Darum gehts
- Restaurant Spedition in Baden AG schliesst nach einem Jahr wegen finanzieller Schwierigkeiten
- Steigende Kosten, No-Shows und rückläufiges Mittagsgeschäft führten zur Insolvenz
- Neun Angestellte und mehrere Aushilfen verlieren ihren Arbeitsplatz
Die Lichter sind aus, die Küche bleibt kalt: Seit Montag ist das Restaurant Spedition im Merker-Areal in Baden AG geschlossen. Die beiden Pächter, Chris Hauber (37) und Kyu Grieder (34), geben auf – nach nur einem Jahr. «Wir lieben dieses Restaurant», sagen sie dem «Badener Tagblatt». Doch finanziell sei es nicht mehr tragbar gewesen. Die beiden haben auf eine gehobene Küche gesetzt, mit regionalen und saisonalen Zutaten. Rentiert hat sich das nicht. Nach Ostern melden sie Konkurs an. Neun Angestellte und mehrere Aushilfen verlieren den Job.
Das erste Jahr lief noch passabel, aber steigende Strompreise, teurere Lebensmittel – das Lokal verwendet zu 90 Prozent Schweizer Bio-Produkte –, höhere Miete und zu wenige Gäste machten den Betrieb zunehmend unprofitabel. Auch das wichtige Mittagsgeschäft – einst sichere Bank – sei eingebrochen. «Viele holen sich schnell etwas im Coop oder in der Migros. Oder wenn sie doch kommen, teilen sie sich einen Hauptgang und trinken Hahnenwasser dazu», sagt Küchenchef Hauber.
Team wollte sogar ohne Lohn arbeiten
Besonders bitter: In den Wintermonaten blieben viele Gäste einfach weg, obwohl sie reserviert hatten – teils Gruppen mit bis zu 20 Personen. Diese No-Shows machten den beiden Gastronomen schwer zu schaffen. Ende 2024 steckte das Lokal bereits tief in den roten Zahlen. Trotzdem kämpften sie weiter. Doch das neue Jahr brachte keine Besserung. «Wir merkten, das holen wir nie mehr auf», sagt Geschäftsführer Grieder dem «Badener Tagblatt».
Das Team – neun Angestellte und Aushilfen – bot an, unbezahlt weiterzuarbeiten. «Das konnten wir nicht verantworten», sagen die beiden gerührt. «Sie haben ja alle auch ihre finanziellen Verpflichtungen.» Immerhin: Für sieben der neun Angestellten hat Hauber bereits wieder einen Job gefunden, wie Hauber im Gespräch mit Blick sagt. «Das ist mir sehr wichtig.»
Auch privat wurde die Belastung immer grösser. «Uns selber haben wir schon seit Januar keinen Lohn mehr überwiesen», sagt Grieder. Und fügt an: «Am Ende hätten wir sogar riskiert, unsere Wohnung zu verlieren, weil wir die Miete nicht mehr zahlen könnten.»
Mit gebrochenem Arm serviert
Das traurige Ende der «Spedition» steht für viele Lokale im Land, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Hinter jeder Beizen-Schliessung steckt eine traurige Geschichte, stehen Wirte, die bis zuletzt für ihr Restaurant und dessen Gäste kämpfen. Und dabei an ihre Grenzen gehen. Oder darüber hinaus. Wie Stephan Peters (35) vom Restaurant Rosenburg in Wolfhausen ZH. Er hat im Februar im mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichneten Lokal zum letzten Mal Gäste bewirtet. Nicht einmal ein Armbruch hat ihn vom Arbeiten abgehalten. «Ich war zu 100 Prozent krankgeschrieben und habe trotzdem voll gearbeitet», sagt er. «Eine Woche nach dem Armbruch ist eine Gruppe gekommen, die habe ich dann halt mit dem linken Arm bedient», sagt Peters.
Kurz zuvor hatte Robin Leutwiler (34) bekanntgegeben, dass er sein Restaurant Steinerhof in Urdorf ZH per Ende Februar schliesst. Für ihn und seine Gattin Cristiana ist der Traum vom eigenen Restaurant geplatzt. Sie hören nach sechs Jahren erschöpft auf. Familienleben und 14-Stunden-Schichten liessen sich nicht mehr unter einen Hut bringen. Weil sie über Jahre zu wenig qualifiziertes Personal gefunden haben, mussten sie immer wieder selbst in die Hosen.
«An manchen Tagen stehe ich vierzehn Stunden in der Küche, weil ich niemanden habe, der mich ersetzen könnte», begründete der Geschäftsführer des Steinerhofs seinen Entscheid im Gespräch mit Blick. Um 23 Uhr schloss Robin Leutwiler das Restaurant zwar ab. Feierabend hatte er dann aber noch lange nicht. «Oft erledige ich noch bis um 1 Uhr Büroarbeiten, weil ich sonst nicht dazukomme», sagte er. Auf Dauer ist das kein Zustand, drum hörte er auf.