Das Gemüse war bereits gewaschen, die Kisten gepackt. Miro Weber (31) war bereit für den Wochenmarkt in Schaffhausen. Dann schickte der Bundesrat die Schweiz in den ersten harten Lockdown. Der Wochenmarkt war abgesagt.
«Für uns war das ein harter Schlag», erinnert sich Weber. Er führt seinen Biohof in vierter Generation. Sämtliche Produkte werden direkt verkauft. Die Grossverteiler Migros und Coop gehören nicht zu den Abnehmern.
Weber wusste plötzlich nicht mehr, wie er Geld in die Kasse bekommen soll, wenn er nicht am Markt verkaufen darf. Er nahm ein Video auf. 93 Sekunden lang. Adressiert an die «lieben Schaffhauserinnen und lieben Schaffhauser». Die Botschaft: Wir bleiben offen. Wir verkaufen vor Ort auf dem Hof in Neunkirch SH. Von morgens 8 bis abends 6 Uhr.
Grossandrang auf dem Hof
Weber stellte das Video auf Facebook und verschickte es via Whatsapp an Bekannte – mit umwerfendem Erfolg. Das Echo war so gross, dass der Landwirt die Verkaufsmenge zum Teil rationieren musste. Die Leute standen Schlange. «Der Ansturm war riesig», sagt Weber.
Der Bundesrat lockerte die Zügel. Weber ging wieder auf den Markt. Die Stammkundschaft war nun etwas grösser, die Ernte sehr gut, das Feedback der Abnehmer weiter positiv. «Eine schöne Entwicklung», sagt Weber. Am Ende des Jahres bleibt ein Plus von 20 Prozent. «Das ist ein gutes Ergebnis», freut er sich.
Weber erschloss in der Krise neue Verkaufskanäle. Er macht jetzt Gemüseboxen und liefert sie an andere Hofläden sowie an Privatpersonen. Es brauchte etwas, bis der Gemüseboxen-Dienst rundlief. «Jetzt ist es eine ganz schöne Menge», sagt der Landwirt, der bereits wieder auf die neue Saison schielt. In diesen Tagen beginnt die Aussaat für Salat, Kohlrabi, Blumenkohl und Broccoli.
Mehr Schweizer Arbeitskräfte
In der Corona-Pandemie hatte Weber verstärkt auf Schweizer Erntehelfer setzen müssen. «Das sind Junge, die im Lockdown nicht mehr arbeiten konnten», sagt der Schaffhauser. «Sie kamen zu mir, einige sind geblieben. Das freut mich sehr.»
Biobauer Weber ist kein Einzelfall. Nachhaltig in der Schweiz produzierte Lebensmittel waren im Corona-Jahr bei der Schweizer Kundschaft gefragt. Viele Bauernbetriebe nahmen Heimlieferdienste zum Hofladengeschäft ins Programm. Zahlreiche stellten Verkaufsautomaten auf.
Auch die grössten Online-Shops und Lebensmittel-Heimlieferdienste wie Farmy.ch erfuhren einen zweiten Frühling – und bauten ihren Personalbestand kräftig aus.