Schweizer Privatbank steckt tief im Sumpf des Immobilienkönigs
Benko beschert Bank Bär blaues Wunder

Mit über 600 Millionen Franken steht der gefallene Immobilienkönig René Benko bei der Bank Bär in der Kreide. Was das für die Bank heisst und wie es um das wacklige Imperium steht.
Publiziert: 28.11.2023 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2023 um 07:16 Uhr
Der Signa-Holding droht die Insolvenz.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Ein Milliardär steht mit leeren Taschen da, sein Kartenhaus droht zusammenzubrechen. Das ist in aller Kürze das voraussichtliche Ende der Geschichte des österreichischen «Wunderwuzzis» und Immobilienkönigs René Benko (46) – und die Schweiz steckt mittendrin.

Allen voran die Bank Julius Bär, die am Montag offengelegt hat, wie tief Benko und seine schlingernde Signa-Holding bei der Zürcher Privatbank in der Kreide stehen: mit 606 Millionen Franken – der grössten Einzelposition im Private-Debt-Kreditbuch.

Natürlich nennt Julius Bär keine Namen, das verbietet das Bankkundengeheimnis. Trotzdem ist allen Beobachtern klar: Hinter den drei Krediten an «verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats» verbirgt sich die in Schieflage geratene Signa-Holding. 

Weitere Wertberichtigungen möglich

Schon vor ein paar Tagen hatten die Bären bekannt gegeben, Rückstellungen in der Höhe von 70 Millionen Franken getätigt zu haben. Nun bestätigt die Bank, dass diese Rückstellungen vor allem wegen der Signa-Kredite vorgenommen wurden.

Die Bank geht in die Offensive, bereitet Kunden und Anleger auf das Schlimmste vor. Sie schreibt davon, dass sie selbst einen Totalverlust der Benko-Kredite wegstecken könnte. «Julius Bär ist sehr gut kapitalisiert und ist unter jeglichen Umständen stets profitabel gewesen», beruhigt Bär-Chef Philipp Rickenbacher (52). 

Weitere Wertberichtigungen auf dem Signa-Portfolio dürften nicht ausbleiben. Zumal unklar ist, über welche Sicherheiten die Bank genau verfügt. Denn im Falle einer Insolvenz der ganzen Gruppe, stellt sich die Frage, ob die Immobilien wirklich noch so viel Wert sind, wie in den Büchern steht.

Was ist Globus wert?

Die Zeichen für Signa stehen auf Sturm. Schon am Dienstag könnte die Insolvenz für die ganze Gruppe angemeldet werden, wie der «Standard» unter Berufung auf Insider berichtet. Einzig erfolgreiche Verhandlungen mit einem US-Hedgefonds über eine kräftige Finanzspritze könnten die Gruppe noch vor dem Untergang retten. Am Freitag musste in Deutschland noch eine Signa-Gesellschaft einen Insolvenzantrag stellen. Weitere solcher Anträge seien in Vorbereitung. 

Mitten im Sturm: die Schweizer Warenhauskette Globus, die zur Hälfte zum bröckelnden Signa-Imperium gehört. Die andere Hälfte ist im Besitz der thailändischen Central Group. Diese könnte die Mehrheit an Globus übernehmen, wie sie es schon bei den britischen Selfridges-Warenhäusern getan hat. 

Allerdings stellt sich die Frage: Was ist denn Globus überhaupt wert? Möglicherweise nicht ganz so viel, wie in den Büchern steht. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, soll alleine der Flagship-Store einen Wert von 757 Millionen Franken haben. Das sind 4 Millionen weniger als kurz nach dem Kauf im Jahr 2020.

Mehr Schweizer Verflechtungen

Benko hatte viele seiner Liegenschaften in Zeiten tiefer Zinsen gekauft und sich dafür hoch verschuldet. So ist mit den Jahren ein unübersichtliches Konglomerat aus über 1000 Einzelfirmen entstanden. Sollten sich Käufer finden, müssten diese heute deutlich höhere Zinsen für die Finanzierung aufwenden. Dazu kommt, dass nach der Zinswende andere Anlagen als Immobilien deutlich an Attraktivität gewonnen haben. Die Folge: Insbesondere der Wert von Geschäftsimmobilien sinkt.

Mit verstrickt in das weite Geflecht der Signa-Holding sind auch Kantonalbanken, die vor allem im Zusammenhang mit der Übernahme von Globus Kredite und Hypotheken vergeben haben. Und als einer der Türöffner Benkos in der Schweiz gilt Schokolade-König Ernst Tanner (77). Gemäss der aktuellen «Bilanz»-Liste der 300 Reichsten in der Schweiz soll er 600 bis 700 Millionen Franken schwer sein – und über eine dreiprozentige Beteiligung an der Signa-Holding verfügen. Ein Anteil, der seinen Reichtum nicht weiter beflügeln wird.

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