Darum gehts
- Goldpreis erreicht regelmässig neue Rekordhöhen
- Unsicherheiten treiben Nachfrage an
- Private Investoren und Spekulanten verstärken den Preisanstieg
Der Goldpreis sprengt derzeit alle Rekorde: Eine Unze (31,1 g) steht am Dienstag bei 4131 US-Dollar. Ein Plus von über 56 Prozent seit Jahresbeginn. In Schweizer Franken ist der prozentuale Wertanstieg etwas weniger steil – die Dollarabwertung lässt grüssen. So wird ein Kilogramm des Edelmetalls derzeit für 106'637 Franken gehandelt. Das entspricht einem Anstieg von knapp 39 Prozent seit 1. Januar. Was sind die Gründe? Und droht eine Blase?
Die aktuelle Entwicklung erstaunt auf den ersten Blick: Denn die Aktienmärkte steigen seit Anfang Jahr derart kräftig an, dass viele Analysten von einer gewissen Sorglosigkeit unter den Anlegern sprechen. Alles scheint paletti. Die Aktionäre glauben an gute Wachstumszahlen und steigende Gewinne.
Grosse Unsicherheiten und Spekulanten
Demgegenüber stehen jedoch grosse Unsicherheiten: «Diese führen dazu, dass ein Teil der Investoren den hohen Bewertungen nicht traut und auf Gold setzt», sagt Jeffrey Hochegger (51), Anlagestratege bei Raiffeisen Schweiz. Der Ukraine-Krieg hält an, die Staatsverschuldung wächst in vielen Ländern ungebremst weiter, der US-Zollkonflikt nimmt regelmässig neue Wendungen. Das ist jedoch bereits seit Monaten so. «Die Risiken haben sich mit Ausnahme des Shutdowns in den USA kaum verändert. Deshalb erstaunt der anhaltende, starke Anstieg beim Gold ein wenig», so Hochegger.
Eine Rolle dabei spielt: Zuerst haben vor allem die Notenbanken die Goldnachfrage angetrieben. Mittlerweile sind es immer mehr private Investoren und die Entwicklung lockt auch vermehrt Spekulanten an. «Diese haben Angst, etwas zu verpassen, und treiben den Goldpreis zusätzlich nach oben», so Hochegger.
Kommt es bald zur Korrektur?
Nehmen die globalen Unsicherheiten ab, wäre beim Goldpreis eine Korrektur zu erwarten. «Aktuell fehlen nach unserer Einschätzung aber die Gründe dafür, dass die Nachfrage nach Gold demnächst nachlassen könnte», sagt Hochegger. Auch weil Goldkäufer wie Notenbanken auf ihren Beständen ausharren und so das Angebot zusätzlich schmälern.
Der US-Shutdown bringt weitere Unsicherheit ins System: Er legt derzeit viele staatliche Institutionen lahm. Deshalb fehlen verlässliche Konjunkturdaten aus den USA. Hält der Shutdown länger an, wird die US-Wirtschaft zur Wundertüte. Erfährt sie einen Dämpfer, dürfte die Goldrallye weiter an Schwung gewinnen.