Kampf gegen Billigmode – Unterschriftensammlung gestartet
Public Eye stellt Forderung an den Bundesrat

Eine Abgabe auf Kleidungsstücke: Je umweltschädlicher das Produkt, desto höher der Betrag. Dafür sammelt die NGO Public Eye nun Unterschriften. Konsumenten könnten für Billigkleidung bald tiefer in die Tasche greifen.
Publiziert: 12:56 Uhr
|
Aktualisiert: 15:39 Uhr
1/5
Zu viele Altkleider: Public Eye geht mit einer Petition gegen Fast Fashion vor.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Public Eye startet Anfang Mai eine Petition gegen Fast Fashion
  • Die NGO fordert die Schaffung eines Modefonds zur Bekämpfung von umweltschädlicher Mode
  • Die Abgabe auf Kleidungsstücke könnte Fast-Fashion-Artikel verteuern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_199.JPG
Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Über 100'000 Tonnen Textilien landen in der Schweiz jährlich in der Kehrichtverbrennung oder werden ins Ausland exportiert. Im Schnitt wirft jeder von uns pro Jahr 14 Kilogramm an Schuhen und Kleidung weg. Ultrabillige Klamotten erschweren auch Textilsammelstellen ihre Arbeit.

Public Eye startet deshalb eine Petition: Die Nichtregierungsorganisation fordert vom Bundesrat, einen Modefonds einzurichten. Damit soll ultrabillige und umweltbelastende Fast-Fashion-Mode bekämpft werden. Wer solche verkauft, wird mit einer Abgabe zur Kasse gebeten. Auch Onlinehändler wie Zalando und Shein oder Plattformen wie Temu nimmt Public Eye in die Pflicht. «Diese bringen die Produkte in die Schweiz und sollen somit Verantwortung zeigen», sagt David Hachfeld (45), Textilexperte bei Public Eye, gegenüber Blick. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Für jedes Kleidungsstück sollen die Firmen eine Abgabe abdrücken: je umweltschädlicher das Produkt, desto höher der Betrag. «Die Abgabe soll eine Lenkungswirkung haben», so Hachfeld weiter. Bei kleineren Artikeln wie Socken und Unterwäsche könnte die Abgabe zwischen 50 Rappen und 1 Franken betragen. Bei einem Oberteil zwischen 1 und 2 Franken. Festlegen soll das eine Fachkommission. Secondhand-Kleidung soll verschont bleiben. 

Fast versus Ultra Fast Fashion

Seit den 2000er sind Marken wie Zara, H&M oder Chicorée mit günstigerer Mode und laufend wechselnden Kollektionen nicht mehr vom Schweizer Kleidermarkt wegzudenken. Als Erfinderin sogenannter Fast Fashion gilt die spanische Zara-Mutter Inditex.

Mit neuen Mode-Playern wie Shein oder Boohoo, die ihre noch günstigeren Klamotten fast ausschliesslich online oder via Social-Media-Apps verkaufen, taucht erstmals der Begriff Ultra Fast Fashion auf. Dabei orientieren sich die Produzenten an aktuellen Trends in sozialen Medien. Die Kollektions- und Produktionszyklen sind nochmals kürzer als bei Fast Fashion.

«Wir haben ein sehr breites Sortiment – aber es ist sehr flach», bestätigt eine Shein-Sprecherin. Für die meisten Designs produziert der Konzern 100 bis 200 Kleidungsstücke. Mithilfe von digitalen Technologien wird die Reaktion der Kundinnen in Echtzeit beobachtet. Kommt das Kleidungsstück gut an, wird nachproduziert.

Unglaubliche 6000 Artikel soll Shein so täglich auf den Markt bringen – also über 2 Millionen Artikel pro Jahr! Shein schweigt zu Zahlen. Zum Vergleich: Zara bringt «nur» gut 20'000 Artikel pro Jahr heraus, bei H&M sind es nochmals weniger.

