Darum gehts
Als Daniela Richard am 1. April 2024 ihre neue Stelle in einem Treuhandbüro antritt, ist eigentlich alles gut. Die Chefin ist nett, verspricht ihr eine Lohnerhöhung nach der Einarbeitungszeit. Doch plötzlich erhält sie ab Ende März 2025 gar keinen Lohn mehr. Richard weiss nicht, wie sie ihre Rechnungen bezahlen soll.
Daniela Richard heisst in Wirklichkeit anders. Mit ihrer Arbeitgeberin liegt sie im Streit. Sie befürchtet, dass sie ihre offenen Forderungen schon bald vor Gericht einklagen muss. Darum will sie nicht erkannt werden.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Richards Arbeitgeberin ist Schritt für Schritt in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Und die Angestellten müssen es jetzt ausbaden. Doch wie erkennt man, dass der Betrieb womöglich ins finanzielle Aus schlittert – und vor allem: Was können Angestellte tun?
Hohe Fluktuation und verweigerte Gespräche
Eine finanzielle Schieflage kommt oft schleichend. Und vermeintlich harmlos sind meist auch die Zeichen, die darauf hindeuten. So wundert sich Daniela Richard, dass das Büro der Chefin immer unordentlicher, die Anweisungen immer chaotischer werden. Auch der Umgangston ist plötzlich ruppiger. Kundinnen sind ungehalten, springen ab. «Und dann blieb auch die versprochene Lohnerhöhung aus.»
Die Chefin habe dann Ausreden gesucht, etwa, dass Richard ihre Vorgaben nicht erfüllt habe. Was absolut nicht wahr gewesen sei. Später erfährt Richard von laufenden Gerichtsverfahren: «Ehemalige Mitarbeitende haben gegen die Firma geklagt.» Sie sucht das Gespräch mit ihrer Chefin. «Doch sie wich aus, war teilweise gar nicht mehr erreichbar.» Das Bauchgefühl sei nicht mehr gut gewesen, erinnert sie sich.
Zu wenig Arbeit
Mehr und mehr Kundinnen und Kunden springen ab. Es gibt immer weniger zu tun. Darum kommt es vor, dass die Chefin ihre Mitarbeiterinnen früher nach Hause schickt. Bei Daniela Richard entstehen so Minusstunden. Sie ist unsicher und meldet sich beim Beratungszentrum des Beobachters. Dort versichert man ihr, dass sie das nicht akzeptieren muss. Sie reklamiert, bietet ihre Arbeit an. Doch die Chefin geht darauf nicht ein.
Lohn kommt verspätet oder gar nicht
Wenn der Lohn nur noch schleppend oder gar nicht mehr kommt, sollten Angestellte nicht zu lange warten – und sich vor allem nicht einlullen oder vertrösten lassen. So ist es auch Daniela Richard passiert: Irgendwann erhält sie ihren Lohn ein paar Tage später als vereinbart. Und im Februar dieses Jahres nur noch einen Teil davon.
Ihr wird klar, dass sich die Chefin ihre Mitarbeitenden nicht mehr leisten kann. Doch: «Es wurde nie Klartext gesprochen. Dabei hätte man doch normal miteinander reden und mir kündigen können. Das hätte mir viel Ärger erspart.»
Die Ungewissheit, wie es weitergeht, die Existenzängste – im März wird Richard krank. Eine Borreliose, an der sie einst gelitten hatte, bricht wieder aus. Nach Ablauf der Sperrfrist kündigt ihr die Chefin auf Ende April 2025. Lohn zahlt sie gar nicht mehr.
Als Richard wieder gesund ist, fordert sie den ausstehenden März-Lohn und droht schriftlich, andernfalls die Arbeit zu verweigern. Eine Reaktion bekommt sie nicht. Im April macht Richard das, was sie angedroht hat: Sie legt ihre Arbeit nieder.
Arbeitslos: Wie weiter?
Kein Lohn mehr: Für Daniela Richards Familie ist das ein riesiges Problem. Ihr Mann, der eigentlich pensioniert sei, sei wieder arbeiten gegangen, erzählt Daniela Richard. «Wir mussten unseren Notgroschen anzapfen.» Richard ist derzeit arbeitslos. Sie hat ihre Arbeitgeberin für die offenen Lohnforderungen betrieben und wartet auf das Geld.
Und: Die Chefin weigert sich, ihr Lohnabrechnungen für das vergangene Jahr und eine Arbeitgeberbescheinigung zukommen zu lassen. Aber genau das bräuchte Richard für die Arbeitslosenkasse. «Noch ein Problem, das sich nun auftut», schliesst Richard ernüchtert.