Darum gehts
- Restaurant Mia Colpa an A13 ist beliebter Lost Place für Ruinen-Touristen
- Gebiet neu in roter Zone wegen Lawinengefahr, Projekt-Zukunft ungewiss
- 3 Millionen Autos fahren jährlich an der leerstehenden Raststätte vorbei
Das Restaurant Mia Colpa an der Autobahn A13 ist ein beliebter Lost Place. Ruinen-Touristen gehen dort ein und aus. Vor über 20 Jahren wurde in der Liegenschaft am Nordportal des San-Bernardino-Tunnels zum letzten Mal ein Kaffee serviert. Dabei liegt die Raststätte perfekt. Man kann sie von der Passstrasse her erreichen. Und von beiden Seiten der Autobahn. 3 Millionen Autos fahren jährlich an der Beiz vorbei.
Das leerstehende Restaurant in Hinterrhein GR mit 900 Quadratmetern Fläche ist seit Jahren auf dem Immobilienportal Homegate ausgeschrieben – zur Miete, Preis auf Anfrage. Es gibt sogar ein fixfertiges 20-Millionen-Projekt für die heruntergewirtschaftete Liegenschaft. Die Tessiner Immobilienfirma Seta aus Lugano, die das Gebäude vermieten will, schreibt vollmundig von den Möglichkeiten an einem «strategischen und absolut einzigartigen Standort». Das Restaurant biete eine «hervorragende Sichtbarkeit für jedes Geschäfts- und Gastronomieprojekt».
Raststätte neu in roter Zone
Diesen Plänen kommt nun der Kanton in die Quere. Das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden hat beim Tunnel-Nordportal die Gefahrensituation neu analysiert, wie die «Südostschweiz» berichtet. Das Ergebnis ist ein herber Dämpfer für künftige Investoren: Die bisherige Raststättenzone muss aus der Ortsplanung der Gemeinde Rheinwald GR gestrichen werden. Das Gebiet liegt neu in der roten Zone – wegen erheblicher Lawinengefahr.
«Gegen eine solche Neueinstufung kann man sich kaum wehren. Wir könnten ein Zweitgutachten in Auftrag geben, aber das wäre in diesem Fall wohl aussichtslos», sagt Gemeindepräsident Christian Simmen-Schumacher zur «Südostschweiz». Beim Bauamt der Gemeinde laufen Abklärungen, was überhaupt noch möglich ist auf dem Grundstück. «Was besteht, kann dank der Besitzstandswahrung im Status quo erhalten werden. Eine Sanierung ist machbar, aber keine Erweiterung», sagt Simmen-Schumacher.
Neues Restaurant und Strom-Tankstelle
Für das Raststättenprojekt dürfte das den Todesstoss bedeuten. Immobilienentwickler Seta wollte Fragen von Blick nicht beantworten. Angedacht ist ein neues Restaurant mit Snackbar, ein Laden für lokale Produkte sowie ein grosser Spielplatz. Die grosse Aussenterrasse soll auch Wanderer, Töfffahrer und Biker anlocken. Ein Bancomat richtet sich an internationale Reisende.
«Im ersten Stock befinden sich fünf Doppelzimmer, die als Unterkunft für Touristen angeboten werden können», heisst es in der Annonce. Zwölf Ladestationen für Elektroautos sind an einer der wichtigsten Verkehrsadern der Schweiz geplant. Ob sie jemals an den Strom angeschlossen werden, ist ungewisser denn je.