagen auf unserer Webseite wurden von der Gesundheitsdirektion & dem K-Tipp überprüft. Auch unsere Kunden konnten wir überzeugen.» 

Tumor-Studie noch immer auf der Website

«Der Sachverhalt wurde geklärt und die Kommunikation längst angepasst», sagt Evodrop-Kommunikationschef Luciano Novia. Die Studie zur angeblich tumorhemmenden Wirkung beispielsweise ist aber nach wie vor auf der Evodrop-Website zu finden.

Bald könnte es für die Brüttiseller Firma noch dicker kommen: Nicht nur, dass die Firma derzeit von verschiedenen Gläubigern auf insgesamt Fr. 58’514.75 betrieben wird. Mittlerweile führt die Staatsanwaltschaft Winterthur zwei Verfahren wegen Betrugs gegen Evodrop-Vertreter und -Mitarbeiter. Beschuldigte in einem der beiden Verfahren sind ein Verkaufsberater sowie derselbe Evodrop-Mann, der die Zertifikate und Prüfberichte teils visuell verfälscht, missbräuchlich verwendet und manipuliert hat. Wer genau im zweiten Verfahren beschuldigt wird, liegt dem Beobachter nicht vor. Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Firma spricht von «Schikanebetreibungen»

Die Betreibungen nennt Luciano Novia «Schikanebetreibungen», weil bislang keine Rechtsöffnungsverfahren eingeleitet worden seien. Bezüglich der Betrugsverfahren verwies er auf die Unschuldsvermutung.

Ein drittes Verfahren dürfte bald dazustossen: Eine ehemalige langjährige Geschäftspartnerin, die Waha Suisse aus Wil SG, wird ebenfalls Anzeige erstatten. «Wir haben jahrelang Evodrop-Produkte vertrieben, weil wir den Werbeversprechen der Firma geglaubt und auf all die Zertifikate und Prüfberichte vertraut haben», sagt Geschäftsführer Thomas Dvorak. «Besonders Sorge macht uns aber die Sache mit der Apfelsäure, von der wir erst seit kurzem wissen.»

Damit spricht Dvorak auf die Entkalkungsmethode von Evodrop an. Um dem Wasser Kalk zu entziehen, fügt Evodrop Apfelsäure, auch Malat genannt, bei.

Illegal in gewerblichen Hausinstallationen

Der Hersteller nennt seinen Kalkschutz «revolutionär». Laut Trinkwasserverordnung ist er jedoch illegal, wenn das so behandelte Wasser über eine Hausinstallation an Dritte abgegeben wird, etwa an Mieter, Angestellte oder Gäste. Die «Aargauer Zeitung» berichtete darüber.

Malat sei zwar nicht per se ein Stoff mit bedrohlichen toxikologischen Eigenschaften und würde vermutlich nur in geringen Mengen ins Trinkwasser gelangen. Trinke man es, würde es mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Gesundheitsgefährdung darstellen, sagt Irina Nüesch, Sektionsleiterin Trink- und Badewasser beim Aargauer Amt für Verbraucherschutz. «Es könnte aber als Nährstoff für Mikroorganismen dienen und zu einer übermässigen Verkeimung des Trinkwassers führen oder beim Inhalieren von Duschwasser die Lunge beeinträchtigen.» 

«Die Wahrscheinlichkeit, dass potenziell pathogene Keime, die in allen Trinkwasserinstallationen zugegen sind, Nährstoffe für ihre Vermehrung finden, die ihnen in Installationen ohne die betreffende Behandlung nicht zur Verfügung stehen, ist stark erhöht», sagt Nüesch weiter. Dies seien aber rein grundsätzliche Erwägungen: «Eine abschliessende Risikobeurteilung der Evodrop-Geräte ist derzeit noch nicht möglich.»

Evodrop stellt sich auf den Standpunkt, Apfelsäure «sei faktisch nicht illegal». Mehrere Labors hätten den wissenschaftlichen Beweis erbracht, dass Malat keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen habe.

Passage zur bakteriellen Verkeimung entfernt

Evodrops Geschäft ist Entkalken und Filtern. Auch unliebsame Prüfergebnisse wurden schon «herausgefiltert». So zeigte der Beobachter auf, dass Evodrop einen Prüfbericht des renommierten Interlabor Belp gekürzt und die Seitenzahlen so angepasst hatte, dass es nicht auffiel. Nun liegt der vollständige Bericht der Redaktion vor. 

Entfernt wurden just die Mikrobiologie-Resultate, also die Passage zur bakteriellen Verkeimung. Der getestete Filter schnitt schlecht ab: «Durch die Filtration erhöhte sich die bakterielle Belastung leicht, was auf die nichtsterilen Komponenten […] (z. B. Schläuche) zurückzuführen ist. Die hohe Anzahl Brevundimonas-diminuta-Zellen wurde nicht eliminiert […]. Aufgrund des tiefen Eliminierungsgrades ist eine quantitative Aussage nicht möglich, jedoch dürfte der Grenzwert Trinkwasserverordnung 2018 bei weitem überschritten sein.» 

Brevundimonas diminuta ist ein Erreger, der vor allem bei immungeschwächten Patienten Infektionen verursachen kann. 

Teile aus Taiwan und China

Man setze hinter dem Membranmodul immer einen separaten bakteriellen Sicherheitsfilter ein, dessen Wirksamkeit bei der Hausanlage und bei beiden Trinkwasseranlagen nachgewiesen sei, schreibt die Firma in ihrer Stellungnahme. 

Auch mit der Swissness, die sich Evodrop gross auf die Fahne schreibt, könnte es nicht so weit her sein. Gegenüber Behörden hat Evodrop erklärt, dass ihre Produkte «teils in der Schweiz, teils in Taiwan und einen Teil in China» hergestellt würden. Man richte sich dabei nach der Schweizer Gesetzgebung, heisst es in der Stellungnahme. Die Frage, welche Teile woher stammen, beantwortete Kommunikationschef Luciano Novia nicht.

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