Sowohl bei Fast als auch bei Ultra Fast Fashion kommen bei der Herstellung sogenannte Mischstoffe zum Einsatz. Dabei werden Naturfasern wie Baumwolle mit synthetischen Fasern wie Polyester oder Elasthan vermischt. Das Problem: Synthetische Kunstfasern sind alles andere als nachhaltig, da sie aus Kohle, Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Zudem lassen sie sich nur schwer bis gar nicht rezyklieren.

Da bei Ultra Fast Fashion vermehrt Billig-Mischstoffe zum Einsatz kommen, leidet die Qualität nochmals. Die Kleidungsstücke halten oft weniger lang, fusseln schneller oder leiern nach wenigen Waschgängen aus. Über deren Umweltverträglichkeit braucht man gar nicht erst reden.

Seit den 2000er sind Marken wie Zara, H&M oder Chicorée mit günstigerer Mode und laufend wechselnden Kollektionen nicht mehr vom Schweizer Kleidermarkt wegzudenken. Als Erfinderin sogenannter Fast Fashion gilt die spanische Zara-Mutter Inditex.

Mit neuen Mode-Playern wie Shein oder Boohoo, die ihre noch günstigeren Klamotten fast ausschliesslich online oder via Social-Media-Apps verkaufen, taucht erstmals der Begriff Ultra Fast Fashion auf. Dabei orientieren sich die Produzenten an aktuellen Trends in sozialen Medien. Die Kollektions- und Produktionszyklen sind nochmals kürzer als bei Fast Fashion.

«Wir haben ein sehr breites Sortiment – aber es ist sehr flach», bestätigt eine Shein-Sprecherin. Für die meisten Designs produziert der Konzern 100 bis 200 Kleidungsstücke. Mithilfe von digitalen Technologien wird die Reaktion der Kundinnen in Echtzeit beobachtet. Kommt das Kleidungsstück gut an, wird nachproduziert.

Unglaubliche 6000 Artikel soll Shein so täglich auf den Markt bringen – also über 2 Millionen Artikel pro Jahr! Shein schweigt zu Zahlen. Zum Vergleich: Zara bringt «nur» gut 20'000 Artikel pro Jahr heraus, bei H&M sind es nochmals weniger.

Sowohl bei Fast als auch bei Ultra Fast Fashion kommen bei der Herstellung sogenannte Mischstoffe zum Einsatz. Dabei werden Naturfasern wie Baumwolle mit synthetischen Fasern wie Polyester oder Elasthan vermischt. Das Problem: Synthetische Kunstfasern sind alles andere als nachhaltig, da sie aus Kohle, Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Zudem lassen sie sich nur schwer bis gar nicht rezyklieren.

Da bei Ultra Fast Fashion vermehrt Billig-Mischstoffe zum Einsatz kommen, leidet die Qualität nochmals. Die Kleidungsstücke halten oft weniger lang, fusseln schneller oder leiern nach wenigen Waschgängen aus. Über deren Umweltverträglichkeit braucht man gar nicht erst reden.

Die Händler würden die höheren Preise aufgrund der Abgabe wohl auf die Kundschaft überwälzen. Es kann also sein, dass sich gerade umweltschädlichere Produkte spürbar verteuern würden. «Wir hoffen, dass Händler ihr Sortiment anpassen und mehr nachhaltige Produkte verkaufen – dann sinken auch die Abgaben», sagt der Experte. Der Käufer soll zudem angeregt werden, seinen Konsum zu hinterfragen – und weniger Impulskäufe zu tätigen.

Zwei Vorstösse gegen Billigmode

Auch der Verein Fabric Loop geht gegen Fast Fashion vor und fordert eine Recyclingabgabe auf Kleidungsstücke – wie das bereits bei Elektronikartikeln üblich ist. Bei der Höhe der Abgabe richte man sich nach der EU: Dort werden Beiträge von maximal 70 Cent erhoben.

Gemäss Public Eye kommen sich die beiden Vorstösse nicht in die Quere. «Unser Vorschlag geht ein bisschen weiter als die Recyclingabgabe von Fabric Loop», so Hachfeld. Die Petition soll das Ganze auf eine gesetzliche Ebene bringen. Mit dem Modefonds soll die nachhaltige Textilindustrie finanziert werden.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.