Darum gehts
- Joseph Stiglitz nicht mehr zum WEF eingeladen
- Stiglitz' Frau protestierte gegen Trump beim WEF in Davos
- WEF erwartet rund 3000 Teilnehmende in Davos für 2026
Joseph Stiglitz (82) ist eine Ikone des World Economic Forum (WEF). Doch jetzt erscheint er nicht mehr auf der Teilnehmerliste für das kommende Jahrestreffen in Davos GR. Seine Frau Anya Schiffrin (63) zu Blick: «Sie haben uns vor Jahren aus Davos ausgeschlossen.» Auf die Frage nach dem Warum antwortet sie ausweichend: «Sie haben uns das nie erklärt.»
Was ist passiert? Klar ist: Der Wirtschaftsnobelpreisträger besuchte 2022 zum letzten Mal das WEF. Blick traf den linksliberalen US-Starökonomen damals zum Interview über Corona, Krieg und Inflation.
Stiglitz ging mit unserem Land hart ins Gericht und forderte: «Jetzt muss für einmal auch die Schweiz zahlen!» Damit meinte er, dass sich unser Land an den Kosten beteiligen sollte, um den perfekten Sturm abzuwenden, der vor einigen Jahren die Weltwirtschaft bedrohte.
Ausschluss mit Verzögerung
Im Mai 2022 – das Jahrestreffen fand damals wegen der Corona-Pandemie erst im Frühling statt – gab es für Aussenstehende noch keine Anzeichen einer Zerrüttung zwischen dem WEF und seinem Stammgast.
Doch im Innern des Forums musste – mit einiger Verzögerung – etwas vorgefallen sein: «Der Ausschluss, das war zwei Jahre nach meinem zweiten Protest gegen Trump», erklärt Schiffrin.
Die Frau von Stiglitz ist eine ehemalige Wirtschaftsjournalistin, die wie ihr Mann an der Columbia University in New York (USA) arbeitet. Sie ist Medienwissenschaftlerin und Co-Leiterin der Abteilung Technologie, Medien und Kommunikation. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Pressefreiheit, die in vielen Ländern – nicht nur in den USA – bedroht ist.
Sowohl Stiglitz als auch Schiffrin sind scharfe Kritiker von Donald Trump (79) und seiner Politik.
Ein Protest zu viel?
Der US-Präsident war 2018 und 2020 während seiner ersten Amtszeit zu Besuch am WEF in Davos. Im Anschluss an dessen ersten Auftritt im Plenarsaal des Forums machte Schiffrin deutlich, was sie von Trump hält: «Not My President», war in grossen Buchstaben auf ihrem T-Shirt zu lesen, während sie internationalen Medien ihre Meinung zu Trump sagte.
Offen ist, was 2020 im Nachgang zu seinem zweiten Auftritt genau geschehen ist. Und warum das WEF erst nach dem Jahrestreffen 2022 auf weitere Einladungen des wissenschaftlichen Power Couples verzichtet hat.
Auf all diese Fragen liefert auch das Forum keine Antworten: «Die Teilnahme am Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums erfolgt auf Einladung und unterliegt Kapazitätsbeschränkungen», heisst es lediglich auf Anfrage von Blick.
Das Jahrestreffen platzt aus allen Nähten, für 2026 werden rund 3000 Teilnehmende in Davos erwartet. Deshalb setzt das WEF auf ein «Rotationsverfahren für die Teilnahme» – gerade auch für Gäste aus der Wissenschaft. Es gehe darum, «im Laufe der Zeit Ausgewogenheit und Vielfalt der Stimmen zu gewährleisten». Daher variierten die Einladungen von Jahr zu Jahr, so das WEF.
Nur: Joseph Stiglitz ist 2026 zum vierten Mal in Folge nicht dabei, war in früheren Jahren aber regelmässig in Davos.
Scharfzüngiger Kritiker
Der ehemalige Wirtschaftsberater von US-Präsident Bill Clinton (79) gilt als einer der wichtigsten Ökonomen weltweit, seine Stimme hat Gewicht – nicht nur in Davos. Der Starökonom war dieses Jahr häufig in Europa, bezeichnete den US-Präsidenten schon mal als «ausserordentlich unwissend in ökonomischen Fragen».
Mit seiner scharfzüngigen Kritik an Trump lockt Stiglitz zahlreiche Zuhörer an. «Trump ist einfach beleidigt, weil die Europäer keine benzinfressenden Ami-Schlitten wollen», erklärt er der österreichischen Zeitschrift «Falter» am Rande eines Journalismusfestivals in der georgischen Hauptstadt Tiflis. An einer Vorlesung an der Universität Wien prangert er die Quasi-Monopole der US-Techgiganten an.