Darum gehts
- Streik am Flughafen Zürich: 220 AAS-Angestellte legen Arbeit nieder
- Gewerkschaft warnt vor möglichen weiteren Streiks ohne Vorankündigung
- 35 Flüge und 2000 Passagiere vom Streik betroffen
Niemand vom Flughafen Zürich kann sich erinnern, wann es den letzten Streik in Kloten ZH gegeben hat. Nun ist es passiert. Die 220 Angestellten des Bodenabfertigers Airline Assistance Switzerland (AAS) haben am Freitagnachmittag, 14 Uhr ihre Arbeit niedergelegt. Insgesamt sind 35 Flüge betroffen – unter anderem von Eurowings, Chair oder Air Serbia.
Blick war am Flughafen vor Ort. Das grosse Chaos blieb zwar aus – aber Hektik und Ungewissheit waren dennoch spürbar. Beim Check-in 2 gab es Helfer in gelben Westen, die offene Fragen der Passagiere beantworteten.
2000 Passagiere waren vom Streik betroffen. Ein Teil war beunruhigt. Sie hatten vom Streik gehört und waren verunsichert, was das jetzt für ihren Flug bedeutete. Andere haben noch nichts vom Streik gehört – und kritisieren die fehlende Kommunikation im Gespräch mit Blick.
Weitere Streiks in Sicht?
Da bereits mehrere Stunden vor Streik bekannt war, dass die AAS-Mitarbeitenden ihre Arbeit niederlegen, konnte sich der Flughafen und auch die Airlines darauf vorbereiten. Das ist der Gewerkschaft VPOD Luftverkehr, die den Streik mit den Angestellten organisiert hat, durchaus bewusst. «Es handelt sich um einen Warnstreik», sagt Gewerkschafter Stefan Brülisauer (37) zu Blick. «Ein nächster Streik würde ohne Ankündigung stattfinden – dann hat der Flughafen keine Zeit, die Situation mit anderen Providern abzufedern.»
Die meisten Flüge konnten am Freitag von anderen Bodenabfertigern wie DNata oder Swissport übernommen werden. Bis Redaktionsschluss mussten keine Flüge annulliert werden. Bei einzelnen Abflügen kam es zu leichten Verspätungen.
Für die Passagiere hatte der Streik also keine grossen Auswirkungen. Doch die zusätzlichen Arbeitskräfte, die aufgeboten werden müssen, gehen ins Geld. «Der ganze Streik kostet wohl fast eine halbe Million Franken. Es war eine teure Entscheidung, mit uns in den Kampf zu treten», gibt sich Gewerkschafter Brülisauer kämpferisch.
Doch die Mitarbeitenden sahen keinen anderen Ausweg mehr. Seit August läuft ein Konsultationsverfahren – eine Massenentlassung steht im Raum. Doch Geschäftsführer Dieter Streuli (49) lehnt Diskussionen zu einem Sozialplan angeblich ab.
Gegenüber Blick betont Streuli, dass ein Sozialplan bei 220 Angestellten nicht Pflicht sei. «Ein Sozialplan ist nicht nur Pflicht, sondern auch eine moralische und soziale Verantwortung», kritisiert Brülisauer. In einem Statement behauptet Streuli, die Firma sei nicht insolvent und es drohe kein Konkurs. Ein Sozialplan prüfe man, falls es zu Entlassungen kommen sollte. Für Personen, die nicht sofort eine neue Stelle haben, soll es ein entsprechendes Auffangmodell geben.
«Es ist einfach extrem schade»
William Spengler (26), der seit eineinhalb Jahren für den Bodenabfertiger AAS arbeitet, ist ein fairer Sozialplan wichtig. Er stellt in seinem Job sicher, dass das Flugzeug richtig beladen wird.
«Es ist einfach extrem schade. Unser Team hat immer zusammengehalten und alles gegeben», so Spengler. Er und die anderen Angestellten haben auf Besserungen gehofft: Investitionen, neue Maschinen, mehr Mitarbeitende. «Dass es jetzt so endet, hätten wir nie gedacht.»
Der junge Angestellte bleibt jetzt noch bei der AAS, solange es geht – er sucht aber bereits nach einer Anschlusslösung: «Ich würde gerne weiterhin am Flughafen Zürich arbeiten.»