Wo Tropical Race 4 auftaucht, hinterlässt er eine Spur der Verwüstung. TR4 aber ist kein Tropensturm und auch keine rasend schnelle Yacht, sondern eine Bananenkrankheit. Jetzt ist der Pilz in Kolumbien aufgetaucht und hat damit den amerikanischen Kontinent erreicht. Zuvor wütete die Seuche bereits in Asien, Australien und Afrika. Befallene Bananen-Palmen sterben ab und müssen gerodet werden.
Gegen die aggressive Krankheit helfen kein Pflanzenschutzmittel und keine Behandlung. Wenns um TR4 geht, nehmen Experten deshalb auch das Wort Desaster in den Mund. Der Entdecker des Pilzes, US-Professor Randy Ploetz, glaubt, TR4 könne 80 oder sogar 85 Prozent der Jahresproduktion zerstören.
Die Verbreitung eindämmen
Kolumbiens Regierung hat denn auch sofort reagiert und den Notstand ausgerufen. Noch ist nur ein kleiner Teil der kolumbianischen Plantagen betroffen. Mit Desinfektionsmassnahmen soll verhindert werden, dass sich die Seuche ausbreitet. Es ist die einzige Möglichkeit, die Seuche einzudämmen.
TR4 greift die Cavendish-Banane an. Heute wird weltweit praktisch nur noch diese Sorte angebaut. Auch deshalb hat der Pilz so leichtes Spiel auf seinem Fresszug um die Welt.
Noch kein Zeichen für Knappheit
Die Banane ist des Schweizers liebste Frucht. Bei Migros und Coop das meistverkaufte Lebensmittel überhaupt. Beide haben Cavendish im Angebot, trotzdem beruhigen die Detailhändler. «Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es jedoch keine Verfügbarkeitseinschränkungen», sagt eine Migros-Sprecherin. Auch Coop ist nicht direkt betroffen. Von den betroffenen Plantagen bezieht der Detailhändler keine Bananen. Die Mehrheit ihrer gelben Früchte stamme aus der Dominikanischen Republik, Peru und Ecuador.
Entwarnung gibt vorerst auch Carmen Hug vom traditionellen Zürcher Bananenimporteur Bananen + Frucht. «Wir haben wie üblich volle Verfügbarkeit an Bananen», sagt sie auf Anfrage. Ihre Lieferanten hätten bisher nicht signalisiert, dass es zu einer Knappheit kommen werde.
Wenn doch? Dann gibts Ausweichmöglichkeiten. «Der Import würde dann aus anderen südamerikanischen Ländern wie Panama oder Costa Rica erfolgen», erklärt Hug. Falls auch diese Quelle versiegen sollte, gäbe es weitere Lieferanten in Afrika und Asien.
Für die Schweiz ist Kolumbien wichtig
Auch beim Preis ist Panik noch verfrüht. «Wir verhandeln jeweils einen Jahrespreis für die Bananen. Und wie es aussieht, gibt es für das nächste Jahr keine Schwankungen aufgrund von knappem Angebot», so die Bananenimporteurin.
Ecuador ist der grösste Bananen-Exporteur der Welt. Für die Schweiz ist heute Kolumbien wichtiger. Von den rund 50'000 Tonnen Bananen, die im ersten Halbjahr 2019 importiert wurden, stammten 22'000 Tonnen aus Kolumbien. Dahinter folgten Panama, Peru und Ecuador. Das zeigen die Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung.
Mit dem aktuellen Cavendish-Befall wiederholt sich auch ein Stück Geschichte. In den 1960er-Jahren nämlich wurde die Sorte Gros Michel von der Panamakrankheit TR1 befallen. In der Folge ersetzte die resistente Sorte Cavendish die zerstörten Gros-Michel-Plantagen. TR4 ist aber nun auch für diese Sorte zu viel.