Darum gehts
- Skyguide-CEO Bristol erhält trotz Rücktritt bis Juli 2026 weiter den vollen Lohn
- SVP-Nationalrat Hurter kritisiert Skyguide und fordert Reformen
- Bristols Jahresgehalt liegt bei über 550'000 Franken
Als Blick letzte Woche von Alex Bristol (56) wissen wollte, ob er eine Abgangsentschädigung erhält, antwortete der abtretende CEO der Flugsicherung Skyguide: «Schön wäre es! Nein, das ist nicht der Fall.» Was Bristol verschwieg: Obwohl er seinen Rücktritt schon im Februar bekannt gab, reizte er seine neunmonatige Kündigungsfrist maximal aus. Wie Blick-Recherchen zeigen, darf er bis Juli 2026 insgesamt 415’000 Franken kassieren. Sein üppiges Jahresgehalt liegt bei über 550’000 Franken.
Wie ist das möglich? Weshalb endet Bristols Beschäftigungsverhältnis – statt im Februar, als er seinen Rücktritt verkündete – erst eineinhalb Jahre später? Bristols Sprecher sagt: «Die getroffenen Abmachungen sind vertragskonform und mit dem Verwaltungsrat definiert und abgestimmt.»
Der Präsident des Skyguide-Verwaltungsrats Aldo Schellenberg (66) sagt: «Der Verwaltungsrat hat die Austrittsbedingungen von Alex Bristol definiert, um eine optimale Einarbeitung seines Nachfolgers zu gewährleisten und besonders für komplexe Themen in dieser kritischen Phase jederzeit als Referenz zur Verfügung zu stehen.» Schellenberg war früher Kommandant der Schweizer Luftwaffe. Beim Bund sind hohe Abgangsentschädigungen gang und gäbe. Der VR-Präsident ergänzt: «In dieser Zeit erfolgt auch die Übergabe der Mandate in internationalen Gremien an seine Nachfolger sowie der Bezug von Ferienguthaben. Die getroffenen Abmachungen sind vertragskonform und mit dem Verwaltungsrat abgestimmt.»
«Kennt Skyguide sein Kerngeschäft noch?»
SVP-Nationalrat Thomas Hurter (61) wiederum zeigt kein Verständnis dafür, dass Bristol monatelang seinen vollen Lohn kassiert, obwohl er Skyguide-Aufgaben nur noch im Nebenamt und nicht mehr als CEO ausführt – zumal es bei dem Staatsbetrieb ohnehin nicht rund läuft. Hurter, langjähriger Swiss-Pilot und Präsident der Luftfahrtlobby Aerosuisse, kennt die Schwierigkeiten von Skyguide bestens: «Im Vergleich zu anderen Flugsicherungen stimmt die Kostenstruktur bei Skyguide nicht.» Man müsse sich fragen: «Kennt Skyguide sein Kerngeschäft noch?» Hurter weiter: «Es braucht Reformen. Ein Staatsbetrieb als Monopolist ist schwerfällig.» Was den Piloten besonders stört: «Immer wieder werden bei Erhöhung der Effizienz Sicherheitsbedenken angebracht. Selbstverständlich wollen wir alle mehr Sicherheit. Aber wir kommen nicht darum herum, auch über Effizienzsteigerungen zu diskutieren.»
Erst letzte Woche hat die Eidgenössische Finanzkontrolle die Flugsicherung gerüffelt. Skyguide bekommt seine roten Zahlen nicht in den Griff, und die Einführung des «Virtual Centre» verzögert sich seit Jahren. Statt bis 2024 soll das Projekt, das Standort-unabhängiges Arbeiten möglich machen soll, nun erst bis 2031 realisiert sein und könnte sich sogar bis 2035 verzögern.
Die politische Verantwortung für Skyguide trägt Hurters SVP-Parteifreund Albert Rösti (57). Von dem erwartet Hurter nun, «dass er sich dieser Themen sofort annimmt».