SNB-Vize Antoine Martin schiesst gegen Krypto
«Ich weiss immer noch nicht, wozu Bitcoin dienen soll»

Der Bitcoin stellte im August einen neuen Rekord auf – die Einschätzung des SNB-Vize Antoine Martin bleibt aber deutlich: Sein Wert sei «langfristig ungefähr null». Was der Banker von Kryptos hält und wo er die grössten Herausforderungen sieht.
Publiziert: 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 10:33 Uhr
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«Ich weiss immer noch nicht, wozu Bitcoin dienen soll»: SNB-Vizepräsident Antoine Martin hat keine Lust auf Kryptowährungen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SNB-Vizepräsident kritisiert Bitcoin und hält an konservativem Ansatz fest
  • SNB sieht Bitcoin als spekulativen Vermögenswert ohne langfristigen Wert
  • Jede neunte Person in der Schweiz handelte Ende 2024 mit Bitcoin
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Kryptowährungen und die Nationalbanken – das ist noch keine Liebesbeziehung. Keine grosse Zentralbank der Welt setzt auf Bitcoin, die älteste und grösste Digitalwährung der Welt. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) denkt nicht daran. Eine 2025 lancierte Volksinitiative will dies ändern – und die SNB zu Bitcoin-Investments verpflichten.

Nun hat sich der SNB-Vizepräsident Antoine Martin zum Bitcoin geäussert – und ungewöhnlich deutliche Töne gewählt. In einem Interview mit dem Westschweizer Wirtschaftsmagazin «L'Agefi» wurde er gefragt, ob er seine Meinung geändert habe, nachdem der Bitcoin einen Rekord nach dem anderen gebrochen hat und mittlerweile über 110'000 Dollar wert ist. Seine Antwort: «Ich habe gesagt, dass sein Wert langfristig ungefähr null ist. Und ich weiss immer noch nicht, wozu Bitcoin dienen soll.» 

Bitcon – laut SNB ein «Nischenphänomen»

Der Bitcoin sei ein spekulativer Vermögenswert, den man nur haben möchte, weil andere ihn auch haben wollen, erklärt Martin. «Solange Menschen bereit sind, Hunderttausende Franken dafür zu zahlen, wird er einen Wert haben. Aber was passiert, wenn diese Menschen sich fragen, was sie mit dieser digitalen Währung eigentlich anfangen sollen», meint er. Für die SNB sei der Bitcoin deshalb kein Thema. Auch die Volatilität sei zu hoch. 

Auch SNB-Präsident Martin Schlegel sprach sich schon öffentlich gegen den Bitcoin aus und nannte die Kryptowährung ein «Nischenphänomen». Jedoch handelte Ende 2024 laut einer Studie der Hochschule Luzern jede neunte Person in der Schweiz mit Bitcoin. Vor allem junge Menschen investieren demnach in Digitalwährungen, während die Babyboomer-Generation deutlich passiver ist.

«Die SNB manipuliert den Franken nicht»

SNB-Vize Martin äusserte sich im Interview weiter zu den aktuell grössten Herausforderungen – darunter die US-Zölle, die Schwäche des US-Dollars, die Risiken einer Deflation sowie die Stabilität des Bankensystems. Vor dem Hintergrund all dieser Risiken wollte die SNB an ihrem konservativen Ansatz festhalten. «Ja, unser Mandat ist klar: Preisstabilität gewährleisten und die Finanzstabilität im Auge behalten», so Martin.

Die SNB beobachte gleichzeitig die Auswirkungen der Zölle auf die Schweizer Wirtschaft genau, insbesondere auf Lieferketten und Exporte. Eine Aufwertung des Frankens sei aktuell eher eine Folge des schwachen Dollars als eines übermässig starken Franken. Trotz dieser Volatilität bestehe derzeit kein Deflationsrisiko.

Zur Geldpolitik erinnerte Martin an das SNB-Mandat der Preisstabilität. Dabei könne sie bei Bedarf auch marktpolitisch intervenieren. «Die SNB manipuliert den Franken nicht», betont er aber. Die SNB verhindere weder notwendige Anpassungen der Handelsbilanz noch versuche sie, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft ungebührlich zu steigern.

Negativzinsen funktionierten laut Martin

Negative Zinsen sind derweil offenbar nur unter strengen Bedingungen eine Option. «Die Anforderungen für die Einführung von Negativzinsen sind höher als für eine Zinssenkung im positiven Bereich», betonte Martin.

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Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten zwar gezeigt, dass Negativzinsen funktioniert haben. Sie brächten aber auch grössere Herausforderungen für Banken, Investoren und auch Haushalte mit sich, die dadurch grössere Risiken eingingen. «Dieses Phänomen kann langfristig negative Auswirkungen haben», warnte der SNB-Vize.

«Die Marktmechanismen funktionieren trotz Marktmacht von UBS»

Bezüglich Finanzstabilität betonte Martin, dass die Übernahme der Credit Suisse durch UBS positiv für den Schweizer Finanzplatz sei. Die neuen «Too Big To Fail»-Vorschriften sollen Martin zufolge die Widerstandsfähigkeit der UBS erhöhen, während kleinere Banken die Kreditversorgung der Wirtschaft sicherstellten.

«Die Marktmechanismen funktionieren trotz der Marktmacht von UBS. Kleinere Banken kompensieren teilweise reduzierte Kredite», sagte er. Insgesamt sehe die SNB jedenfalls keine strukturellen Engpässe im Kreditmarkt.

Abschliessend betonte Martin die Unabhängigkeit der SNB: «Unsere Entscheidungen basieren auf wirtschaftlichen Daten, nicht auf politischen Erwägungen. Ziel ist eine stabile Schweizer Wirtschaft, Preisstabilität und eine widerstandsfähige Finanzlandschaft.»

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