«Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates»: Mit dieser Zeile beginnt der Hit «Bauch Beine Po» der deutschen Rapperin Shirin David (30). Kurz nach Veröffentlichung zeigt sie auf der Kurzvideoplattform Tiktok, wie sie ihren perfekten Iced Matcha Latte mixt – der Clip hat rund neun Millionen Aufrufe.
Damit folgt David einem Trend, der gerade bei der Generation Z um sich greift: Kaffee? Nein danke. Matcha? Her damit! Das leuchtend grüne Pulver aus zerstossenen Grüntee-Blättern ist heiss begehrt. Auf Tiktok und Instagram zeigen Influencer verschiedene Matcha-Rezepte – auch Backwaren wie Guetzli oder Pfannkuchen – und schwören dabei auf die gesundheitlichen Vorteile. Mit den beliebten «The Matcha Club»-Cafés ist der Hype auch in Schweizer Städten wie Zürich angekommen.
Die Folge: Die Matcha-Nachfrage schiesst in die Höhe. Das Hauptanbauland Japan produziert fast ausschliesslich grünen Tee – Matcha gilt als eine besonders feine, pulverisierte Form davon. Und das Land exportiert davon so viel wie noch nie: Von Januar 2024 bis März 2025 stieg die Exportmenge um rund 22 Prozent. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die exportierte Menge fast verdoppelt.
Der Boom führt zu Problemen: Japanische Matchaproduzenten haben zunehmend Mühe, die explodierende Nachfrage zu decken.
«Die Warnzeichen sind da»
Das spürt auch Sebastyan Meixger aus Zürich. Der Jungunternehmer gründete vor fünf Jahren die Firma Matchaland Schweiz und importiert Matcha direkt aus Japan. «Unser Produzent hat uns bereits gewarnt, dass es in diesem Jahr aufgrund der hohen Nachfrage zu Lieferengpässen kommen wird», sagt er zu Blick.
Japanische Produzenten reagieren auf den Boom mit eingeschränkten Bestellmöglichkeiten oder höheren Preisen. So meldete die Firma Maruku Koyamaen – ein auf Social Media besonders beliebter Matchaanbieter – Ende Dezember auf ihrer Webseite, dass ihr Matchapulver komplett ausverkauft sei und man es nicht mehr erwerben könne. Meixger hatte bisher zwar keine Probleme mit Bestellungen – «aber die Warnzeichen sind da.»
Meixger's Sorgen teilt auch Ralph Grüniger (54), Geschäftsleiter der Luxus-Tee und -Kaffee-Firma Sirocco. Die beiden Familienbetriebe, von denen Sirocco ihren Bio-Matcha bezieht, stossen wegen der weltweit gestiegenen Nachfrage auch an ihre Grenzen. Der Sirocco-Chef weiss zudem: «Kühlere Temperaturen als gewöhnlich haben in einigen Anbaugebieten dazu geführt, dass die Blätter der ersten Ernte – des sogenannten ‹First Flush› – kleiner und weniger zahlreich ausfielen. Einige Regionen hatten zusätzlich Hagel zu beklagen, der die Teesträucher beschädigte.»
Preise steigen – auch für Konsumenten
Die Konsequenz: Einkaufspreise für Matchapulver – das wegen aufwendigerer Produktion ohnehin bereits teurer als Kaffee ist – werden steigen. «Wir rechnen damit, dass unsere Einkaufspreise um zehn bis zwanzig Prozent pro Kilo steigen werden», sagt Meixger.
Es sei deshalb sehr wahrscheinlich, dass sich dieses Jahr auch die Preise für Konsumenten erhöhen werden, so der Matchaland-Chef. Grüniger von Sirocco schliesst sich dem an: «Sollte der Preis tatsächlich um bis zu zwanzig Prozent steigen, wird sich das auch im Kaufpreis der Konsumenten widerspiegeln.»
Das kann beim eher teuren Hype-Getränk ins Geld gehen: Die beiden Matchapulver à 30 Gramm im Sortiment von Coop kosten derzeit rund 20 Franken. Ein mittelgrosser Matcha Latte kostet bei der Kaffeekette Starbucks 7.60 Franken. Steigt der Matcha-Einkaufspreis um zwanzig Prozent und wälzt der Anbieter meist einen Teil davon auf die Endkonsumenten ab.
Gibt es Ende Jahr kein Matcha mehr?
Die japanische Bio-Ernte aus dem letzten Jahr ist bereits komplett ausverkauft, weiss Grüniger von Sirocco. «Das bedeutet nicht, dass es in den Regalen kein Matcha mehr gibt – aber die Produzenten haben ihre Bestände bereits vollständig abgesetzt», erklärt er. Das sei im Vergleich zu vergangenen Jahren ungewöhnlich früh.
Dass Matcha-Fans in ihrem Lieblingscafé irgendwann gar keinen Matcha mehr bekommen, ist unwahrscheinlich. Dass er demnächst teurer wird, umso wahrscheinlicher.