Darum gehts
- Schweiz mit tieferen Zöllen für die USA, muss aber Gegenleistungen erbringen
- Übernahme von US-Autostandards könnte Cybertruck auf Schweizer Strassen bringen
- Schweiz gewährt USA Zollkontingente: 500 Tonnen Rind-, 1000 Tonnen Bisonfleisch
Der Zoll-Deal der Schweiz mit Donald Trump (79) ist in aller Munde. Die Zölle werden von heute 39 auf 15 Prozent gesenkt. Dafür musste die Schweiz den USA aber in vielen Punkten entgegenkommen. So sicherten Schweizer Firmen bis 2027 Investitionen in den USA in der Höhe von 200 Milliarden Dollar zu – darunter namhafte Konzerne und bekannte Traditionsunternehmen.
Ebenfalls kontrovers diskutiert wird der Import von US-Fleisch. Denn die Schweiz soll Rindfleisch und Co. aus US-Produktion kaufen. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (66) und Staatssekretärin Helene Budliger Artieda (60) bestätigten am Freitag, dass der Bund den USA Zollkontingente auf Fleischprodukte gewährt. Konkret: Für Rindfleisch gelte ein Umfang von 500 Tonnen, für Bisonfleisch 1000 Tonnen und für Geflügelfleisch 1500 Tonnen. Dumm nur: Schweizer Detailhändler sind gar nicht scharf auf US-Fleisch.
Cybertruck plötzlich zugelassen in der Schweiz
Bisher unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit geblieben ist eine Abmachung, die auf unseren Strassen für Furore sorgen könnte: Die Schweiz verpflichtet sich nämlich auch zur Übernahme von US-Autostandards. Heisst: Schweizer Strassenverkehrsämter müssen künftig Autos aus amerikanischer Produktion so zulassen, wie sie in den Staaten fahren dürfen. Bisher durften vor allem die fetten US-Pick-ups und SUVs bei uns nicht ohne Modifizierung unterwegs sein, etwa bei der Beleuchtung oder dem Auspuff.
Dank des Zoll-Deals könnte Elon Musk (54) also plötzlich seinen Cybertruck in der Schweiz verkaufen. Bisher war es nicht möglich, den kantigen Mega-SUV in der Schweiz zuzulassen. Unter anderem, weil er die Anforderungen an die passive Sicherheit, also den Fussgängerschutz, nicht erfüllt. Stossstange und Motorhaube müssen so konstruiert sein, dass sie im Falle eines Unfalls Energie aufnehmen und Passanten schützen. Beim Cybertruck ist dies nicht der Fall. Der Grund: Musk setzt bei seinem neuen Prestigeprojekt hochsteife Bleche ein.
Doch nicht nur die Sicherheit ist beim Cybertruck das Problem, sondern auch die schiere Grösse. So ist er noch wuchtiger als beispielsweise ein VW Amarok. Mit Ausmassen von 5,88 Metern Länge, 2,02 Metern Breite und 1,9 Metern Höhe hat man nicht nur in der Schweiz Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden – auch in den USA ist das Gefährt zu lang für eine Standardgarage.
Politik ist skeptisch
In der Politik kommt die Aussicht, dass die kantigen Cybertrucks bald in der blauen Zone vor Schweizer Schulhäusern rumkurven, nicht gut an. Der Luzerner SP-Nationalrat David Roth (40) macht sich gegenüber «20 Minuten» Sorgen um die Sicherheit. «Dass der Bundesrat die Sicherheit im Strassenverkehr als Verhandlungsmasse sieht, zeigt exemplarisch, wie dringend notwendig es ist, diesem Theater ein Ende zu setzen», sagt er.
Längst nicht nur Linke zeigen dem Cybertruck die Rote Karte. Auch der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (31) gibt zu bedenken: «Wir müssen das nun genau anschauen, eine klare Schwächung der Schweizer Sicherheitsstandards wäre gefährlich.» Entspannter sieht das Thema Cybertruck der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter (62). Er fordert eine «pragmatische Harmonisierung». Und sagt zu «20 Minuten»: «Wenn der Cybertruck die Sicherheitsnormen erfüllt, dann gibt es keinen sachlichen Grund, weshalb er in der EU problemlos fahren darf, aber in der Schweiz nicht.»