Trump spricht über Zölle mit der Schweiz
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Lang erwartete Rede:Trump spricht über Zölle mit der Schweiz

Regierungsrat alarmiert: «Mit Abstand grösster Arbeitgeber im Kanton»
Warum die US-Zölle für Nidwalden die grösste Gefahr darstellen

Der US-Zollkrieg könnte Nidwalden besonders hart treffen. Knapp über 40 Prozent der Exporte des Kantons gingen 2023 in die USA, wobei die Pilatus Flugzeugwerke AG eine Schlüsselrolle spielen. Die drohenden Zölle gefährden den wirtschaftlichen Erfolg der Region.
Publiziert: 27.04.2025 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2025 um 17:34 Uhr
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Die Pilatus Flugzeugwerke erzielen fast die Hälfte ihres Umsatzes in den USA.
Foto: Katsuhiko TOKUNAGA/DACT INC.

Darum gehts

  • Nidwaldens Bevölkerung könnte vom US-Zollkrieg hart getroffen werden
  • Erfolg der Pilatus Flugzeugwerke wird zum Klumpenrisiko
  • Pilatus ist der grösste Arbeitgeber in Nidwalden
  • 40 Prozent der Nidwaldner Exporte gingen 2023 in die USA
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Bevölkerung von Nidwalden könnte der US-Zollkrieg besonders hart treffen. Kein anderer Kanton ist im Aussenhandel so stark von Exporten in die USA abhängig. 2023 gingen knapp über 40 Prozent der Ausfuhren in die Staaten. Entsprechend gross ist die Gefahr. Und das liegt vor allem an einem Unternehmen: an der Pilatus Flugzeugwerke AG. Von 1,6 Milliarden Umsatz im Jahr 2024 entfielen gemäss letztjährigem Geschäftsbericht fast die Hälfte auf den US-Markt.

Nidwalden zählt rund 45'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Pilatus Flugzeugwerke in Stans NW zählen beinahe 3000 Angestellte. Deren Produktion für den US-Markt wird nun durch den Handelskrieg belastet. Die USA erheben mit wenigen Ausnahmen neu einen Basiszoll von zehn Prozent auf alle Importe. Einfuhren von Stahl, Aluminium und Autos werden gar mit einem Zollsatz von 25 Prozent belegt. Im schlimmsten Fall droht ab Juli ein Zollsatz von 31 Prozent auf Schweizer Produkte.

Funkstille bis zum Ende der Zollpause

Blick wollte von Pilatus wissen, wie sehr diese Zölle den Standort Schweiz belasten. Beim Unternehmen sorgt der Handelskrieg für reichlich Unbehagen. «Pilatus wird sich innerhalb der gewährten 90-Tage-Frist nicht weiter dazu äussern», schreibt ein Mediensprecher. So lange hat US-Präsident Trump die höheren Zölle für mögliche Verhandlungen pausiert. Die Devise: Auf keinen Fall etwas sagen, das in den USA missverstanden werden könnte.

Doch bereits die aktuellen Zölle sind eine Hypothek: «Die Pilatus Flugzeugwerke AG ist weltweit präsent und daher – so wie viele andere Unternehmen in der Schweiz – ebenfalls von der Zollpolitik der USA betroffen», sagt der Nidwaldner Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Othmar Filliger (60) auf Anfrage. Er stehe im Kontakt mit dem Unternehmen, für das der US-Markt so wichtig sei.

«Mit Abstand grösster Arbeitgeber im Kanton»

Für den kleinen Kanton steht viel auf dem Spiel: «Die Pilatus Flugzeugwerke sind sehr wichtig für Nidwalden. Sie sind der mit Abstand grösste Arbeitgeber im Kanton und konnten sich in den vergangenen Jahren dank zahlreicher Innovationen sehr dynamisch und erfolgreich entwickeln», so Filliger. Die Zahlen belegen: Das Unternehmen legte allein im vergangenen Jahr beim Umsatz knapp elf Prozent zu und wies einen Gewinn von 243 Millionen Franken aus. In jüngster Vergangenheit schuf Pilatus in Stans mehrere Hundert neue Arbeitsplätze. Die Trainingsflugzeuge und Businessjets aus der Fabrikation von Pilatus sind in den USA ein riesiger Erfolg. Allen voran das Mehrzweckflugzeug PC-12, das 2023 das am häufigsten geflogene Geschäftsflugzeug in den USA war. 

Von der positiven Entwicklung der Pilatus Flugzeugwerke haben auch zahlreiche andere Unternehmen in der Region profitiert. Doch dieser Erfolgsgeschichte droht nun ein herber Dämpfer. Einer der grossen Konkurrenten Textron Aviation betreibt sein grösstes Produktionswerk in Wichita im US-Bundestaat Kansas. Sollten der Basiszoll bestehen bleiben, hätte Pilatus gegenüber US-Konkurrenten einen erheblichen Wettbewerbsnachteil. So sehr man sich in Nidwalden über die Entwicklung bei Pilatus freuen darf: Das Unternehmen stellt unweigerlich ein gewisses Klumpenrisiko dar. 

Immerhin verfügt Pilatus über ein Endmontagewerk in Broomfield im US-Bundesstaat Coloardo und kann so zumindest einen Teil der Zölle abfedern. In den kommenden Jahren sind zudem weitere Investitionen in den USA geplant.

Kann die Regierung helfen?

In Nidwalden setzt man derweil darauf, dass die Schweiz den Zollhammer abwenden kann. «Wir hoffen, dass die laufenden Verhandlungen der Schweizer Regierung mit der US-Administration rasch zu einer Verbesserung und Entspannung der Situation führen», sagt Volkswirtschaftsdirektor Filliger. Die ersten Reaktionen nach den Gesprächen mit den USA geben Grund zu vorsichtigem Optimismus

Die Regierung in Nidwalden sei grundsätzlich bestrebt, die Attraktivität als Wirtschaftsstandort kontinuierlich zu verbessern. Das sei eine Daueraufgabe der Regierung, so Filliger. Und davon sollen sämtliche Unternehmen im Kanton profitieren. «Spezifisch für die Pilatus Flugzeugwerke AG setzen wir uns auf kantonaler Ebene stark dafür ein, dass die Umnutzung und Modernisierung des Flugplatzes Buochs voranschreitet», führt er aus. Zudem evaluiere man derzeit weitere Massnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts.

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